Dass es passieren wird, war bekannt. Die große Frage lautete: wann und vor allem wo. Oscar Arnulfo Romero, der Märtyrer-Bischof aus El Salvador, wurde am 14. Oktober in Rom heiliggesprochen. Romero war Erzbischof von San Salvador und galt als "Bischof der Armen": Offen kritisierte er Ende der 70er-Jahre die Gewalt und die Ungleichheit in seiner Heimat El Salvador – damit machte er sich die Mächtigen des Landes zum Feind: Am 24. März 1980 wurde er am Altar erschossen, während er die heilige Messe feierte. Er wurde so zur Symbolfigur und zum Märtyrer des Einsatzes für Gerechtigkeit. Für die Menschen in Lateinamerika war Romero schon lange ein Heiliger.
Was machte das Besondere, das „Heilige“ an Romero aus? Natürlich seine Liebe zu den Armen und sein Einsatz für die Entrechteten. Sein Kampf für das Reich Gottes und gegen die Sünde, die nicht nur in individuellen Fehlhaltungen und –taten besteht, sondern auch in Form gesellschaftlicher Strukturen, die Schädigung und Zerstörung des von Gott gegebenen, „heiligen Lebens“ mit sich bringen. Papst Franziskus hat mit „Laudato Si“ deutlich gemacht, dass die Ausbeutung des Menschen und der Schöpfung zwei Seiten einer Medaille sind, dass der Einsatz für den Menschen und die Schöpfung für uns Christen ein Zeugnis für Gott, ein Zeugnis für unsern Glauben bedeutet.
Das Besondere an Romero war aber auch die lebensgeschichtliche Entwicklung, die er genommen hat. Er war ein eher ängstlicher Mensch, der sich mutig gemacht hat. Und er war jemand, der aus der Kraft seines Gottvertrauens und des Gebetes lebte. Sonst hätte er nicht mutig sein können und seine Jüngerschaft Jesu nicht konsequent bis zum Ende weitergehen können. Schließlich war es sein Zeugnis, das die Menschen ermutigt hat, zu sagen: Wir lassen uns das nicht bieten. Wir organisieren uns. Wir stehen zusammen.
Ich wünsche uns am Ende dieses Jahres dieses Vertrauen, das uns mutig macht – mutig für die Jüngerschaft im Einsatz für das Leben, für die Schwachen und Klein-Gemachten und mutig für unsere Mission in dieser Welt: Hinauszugehen, das Reich Gottes zu verkünden, Zeugnis zu geben und anderen Mut zu machen „es sich nicht bieten zu lassen“, wenn in Politik und Wirtschaft Menschen ausgegrenzt und abgestempelt werden.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und Vertrauen und Mut im Neuen Jahr wünschen Ihnen
Christian Zettl, Roland Reisenauer und Claudia List vom Referat Weltkirche
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