Ein weltkirchliches Ereignis im Oktober 2019 wirft seine Schatten voraus: Die Amazonien-Synode. In der Vorbereitung legte Papst Franziskus, wie schon anderen Gelegenheiten, großen Wert darauf, dass die Betroffenen und ihre Bedürfnisse gehört werden. Mehr als 85.000 Menschen v.a. aus dem Amazonasgebiet haben sich im Vorbereitungsprozess beteiligt. Es geht – ganz im Sinn der Enzyklika „Laudato Si“ - um das Hinhören auf den Schrei, der aus dem Amazonasgebiet emporsteigt und auf dem ganzen Planeten widerhallt: Ein Schrei der Menschen, die ihr Leben bedroht sehen, und ein Schrei der Erde bzw. Natur, die Gewalt erleidet.
Schon auf diese Weise geht von der Synode ein Zeichen aus, das für die ganze Weltkirche Bedeutung hat – sich von einer „allmächtigen“ und zentralistischen zu einer hörend-dialogischen und dienenden Kirche zu wandeln, welche die religiösen, kulturellen, ökologischen und gesellschaftlichen Bedingungen vor Ort ernst nimmt. Die Synode wird grundsätzliche Fragen angehen, die nicht nur das weit entfernte „Rand“-Gebiet Amazonien (das sich über 9 Staaten erstreckt), die indigenen Völker der Region und den Regenwald betreffen. Erwin Kräutler meinte jüngst in Vorarlberg, kurz, bevor es für ihn wieder nach Rom zu den Vorbereitungsarbeiten zur Synode ging: „Wir müssen verstehen, dass die Amazonien-Synode eine Angelegenheit der ganzen Welt ist. Es geht hier wirklich um Sein oder Nicht-Sein. Denn, wenn Amazonien nicht mehr leben kann, dann sitzen auch alle anderen auf einem absterbenden Ast. Warum? Weil Amazonien eine regulierende Funktion für das Weltklima hat. Während wir uns auf die Synode vorbereiten, geht es tüchtig weiter mit der Abholzung des Regenwaldes und die derzeit herrschende Regierung hat uns auch schon wissen lassen, dass sich die Welt nicht in die Angelegenheiten Brasiliens einzumischen habe.“
Doch auch die dortigen pastoralen Nöte betreffen uns genauso wie die ökologische Krise. Anja Appel von der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission: “Amazonien ist ein Spiegel, der uns die Dringlichkeit einer radikalen pastoralen, sozialen und ökologischen Neuorientierung deutlich vor Augen hält. Die Krise und Tragik Amazoniens ist Folge der Krise unseres globalisierten zerstörerischen Wirtschaftssystems und Lebensstils.“
Um diese lebensnotwendigen „neuen Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ (so der Untertitel der Synode) umzusetzen, braucht es ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit als Weltkirche - als weltweite Glaubens-, Lern- und Solidargemeinschaft von Wien bis Amazonien: „Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um gemeinsam unser Gemeinsames Haus zu hüten“ heißt es im Vorbereitungsdokument des universalkirchlichen Ereignisses. Das sehen auch wir vom Referat Weltkirche unseren Auftrag und werden - vernetzt mit anderen weltkirchlichen Einrichtungen - daran arbeiten, die Erkenntnisse der Synode wirksam in unseren Diözesanprozess einzubringen.
Denn es gibt nur eine Krise, die uns alle, unsere ganze Weltkirche und unsere Erde betrifft. In diesem entscheidenden Moment („Kairos“) gilt es, diese aus der Kraft unseres Glaubens gemeinsam und entschlossen anzugehen, um glaubwürdig Kirche zu sein, mit einer ganzheitlichen Umkehr ernst zu machen und – in unserer weltkirchlichen Verantwortung - ein „gutes Leben für ALLE“ zu ermöglichen: „Wir hoffen, dass diese Synode ein konkreter Ausdruck der Synodalität einer Kirche im Aufbruch wird, damit das Leben in Fülle, das Jesus der Welt brachte, bei allen ankommt, und besonders bei den Armen.“ (Synoden-Arbeitsdokument, Nr. 147)
Allen unseren Mitstreitern und treuen Lesern wünschen wir einen erholsamen Sommer!
Christian Zettl, Roland Reisenauer und Claudia List
vom Referat Weltkirche