Amazonien, das Klima und wir?
Zwei große Ereignisse, die unser Zusammenleben und unsere gemeinsame Zukunft auf dieser Erde betreffen, sind vorbei: Die Amazonien-Synode in Rom und der Klima-Gipfel in Madrid.
An Amazonien wird deutlich, dass der "Schutz des gemeinsamen Hauses", wie es Papst Franziskus in der Enzyklika "Laudato si" formuliert hat, zu einer Überlebensfrage der ganzen Welt geworden ist. Wie können wir den Herausforderungen Amazoniens von Europa aus gerecht werden? Was muss sich bei uns ändern, damit wir unseren eigenen Herausforderungen gerecht werden?
Für den Synodenteilnehmer Kardinal Schönborn gibt es dafür Schlüsselwort, das sich in allen Kapiteln des Schlussdokuments der Synode findet: "Konversion" (Umkehr). Die Synode war ein globaler Notruf, der zu einer Konversion im Sinne eines grundsätzlichen Umdenkens und einer umfassenden ökologischen, ökonomischen, kulturellen und pastoralen Umkehr führen soll.
Konversion - im Bewusstsein, dass wir NutznießerInnen der tragischen Ausbeutung in den meisten Teilen der Welt sind. „Das ist keine bequeme Wahrheit, über die wir uns freuen, aber es ist die Wahrheit. Unser bequemer Wohlstand hat einen Preis - und der ist sehr hoch. Das ist Teil einer Bekehrung, zu der wir aufgefordert sind“ meinte Josianne Gauthier, Generalsekretärin der CIDSE, des internationalen Verbandes katholischer Hilfsorganisationen, am Rande der Synode.
Das ist auch für Kardinal Schönborn klar: "Das Drama Amazoniens ist das Drama unseres Lebensstils" Der großflächige Anbau von Soja, einhergehend mit der Rodung tausender Quadratkilometer Regenwald, "das ist unser Fleischkonsum, das ist unser europäischer oder westlicher Lebensstil".
Und die Konsequenz daraus? Um ihren Willen zur nötigen Konversion zu bekräftigen, haben knapp 50 Bischöfe sowie 200 engagierte ChristInnen, darunter Priester und Ordensleute, bei der Amazonas-Synode einen neuen Katakombenpakt unterzeichnet (der an den „Katakombenpakt für eine arme und dienende Kirche“ anknüpft, den fast 54 Jahre zuvor an gleicher Stelle mutige Bischöfe wie Dom Helder Câmara während des Zweiten Vatikanischen Konzils geschlossen hatten). Darin heißt es unter anderem: „Vor der Lawine des Konsumismus führen wir einen Lebensstil, der freudig nüchtern, einfach und solidarisch mit denen ist, die wenig oder gar nichts haben.“
Doch neben unserem persönlichen Bemühen – aus der Kraft des Geistes – umzukehren, sind auch unsere Kirche und unser Staat gefragt: „Die Last einer Kehrtwende kann man nicht den Amazonasländern allein aufbürden und selbst keinen Finger rühren" bekräftigt auch Kardinal Schönborn. Um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden, braucht es verbindliche globale und nationale Beschlüsse und konkrete Solidarität mit den Völkern des globalen Südens, die die Kosten für die Verluste und Schäden durch Klimaereignisse zu tragen haben.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen zum Fest der Menschwerdung die Offenheit und Bereitschaft zu Erneuerung aus dem Geist und für das Jahr 2020 die Kraft und den Mut, die nötigen konkreten Schritte der Umkehr zu tun.
Ihr Referatsteam Christian Zettl, Roland Reisenauer und Claudia List
Copyright Foto oben: pixabay.com