Am Sonntag, den 4. Oktober, stellte der Vatikan die neue Enzyklika „Fratelli tutti” von Papst Franzikus offiziell bei einer Pressekonferenz vor. Das Datum ist nicht zufällig gewählt: Die Kirche feiert an diesem Tag den Gedenktag des heiligen Franz von Assisi, und zugleich endet ein ökumenischer Aktionsmonat für Umweltthemen, die „Schöpfungszeit". Seine Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato si" vor fünf Jahren fand weltweit als Aufruf zum Umdenken im Klimaschutz breite Beachtung. Dass „Fratelli tutti” daran anknüpfen wird, zeigt sich auch am Datum der gewählten Veröffentlichung.
Es ist die dritte Enzyklika des katholischen Kirchenoberhaupts. Es ist das erste Mal, dass ein Papst eine Enzyklika in Assisi unterfertigt. Die Unterzeichnung des Dokuments erfogte tags zuvor am Grab des heiligen Franz von Assisi in der Krypta der Basilika. Mit dieser symbolischen Geste möchte Franziskus den Inhalt des Schreibens hervorheben.
Schon bei einem ersten Querlesen wird klar: Papst Franziskus hat einen sehr starken, klaren und eindringlichen Text „über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“, so der Untertitel der Enzyklika, vorgelegt; gespickt mit einer schier unerschöpflichen Anzahl an starken Zitaten. Er ruft dazu auf, den Menschen wieder Hoffnung zu geben durch gelebte Solidarität mit den Armen und Schwachen unserer Gesellschaft. Dabei ist vor allem auch die Politik gefordert, global wie national gegen die strukturellen Ursachen von Ungleichheit und Ungerechtigkeit vorzugehen.
In seinen Überlegungen greift Franziskus dabei immer wieder auf frühchristliche Gedanken der Kirchenväter Johannes Chrysostomus und Gregor des Großen auf ("Wer den Armen nicht gibt, beraubt sie ihres Lebens, denn die Güter der Welt sind für alle da."). Aber auch von nichtkatholischen Personen wie Martin Luther King, Desmond Tutu, Mahatma Gandhi und Großimam Ahmad Al-Tayyeb lässt er sich inspirieren.
Alles in allem ein spannender Text, der uns sicher lange und intensiv beschäftigen wird. Bleibt zu hoffen, dass „Fratelli tutti” die gleiche Beachtung unter den Verantwortlichen dieser Welt erfährt wie "Laudato si" vor fünf Jahren.
Für alle Interessierten und alle die jetzt ein wenig neugierig geworden sind der Link zum Gesamtdokument in deutscher Übersetzung: Enzyklika "Fratelli tutti"
Viel Freude und Inspiration beim Studium wünscht Ihnen
Christian Zettl, Roland Reisenauer und Andrea Hussein
von Kirche im Dialog - Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit
Foto oben: vatican.va