Kirche trauert um Ecuador-Missionar Josef Heissenberger
Die Kirche in Österreich und in Ecuador trauert um Prälat Josef Heissenberger. Der am Abend des 5.Oktober 2021 im Alter von 83 Jahren verstorbene Priester der Erzdiözese Wien war fast vier Jahrzehnte lang Missionar in Ecuador, wirkte dort als "Pfarrer in einer Pfarre, die so groß ist wie eine Diözese" und Bischofsvikar der Erzdiözese Guayaquil. Er prägte dabei eine ganze Generation von Priestern auch aus Österreich, die an seiner Seite tätig waren. Zu ihnen zählt auch der heutige Kärntner Bischof Josef Marketz, der bei Heissenberger sein Diakonatsjahr verbrachte.
Josef Heissenberger berichtet von seinen jahrzehntelangen Erfahrungen als Missionar in Ecuador im Pflegeheim Mater Salvatoris (Foto: Mater Salvatoris)
"Er war für mich eine prägende priester-liche Gestalt und ist bis heute ein Vorbild", erklärte Marketz in einer ersten Stellungnahme. Das bei Heissenberger Gelernte sei für ihn bis heute als Bischof zum Grundsatz geworden. "Er hat mich in die Seelsorge eingeführt, in der er die Orientierung an der Bibel in besonderer Weise mit sozialer Sorge und Engagement für die Menschen verbunden hat", so Marketz. "Was würde Jesus in dieser Situation tun?": Das sei für den Missionspriester zeitlebens die Leitfrage gewesen, insbesondere bei Herausforderungen.
In der Bodenständigkeit, dem Sanftmut und der tiefen Freude Heissenbergers hätten unzählige Menschen die Nähe Gottes erkennen und spüren konnten, würdigte auch das von ihm begründete Krankenstationen-Netzwerk REDIMA der Erzdiözese Guayaquil in einem Nachruf den Verstorbenen. In der Kirche Ecuadors habe Heissenberger viele Hilfsprojekte für die Schwächsten gefördert.
Mariachi-Lieder singend verabschiedet sich Josef Heissenberger 2014 nach 38 Jahren pastoralen Einsatzes in Ecuador in einer Krankenstation des von ihm begründeten REDIMA-Netzwerks (Foto: El Universo)
Josef Heissenberger wurde am 15. Dezember 1937 in Zöbern (Bezirk Neunkirchen) geboren. Nach seiner Priesterweihe 1962 in Wien und Kaplanstätigkeit in Baden-St. Stephan und Wien-Weinhaus war er Dekanatsjugendseelsorger, Subregens im Wiener Priesterseminar und Polizeiseelsorger, ehe er am 1. September 1976 als "Fidei Donum"-Priester der Erzdiözese Wien nach Ecuador ging und dort bis 2014 als Missionar in der Erzdiözese Guayaquil tätig war.
Zunächst war Heissenberger Pfarrer in der Ortschaft Salitre, wo er eine Kirche errichtete. Ebenso an seinem nächsten, langjährigen Einsatzort Daule, wo Heissenberger 1983 zum Bischofsvikar für die Sozialpastoral der gesamten Erzdiözese Guayaquil - eine Art "Caritas-Direktor" - ernannt wurde. Zahlreiche Projekte entstanden auf seine Initiative: So etwa die Gründung einer Cooperativa-Bank, um Landarbeiter zum Ankauf von Saatgut zu verhelfen und vor der Schuldenspirale zu bewahren, sowie die Er-richtung einer Ambulanzklink, die unter anderem Unversicherte und Aidskranke behandelte. Für seinen Einsatz erhielt er als einer der ersten damit Ausgezeichneten 1983 den Romero-Preis der Katholischen Männerbewegung Österreichs.
Nachhaltig war auch das Engagement Heissenbergers für den Priesternachwuchs -in Ecuador wie auch in Österreich. Denn so wie er sein Gehalt aus der Erzdiözese Wien zur Gänze für die Unterstützung von Priesterstudenten aus Ecuador einsetzte, begeisterte er bei seinem Heimatbesuchen auch Geistliche aus Österreich für einen Einsatz in Südamerika. Mehrere folgten ihm über längere Zeit dorthin, darunter Helmut Nagorziansky, Bernhard Ruf und Herbert Leuthner oder eben auch der heutige Bischof Josef Marketz.
Dieses Wirken Heissenbergers war auch aus Sicht seiner ersten Heimat so bedeutsam, dass sein Einsatzort, das Vikariat Daule, in der Erzdiözese Wien bald als "eine Art viertes Vikariat" galt. Für die Betreuung der "Wiener" Seelsorger und Aufrechterhaltung der Verbindung zur Heimat war das ursprünglich von Weihbischof Florian Kuntner geleitete Referat für Mission und Entwicklungsförderung (später Referat für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit) der Erzdiözese Wien zuständig.
Todesparte der Erzdiözese Guayaquil, in der Heissenberger fast vier Jahrzehnte lang wirkte (Foto: Aquidiocesis de Guayaquil)
Aufgrund einer Erkrankung ging Heissenberger zunächst in Ecuador in Ruhestand und kehrte dann 2014 nach Österreich zurück. Die letzten Jahre verbrachte er im Pflegeheim "Mater Salvatoris“ der Salvatorianerinnen in Pitten, wo er am Dienstag verstarb. Das Begräbnis ist am Samstag, 16. Oktober in der Pfarre Oberaspang. Am 13. Oktober feiert die "Heimatdiözese" Heissenbergers eine Messe in der Kathedrale von Guayaquil im Gedenken an den "Priester, der unauslöschliche Spuren in Ecuador hinterlassen hat."
kathpress/red