Montag 2. Dezember 2024
Ansprachen, Reden und Vorträge von Kardinal Christoph Schönborn

Silvesteransprache 2019

Kardinal Christoph Schönborn zum Jahreswechsel 2019/20

Es war heuer fünfzig Jahre her, dass zum ersten Mal ein Mensch den Mond betreten hat, am 20./21.Juli 1969. Das Ereignis hat alle Menschen damals zutiefst beeindruckt. Mir ist ein Bild ganz besonders in Erinnerung: wie die Astronauten die Erde über dem Monat haben aufgehen sehen.    

Und zum ersten Mal sahen Menschen aus dieser Entfernung unseren wunderschönen, blauweißen Planeten, in seiner ganzen Zartheit, aber auch Zerbrechlickeit.                                                                                 

 

Seither sind fünfzig Jahre vergangen, es hat sich viel geändert. Auf den Bildern aus dem Weltall sieht man diese Veränderungen: die Polarkappen schmelzen, riesige Brände, katastrophale Wirbelstürme, der Klimawandel. Und in den  fünfzig Jahren ist die Weltbevölkerung praktisch um das Doppelte gewachsen.

 

Deshalb ist für das kommende Jahrzehnt und darüber hinaus  der Klimawandel die ganz große Herausforderung. Zweifellos ist die Politik gefordert, denn es geht um uns alle. Es geht um die Zukunft unseres Planeten. Wir sind uns bewusst geworden durch diese wunderbaren Bilder aus dem Weltall, dass dieses „Raumschiff Erde“ unsere Heimat ist. So, wie es der Heilige Franziskus im Sonnengesang gesagt hat: „unsre Mutter Erde“, die uns trägt und nährt.

 

Wie wird das kommende Jahrzehnt aussehen? Gehen wir auf Katastrophen zu? Ich empfinde oft, und ich denke es geht vielen so, eine große Ohnmacht. Wie wird es weitergehen? Oder: vielleicht wird es gar nicht so schlimm sein, wie manche meinen, um uns zu beschwichtigen?

Was können wir einzelne tun? Ich möchte drei einfache Dinge nennen, die wir tun können, jeder für sich und gemeinsam.

 

Das erste: Nichts ist es selbstverständlich. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir genügend Wasser haben, dass wir Luft haben, dass der Regen zu rechten Zeit kommt. Das sind alles Geschenke des Schöpfers, für die wir nichts getan haben.

 

Zweitens: Dankbarkeit. Es ist nicht selbstverständlich, dass uns das alles zur Verfügung steht. Deshalb ist die Dankbarkeit die Art und Weise, wie wir mit unseren Ressourcen behutsam, verantwortungsvoll umgehen. Ich schlage zum Beispiel vor, dass wir den Gebrauch des Wassers, das wir genügend haben in Österreich bewusst wahrnehmen- wie kostbar diese Ressource ist.

 

Und schließlich und letztens: Ich liebe ganz besonders ein Kirchenlied. Dort heißt es: „Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh’, mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu“ Wenn wir uns als Gäste auf unserer Erde benehmen, dann werden auch kommende Generationen auf dieser Erde Heimat haben können.

 

Es liegt auch in unserer Hand- ganz persönlich.

Ein gesegnetes Jahr 2020.

         

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