Recht auf Ästhetik
Auch heuer beteiligte sich das Liturgiereferat der Erzdiözese Wien bei der Fachmesse „KOINÈ“ in Italien. Vom 11. bis 26. April zeigte das Diözesane Museum von Vicenza Teile aus dem "violetten „Lebensbaumornat“.
Während der „KOINÈ“ wurde die rosa Kasel „Laetare&Gaudete“ in einer Ausstellung zeitgenössischer Gewänder gezeigt.
Für Sindelar ist im Hinblick auf die liturgischen Gewänder das Gegenüber von „edler Einfachheit eine oberflächliche Belanglosigkeit“. Damit meint er „das Fehlen von Individualität, eines kreativen schöpferischen Vorganges, der gepaart ist mit handwerklichem Können“.
Auch fromme Menschen hätten „ein Recht auf Ästhetik“, denn: „Ein erwachsen gewordener Glaube hat anderes verdient, als durch religiösen Kitsch klein und kindlich gehalten zu werden“.
Die Koinè zum Nachlesen
Recht auf Ästhetik - Artikel aus "Der Sonntag" vom 17. Mai 2015.
Fotogalerie von der Fachmesse Koiné
Das Paramentenatelier
Eine Idee trifft die richtigen Menschen: |
2006 entstand im Auftrag der Erzdiözese Wien ein Atelier für Paramentik mit dem Ziel: Entwicklung und Fertigung zeitgemäßer, exemplarischer Stücke gemäß dem Auftrag des II. Vatikanischen Konzils. Das Konzept entwickelten Dr. Hiltigund Schreiber, die damalige Leiterin des Referates für Kunst- und Denkmalpflege und Mag. Martin Sindelar, langjähriger Zeremonienmeister des Erzbischofs. Mit Sr. Imelda Ruf OSB konnte eine Fachkraft ersten Ranges für dieses Projekt gewonnen werden: Studium an der Akademie für angewandte Kunst und Kunstgeschichte, Meisterprüfung, Hand- und Designerweben in der Industrie- & Textilversuchsanstalt in Wien; Werkstättengründung 1967 in Linz, 1974 Übernahme in das Kloster der Benediktinerinnen in Steinerkirchen; Lehrtätigkeit, Mitarbeit in der Wirtschaftskammer; 1983/88/98 Aufträge für Besuche von Papst Johannes Paul II. in Österreich, 2003 Werkstättenaufbau in der Abtei St. Gertrud in Berlin-Alexanderdorf.
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Individualität und Innovation |
2010 wurde das Atelier dem Fachreferat für Liturgie unter der Leitung von Martin Sindelar eingegliedert. Damit wurde die Zusammenarbeit von Fachleuten aus dem Bereich Liturgie und Paramentik institutionalisiert. Alle Arbeiten folgen unter dem Motto „Individualität und Innovation“ den gleichen Grundsätzen: Echtheit und Schönheit des Materials, Dialog der Materialien, ausgefeilte Schnitte bringen die gewählten Stoffe zur Geltung, hohe Qualität in der Ausfertigung, Verzicht auf figürliche Darstellungen oder zierende Ornamentik, Berücksichtigung des Kirchenraumes, in dem die Gewänder primär getragen werden.
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Spezialität - Ornate |
Eine Stärke des Ateliers stellt die Konzeption und Ausführung ganzer Ornate dar. Dabei vereint sich der künstlerische Aspekt mit dem handwerklichen Know-How über Serienproduktion, Schnitte, technischer Umsetzbarkeit und dem Wissen um liturgische Tradition und historische Vorbilder. Ehrenvollster Auftrag war ein Grüner Ornat für die Eucharistiefeier von Papst Benedikt XVI. im Wiener Stephansdom 2007: Eine Kombination aus drei Seidenstoffen mit Flussperlen und Bernsteinen. Das Programm des „Weißen Ornates“ wiederum entfaltet sich in den 15 Gewändern für Priester und Diakone in einem Spiel von Horizontalen (Zeichen der Communio) und Vertikalen (Zeichen der Transzendenz), das seine Mitte in der Kasel des Bischofs findet.
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Paramente zum Ausleihen |
Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Auftrag zur Entwicklung von Gewändern, die Pfarrgemeinden als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden. Das Konzept dahinter: Gewänder werden für besondere Anlässe verliehen, um die Schönheit der Liturgie zu unterstützen und Gemeinden und Priester zu eigenen Aufträgen zu inspirieren. Aktuell entstehen dafür in Zusammenarbeit mit dem Graphiker und Künstler Mag. Heinz Ebner Paramentenstoffe in Drucktechnik.
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