Netzwerk "Miteinander für Europa" will Brücken der Hoffnung bauen
Etwa 100 Gäste aus verschiedenen Ländern und Kirchen waren zum Begegnungstag nach Wien gekommen. In Erinnerung an den „ganz großen Hoffnungs-Brückenbauer“ Martin Luther-King ermutigte Julia Schnizlein, auch heute mutig und visionär Gräben zu überwinden. (Foto: epd/Trojan)
Mutmachgeschichten von Menschen aus Europa
Im Rahmen eines Begegnungstages im Vorfeld des Europatages ermutigte das ökumenische Netzwerk „Miteinander für Europa“ dazu, unterschiedlichste Gräben zu überwinden. Unter dem Motto „Brücken der Hoffnung bauen“ trafen einander etwa 100 Personen aus verschiedenen Konfessionen und Nationen am 6. Mai im Schönstattzentrum am Kahlenberg bei Wien. Auf dem Programm des Tages standen Erfahrungen und Impulse zum zwischenmenschlichen Brückenbauen sowie zahlreiche konkrete Erfahrungen aus Österreich, Tschechien, Ungarn und anderen Ländern Osteuropas.
„Eine Brücke wird von wenigen gebaut, aber von vielen genutzt“, hieß es in der Einladung. Diesen Gedanken griff Pfarrerin Julia Schnizlein, Pfarrerin in der Lutherischen Stadtkirche Wien, in einem geistlichen Impuls auf. Einer dieser „Hoffnungs-Brückenbauer“ war für sie der Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King. Vor genau 60 Jahren hielt er in Washington D.C. seine bahnbrechende Hoffnungsrede „I have a dream“. Er habe damit „das Fundament für eine Brücke gelegt, auf der wir bis heute gehen und an der wir bis heute weiterbauen“, so Schnizlein. In dieser berühmten Rede zitierte King den Propheten Jesaja. „Auch Jesajas Volk litt unter Tyrannei, Krieg, Unterdrückung und Not“, erinnerte Schnizlein. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen weigerte sich Jesaja, die Hoffnung aufzugeben und hielt stattdessen „felsenfest an Gott fest. Er wollte den Menschen Hoffnung geben und eine Hoffnungsbrücke schlagen.“ Beide, betonte Schnizlein, „bezogen ihre Zuversicht und ihre Hoffnung nicht aus Naivität oder Weltfremde, sondern aus ihrem Vertrauen auf Gott“.
„Es braucht mutige Menschen, visionäre Menschen“, sagte Schnizlein, Menschen, die sich bewusst für die Hoffnung entschieden. Das bedeute, „das eigene Denken und Handeln nach Gott und nach dem Guten auszurichten“. Wie das funktioniert, könne man an den Sonnenblumen abschauen, die noch in der Nacht ihren Kopf in jene Richtung wenden, in der die Sonne aufgeht. „Mit dem Licht zu rechnen, das nenne ich Hoffnung“, unterstrich Schnizlein.
Religion als Inspiration für Politik und Gemeinwesen
Was Brückenbauen auf christlicher Basis für einen Politiker bedeuten kann, erläuterte Lukas Mandl, Abgeordneter zum Europäischen Parlament. Im Hinblick auf Martin Luther King meinte er, es sei „völlig klar, dass Staat und Kirche aus guten Gründen getrennt“ sein müssten, aber Religion und Spiritualität könnten Politik und Gemeinwesen inspirieren. „Miteinander und Kooperation“ hätten Europa auf friedliche Weise stark gemacht, Freiheit und Wohlstand gebracht. „Das gab es jahrhundertelang nicht“, erinnerte Mandl an die konfliktreiche Vergangenheit Europas, wo „Konfrontation und Krieg Brücken abgerissen haben“.
Was die Bedeutung des Glaubens betrifft, wies der Europaparlamentarier darauf hin, dass „die Idee der Menschenrechte ohne Judentum und Christentum nicht denkbar“ sei. Er selbst versuche im Rahmen seiner politischen Tätigkeit zu vermitteln, dass jeder Mensch kostbar und gleich viel wert sei. „Das müssen wir weitertragen, auch um anderen zu zeigen: Es ist möglich Gräben zu überwinden.“
Mutmachende Geschichten der Hoffnung
Den ganzen Begegnungstag über wurden Geschichten der Hoffnung aus verschiedenen Ländern präsentiert. Etwa zum Thema „Migrationsfähige Brücken“, „Ökumenisches Miteinander“, „Hoffnungsvolles Brückenbauen in der Wirtschaft“ und „im Dialog mit Muslimen“. Ganz praktisch wurde das Thema auch in den zahlreichen Begegnungen, Kleingruppen, Gebetszeiten und Gesprächen in den Pausen gespürt und gelebt.
„Miteinander für Europa“ ist ein internationales ökumenisches Netzwerk, in dem mehr als 300 christliche Gemeinschaften und Bewegungen verschiedener Kirchen verbunden sind. Auf christlicher Glaubens- und Wertebasis will es die Herausforderungen des Kontinents aufgreifen und sich für das Wohl der Menschen einsetzen.
Wir freuen uns über diesen Bericht des Evangelischen Pressedienstes www.evang.at
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(c) Bilder: Christoph Fürböck