Exerzitien-im-Alltag über Videokonferenz
Tipps und Hinweise für Begleiter/innen
Die Corona-Zeit hat uns gelehrt, dass es lohnenswert sein kann, sich online gemeinsam als Gruppe auf einen "Exerzitien im Alltag"-Weg zu machen.
Wir danken Roswitha Sternberg (Pfarrassistentin, Kalksburg), Sr. Christa Huber CJ (Kardinal König Haus), Sr. Joanna Jimin Lee MC (Quo vadis?) und Beate Mayerhofer-Schöpf (Pastoralamt) für folgende Tipps und Hinweise, die uns verraten, wie man Exerzitien im Alltag an die virtuelle Situation anzupassen könnte.
„Gott lässt sich durch die jetzige Situation nicht einschränken.
Er findet so viele Möglichkeiten, dem einzelnen mitten im Alltag
zu begegnen!“, ermutigt Sr. Christa.
3. Zum Ablauf eines Gruppentreffens
4. Wöchentliches Begleitgespräch
5. Die ganze Pfarre involvieren
Neuer Exerzitien-im-Alltag-Behelf erschienen!
1. Grundsätzliches
für Begleiter/innen von "Exerzitien im Alltag" in einer Videokonferenz
- Unbedingt auf gute Beleuchtung achten, sodass das Gesicht des/der Begleiter/in (BG) gut ausgeleuchtet ist.
- „Signale“ von Teilnehmenden (TN) sind online weniger deutlich. Daher zwischendurch öfter nachfragen, wie es geht und ob es Fragen gibt.
- Mit Headset fühlt sich die eigene Stimme für die TN „näher“ an. Das kann für die Begleitung in die Stille oder Anleitungen zum Gebet hilfreich sein.
Weitere grundsätzliche Hinweise finden Sie unter: "Gemeinsam Beten über Telefon, Skype und Co."
2. Vorgespräch
Es kann hilfreich sein mit allen TN vorab ein Telefongespräch zu führen, um das Interesse, die Voraussetzungen und die Möglichkeiten des TN zu klären. Bei der Video-Variante von Exerzitien im Alltag ist auch entscheidend, wie TN einen stillen Ort für die Zeit der Gruppentreffen finden können. Der Zeitpunkt des Gruppentreffens ist ja, im Unterschied zur täglichen Gebetszeit, nicht frei und unterschiedlich wählbar.
3. Zum Ablauf eines Gruppentreffens
Kreuzzeichen, Anfangsgebet, Lied:
Wege der zeitlichen Verschiebung während einer Übertragung ist es praktisch nicht möglich, gemeinsam ein Lied zu singen oder gemeinsam ein Gebet zu sprechen. Gut funktioniert aber, wenn alle bis auf eine Person ihr Mikro abschalten oder wenn Strophen in verteilten Rollen gesungen oder gebetet werden. Auch möglich ist es (für technisch Versierte), ein Musikvideo über den Bildschirm zu teilen.
"Am Beginn können etwa alle eine Kerze anzünden und in die
Kamera halten", spricht Sr. Joanna aus Erfahrung.
Begrüßung:
Am Beginn jeder/jedem die Möglichkeit geben, kurz zu Wort zu kommen. Das bildet Gemeinschaft und ist auch ein Test, ob das Mikro bei jedem/jeder funktioniert.
Ideen dazu: „Bitte mache einen Blick aus dem Fenster und beschreibe in 2 Sätzen, was du siehst“ oder „Was hast du heute zum Frühstück gegessen?“ oder „Wenn ich heute ein Tier wäre, dann wäre ich …“
Ab dem 2. Treffen: „Bringe bitte beim nächsten Mal etwas mit, das etwas davon erzählt, wie es dir in der vergangenen Woche ergangen ist.“
Möglichkeiten ohne Worte mit der ganzen Gruppe Kontakt aufzunehmen (diese kosten auch weniger Zeit): „Bitte zeichne auf ein Zetterl ein Emoji (Gesicht mit Gefühlsausdruck), das ausdrückt, wie du im Moment gestimmt bist, und halte es in die Kamera.“ „Nimm eine Körperhaltung ein, die deiner Befindlichkeit im Moment entspricht.“
Zur Ruhe kommen:
Die TN kommen vermutlich unmittelbar aus verschiedenen Alltagssituationen, zu denen sie evtl. weniger Abstand haben als in einem Präsenztreffen. Daher ist es besonders wichtig, gut Zeit und Möglichkeit zu geben, zur Ruhe zu kommen und die Gegenwart Gottes bewusst wahrzunehmen. Dazu eignen sich etwa eine Körperwahrnehmungsübung, Atemgebet, Leibgebet.
Wenn der/die BG Körperhaltungen, Gebetsgebärden u. ä. vorzeigt, ist es gut, wenn alle anderen die Kamera pinnen, damit dieses Fenster für alle groß sichtbar ist.
"Auch Leibgebet ist gut möglich. Wenn sich die Begleiterin/ der Begleiter
in einige Entfernung zur Kamera stellt, kann man sehr gut
ihre/seine gesamte Gestalt sehen." (Sr. Christa)
Rückblick auf die vergangene Woche und Austauschrunde
Stille (in diesem Fall, um den Gedanken und Erfahrungen der letzten Exerzitienwoche nachzuspüren) kann über Video leicht unangenehm empfunden werden, v.a. weil die Videoübertragung u. U. den Eindruck vermittelt, von allen angesehen zu werden. Daher empfiehlt sich, entweder alle TN zu bitten, ihre Kamera auszuschalten oder ihre Kamera auf einen anderen Gegenstand in ihrer Umgebung zu drehen (Kasten, Pflanze, Kerze …). Oder der/die BG teilt ein meditatives Bild oder ein Video mit meditativer Musik über den Bildschirm. Hilfreich ist vorab zu sagen, wie lang die Stille dauern wird.
Die Erfahrung zeigt, dass Austausch online meist ein bisschen mehr Zeit braucht als bei einem Präsenztreffen. Die Umgebung der TN unterscheidet sich und dies wird mitunter thematisiert. Zudem ist es weitaus schwieriger, sich gegenseitig online zu „spüren“. Ein Mehr an Worten gleicht mitunter diese Distanz aus.
Tipp: Alles, was man in einem Präsenztreffen in die Mitte legen würde, kann man für die anderen sichtbar in die Kamera halten (z.B. die im Exerzitien-im-Alltag-Behelf „Heute“ verwendete „Umrissfigur“). Wenn am Ende der Austauschrunde alle ihren Gegenstand gleichzeitig in die Kamera halten, entsteht so etwas wie ein „virtueller Kreis“ von Gegenständen.
"Auch über Videokonferenzen ist Austausch in Kleingruppen möglich. Zoom etwa bietet mit den Breakout-Rooms eine unkomplizierte Möglichkeit der Kleingruppenteilung." (Sr. Joanna)
Einführung in die nächste Woche, Impuls, Gebet
Tipp: Wenn man im Hintergrund (z.B. auf den Kasten) ein Plakat bzw. Flipchart aufhängt, kann man es wie in einer Präsenzveranstaltung benutzen (alle TN müssen dazu den/die BG im Video „pinnen“, damit diese/r groß im Bild ist; auch als Funktion "Video anheften" bekannt).
Über Video entwickelt sich im Vergleich zu einem Präsenztreffen nicht so leicht eine gemeinsame Gebetsatmosphäre. Der/die BG ist gefordert, gut ins Gebet hineinzubegleiten.
Während die/der Begleitende anleitet, können etwa alle anderen ihre Kamera abschalten. Auch möglich ist, die Kamera wegzudrehen (auf den Kasten, eine Zimmerpflanze, eine Kerze …). Oder die TN verlassen ihren Platz und gehen zu einer wenige Schritte entfernte Gebetsecke, die sie sich zuvor vorbereitet haben.
"Wenn die Meditation länger als 5 Minuten dauert, ist es sehr hilfreich,
wenn die Teilnehmenden aufstehen und sich im Raum einen guten Ort suchen. Ein gestreamtes Taize-Lied-Video kann helfen, eine gute
Gebetsatmosphäre zu unterstützen." (Sr. Joanna)
Die Gebetsunterlagen für die kommende Woche können z.B. wöchentlich per Email verschickt werden. Die Unterlagen für alle Wochen können auch zu Beginn der Exerzitien per Post versandt werden oder sie liegen zur Abholung in der Pfarre bereit. Die zweite Variante verleitet allerdings manche, mehr in den Unterlagen zu blättern als sich in den jeweiligen Tagesimpuls zu vertiefen. Manche senden täglich den Gebetsimpuls per WhatsApp (oder einem anderen Messenger-Dienst). Dies ist allerdings eine sehr aufwändige Variante.
Abschluss des Treffens
Gebete und Lieder werden besser in verteilten Rollen gesprochen bzw. gesungen (s.o.).
"Die Situation bringt uns dazu, nach neuen Wegen zu suchen.
Es braucht zwar ein Mehr an Vorbereitung und Aufmerksamkeit,
aber es lohnt sich." (Sr. Christa)
4. Wöchentliches Begleitgespräch
Besonders bei Exerzitien im Alltag, die über Video gehalten werden, gewinnt das Begleitgespräch, das der/die TN einzeln mit der/dem BG führt, besonders an Bedeutung. Dort können nicht nur der persönliche Gebetsweg, sondern auch Herausforderungen, die gerade durch die digitale Form auftreten können, gut besprochen werden.
5. Die ganze Pfarre involvieren
Ergänzend zu den Exerzitien kann man auch eine WhatsApp-Gruppe für einen größeren Kreis gründen - oder eine bestehende nutzen. Diese erhält ein paar Mal wöchentlich oder auch täglich - je nach den eigenen Möglichkeiten - einen kurzen Impuls (aus Exerzitien-im-Alltag-Unterlagen) zugesandt. Und wer mehr möchte, kann sich für die Vollversion entscheiden und bekommt die Unterlagen zugesandt, rät Roswitha Sternberg (Pfarrassistentin in Kalksburg).
"Viele freuen sich schon auf die WhatsApp-Nachricht von ihrer Pfarre, vor allem wenn sie immer zur selben Uhrzeit geschickt wird. Es ist ein Zeichen von Nähe und Zuwendung in einer Zeit, wo gerade der persönliche Kontakt so schwierig geworden ist." (Roswitha Sternberg)
Bitte um Ihre Erfahrungen!
Wir sind neugierig auf Ihre Erfahrungen! Kontaktieren Sie uns und erzählen Sie uns davon:
Dr. Beate Mayerhofer-Schöpf, 01/ 51552 3371, b.mayerhofer-schoepf@edw.or.at
Exerzitien-im-Alltag-Behelfe:
Link zu Behelfen
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