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Wir gedenken dankbar an...

unsere Verstorbenen Diakone der Erzdiözese Wien.

 

In diesem Licht lass sie schauen, was sie im Glauben bezeugt haben.

 

Evangelium von heute Lk 1, 39–45 Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. 39 In jenen...
Aktuelles

Das nennt man dann Veränderung

Max Angermann betrachtet Veränderungen (Schwerpunktthema der Diakontakte 2024_3) aus biblischer Sicht.

Der Mensch ändert sich im Laufe der Zeit, nicht nur biologisch, sondern auch in seinem Denken. Auch in der Natur geschieht ständige Veränderung, sogar gottgewollt. Vieles geschieht dabei prozesshaft, zunächst kaum merkbar, in der Rückschau sehr auffällig. „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden“ (Sören Kierkegaard, dänischer Philosoph 1813- 1855). Wir sagen dazu Reflexion, Erlebnisse ins Bewusstsein heben, sich nach innen beugen, kann zum Gebet führen.

 

Unser Leben besteht aus vielen Erlebnissen, Ereignissen, Entscheidungen, die nur in der Rückschau einen Sinn ergeben. Das macht unsere menschliche Natur aus. „Die Gnade setzt die Natur voraus und vollendet sie“ (Thomas von Aquin 1225- 1274). Wir sind in die Gesetzmäßigkeiten der Natur eingebunden, dadurch auch der Veränderung unterworfen und die Liebe Gottes wird uns prägen, wenn wir sie beantworten. Deshalb ist unsere Weiterentwicklung im Glauben, im Vertrauen so notwendig. Auch der Glaube in Gesellschaft und Kultur ist einer ständigen Veränderung unterworfen. Madeleine Delbrél, französische Mystikerin 1904- 1964) bringt das so zum Ausdruck: „Der Glaube ist wirklich wie eine arme Frau. Jedes Volk, jede Kultur und jedes Zeitalter schenken ihr ein Kleidungsstück. Wenn die Zeiten sich wandeln, ist ihr Gewand abgetragen. Sie muss neue Kleider bekommen, wenn sie sich nicht im Keller verstecken will. Aber ein Kleid ist ein Kleid und nicht sie selbst; wenn das Kleid gewechselt wird, bleibt sie selbst unverändert. So ist es auch mit dem Glauben. Wollte man ihm unter einem alten Kleid etwas von ihm selbst wegnehmen- womöglich die Fähigkeit, im Kleid der jeweiligen Zeit allen Zeiten nahe zu sein- dann wäre er nicht mehr er selbst.“ Dieses Bild zeigt sehr deutlich, dass es einerseits einen festen Glaubensbestand geben muss (Liebesgebot, Tod, Auferstehung, Dreifaltigkeit, Zwei Naturen- Lehre), der unverändert bleibt, im Bild der armen, alten Frau, andererseits wir aber in der Erkenntnis Gottes durch die Zeiten voranschreiten, sich daher der Glaube „verjüngern muss, damit er lebbar bleibt“ (Madeleine Delbrél).

 

So ist es auch bei uns, biblisch gesprochen: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.“ Soweit Paulus im 1. Kor.13,11.  Somit auch hier wieder Veränderung. Unsere Wohlstandsgesellschaft ist aber zu beachtlichen Teilen in den Glaubensfortschritten in den Kinderschuhen steckengeblieben, in etlichen Bereichen sogar kindisch, ängstlich, Verschwörungstheorien leicht zugänglich, fundamentalistisch. Eine erschöpfte unsichere Gesellschaft lehnt Veränderungen ab, vor allem auch deshalb, weil alles zu rasant geht, will möglichst viele, wenn nicht sogar alle Lebenslagen abgesichert haben. Für (Glaubens-)bildung bleibt da kein Platz mehr. Die Bibel als Buch der Lebens- und Glaubenserfahrung kennt sehr gut diese Unwilligkeit zur Veränderung, dargestellt am Beispiel Numeri 13,17- 14,30, wo Mose auf Befehl des Herrn Kundschafter ausschickt, sie sollten sich umsehen, wie dieses neue Land beschaffen ist, das der Herr ihnen geben will, ob es sich lohnt, dort hinzugehen und wie die Menschen dort sind, mit denen sie zusammenkommen, groß, klein, stark, schwach. Da kommen viele Zweifel über das Neue auf, viel Protest, nostalgische Gefühle, wären wir doch bei den Fleischtöpfen Ägyptens geblieben (Ex.16,3). Die Zukunft ist voll Unsicherheit, das Vertrauen in Gott fehlt, es mangelt an Glauben. Anders hingegen Abraham „Vater im Glauben“. „Geh in das Land, das ich dir zeigen werde“ (Gen.12,1), „Du wirst ein Segen sein“ (Gen.12,2). Der Segen gleichsam als Vorschuss der Liebe Gottes. Abraham willigt in diese Veränderung ein, er willigt in eine Zukunft ein, von der er nicht weiß, was auf ihn zukommt.

 

Wie ist das heute? Die Säkularisierung verwandelt auch die Religion und damit auch unseren Glauben, bietet aber für die Kirchen die Chance, von der Welt zu lernen. So taucht die Gretchenfrage (siehe Faust I) im neuen Gewand auf, wenn Religion sich wieder bemerkbar macht, von der man glaubt, sie wäre längst entschwunden. Siehe da, wir finden sie in Werbung und Politik durch Verwendung religiöser Sprache und Zeichenhandlungen, oft missverständlich oder bewusst missbraucht. Der Geist der Wahrheit liegt aber im Dialog und in der Pluralität der Anschauungen und nicht in gegenseitiger Schuldzuweisung.

 

„Der Geist weht, wo er will“ (Joh.3,8). Damals und heute gerade bei Menschen, die sich als nicht gläubig oder religiös bezeichnen, die bewusst der Institution Kirche fernbleiben, aber in ihren Taten lebendiges Christentum praktizieren. Wir reiben uns manchmal wund, an der Unbarmherzigkeit der Moralisten. Spätestens heute lehrt uns die Globalisierung, dass die weltweite Gemeinschaft der Christen nicht einheitlich ist, dass sich im Großen und Ganzen christliche Konfessionen einander nähern, freundschaftlich begegnen, große Unterschiede und Spaltungen aber innerhalb der eigenen Kirche(n) immer sichtbarer werden

 

Womit sollten wir beginnen, um der Veränderung Chancen einzuräumen? Der erste Weg ist der Weg zu sich selbst. „Erkenne dich selbst! Erkenne, was du bist“, so die Inschrift am Apollotempel in Delphi.  Viele haben große Angst vor Veränderungen, sind vor sich selbst auf der Flucht. Das ist innere Leere, die zur äußeren Unrast führt. Kann ich mich noch in dem Menschen erkennen, den ich jeden Tag im Spiegel erblicke? Der Weg zum Du, der Weg zum Nächsten, ändert mein SELBST, mein ureigenstes Wesen, das ist mein Innerstes, das nur mir zugänglich ist, ein Heiligtum, in dem Gott zu mir spricht. Das braucht Ruhe und Schweigen, so werden Berufung und Talente entdeckt,- nicht nur geistliche Berufungen- damit sich mein Äußeres, das ICH entfalten kann. Berufungen gibt es viele. Jeder Mensch ist gratia originalis, somit einmalig in seiner Berufung, unterschiedlich in der Zahl seiner Begabungen und Talente, beides bringt Veränderungen hervor. „Leben heißt sich verändern. Vollkommen sein heißt, sich oft verändert zu haben“ (Kardinal Newman 1801- 1890). Das ist eine lebenslange Aufgabe, die Martin Luther (1483- 1546) so beschreibt: „Das christliche Leben ist nicht fromm sein, sondern fromm werden. Nicht gesund sein, sondern gesund werden. Nicht sein, sondern werden. Nicht Ruhe, sondern Übung. Wir sind´s noch nicht, wir werden´ s aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber im Gang und Schwung. Es ist nicht das Ende, aber es ist der Weg. Es glüht und glänzt noch nicht alles. Es bessert sich aber alles.“

 

All das sind Begriffe, die Veränderung in ihrer Verschiedenheit beschreiben.

 

Ein Artikel von Max Angermann

 

Veränderungen

Persönlicher Rückblick / Changemanagement

Diöz. Institut für den Ständigen Diakonat
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