Zukunftsfähiger Glaube
Gerade weil unser Glaube sehr traditionsgeprägt ist und wir uns gern an bewährten Ritualen festklammern, ist eine Selbstvergewisserung und Neuausrichtung im Glauben wichtig.
In meinem Leben sind es drei Elemente, die mir durch Erfahrung und Gebet mit Jesus für einen zukunftsfähigen Glauben wichtig geworden sind:
Zuerst ist es das Fundament – der Boden – auf dem ich aufbauen kann. Dieses Fundament liegt in der Erfahrung: „Diesem Gott kannst du vertrauen!“. Dies ist für mich die Kurzfassung der Lebensbotschaft Jesu und ein tragfähiges Fundament für meinen Glauben und mein
Handeln. Jesu Leben bezeugt, dass wir – wie er – seinem Vater mit Haut und Haar, mit Leib und Seele, mit allem was wir sind und haben vertrauen können.
Diese Zusage der Treue Gottes zeigte sich als „todsicher“ über das Erdenleben hinaus. Dieses uneingeschränkte Vertrauen in Gottes Liebe wird in vielen Gebeten ausgedrückt:
z.B. im „Mein Vater, ich überlasse mich dir…“ von Charles de Foucault oder im kurzen Gebet von Romano Guardini „Immerfort empfange ich mich aus deiner Hand, das ist mein
Glück und meine Freude. Immerfort blickst du mich an und ich lebe aus deinem Blick. Lehre mich in der Stille deiner Gegenwart das Geheimnis zu verstehen, was ich vor dir und in dir und durch dich bin. Amen“.
VERTRAUEN, LIEBE, BEISTAND
Zweitens ist für mich die Erfahrung, die mir Jesus vorgelebt hat, wichtig:
Wie Jesus darf ich die Zärtlichkeit Gottes annehmen, die am Ölberg ihre Bewährungsprobe und im „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, von Jesus scheinbar einseitig getragen
werden musste. Die innige Beziehung mit seinem Vater, die ihm die Kraft gab, seine Sendung auf Erden zu erfüllen, bezeugt dies. Jesus hat es uns vorgelebt, was Zärtlichkeit annehmen
heißt. Um Zärtlichkeit austauschen zu können, muss der Empfangende seine Haut dem anderen ausliefern, sich berühren lassen.
Jesus hat in seinen schweren Stunden die Abwesenheit seines Vaters erfahren. Wie Jesus sind auch wir eingeladen „Gott unsere Haut auszuliefern“,damit er uns seine Zärtlichkeit erfahren lassen kann. Das braucht ein uneingeschränktes Vertrauen in den Geber, damit es zu dieser nahen Gegenwart kommen kann. So konnte Jesus in seinem Handeln auf Erden
die Zärtlichkeit seines Vaters weiterschenken und will, dass auch wir unser pastorales Handeln als Weitergabe der Zärtlichkeit Gottes an unsere Mitmenschen sehen und verwirklichen.
WENN ICH SCHWACH BIN, BIN ICH STARK
Was unser diakonales Handeln zukunftsfähig macht, ist drittens das bedingungslose Einlassen auf die Ohnmacht der Menschen und auf die Zusage „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“. Gerade weil wir als die von ihm erwählten „Diener“ zur Karriere nach unten berufen sind, als Menschen, die an der Not der Menschen nicht vorbeigehen können. Als Menschen, die in menschliche Abgründe, Kraftlosigkeit und Scheitern hineingezogen werden.
Menschen, die berufen sind „mit Betroffenen die Trümmer des Lebens zu beweinen“, können vertrauen, dass Er, der Auferstandene, mit uns ist und uns Kraft gibt. Wie der Auferstandene seine Jünger beim Fischfang nicht allein lässt, für sie ein Mahl bereitet und Petrus ermutigt, ins Wasser zu springen, so dürfen wir uns seiner Gegenwart und Hilfe gewiss sein. Die bleibende Gegenwart Jesu ist an die bedingungslose Liebe gebunden und wird dreimal erfragt: „Petrus, liebst du mich?“ Wer dieses „Ja Herr, du weißt, dass ich dich liebe“ mit ganzem Herzen täglich und in jeder Situation antworten kann, der ist hineingenommen in das Wirken des auferstandenen Herrn.
Jesus verlässt die Seinen nicht, er verlässt auch uns nicht, die wir in seinem Dienst heute stehen. Er erwartet unser “Ja Herr, du weißt...“ und wird unser Diakonat zukunftsfähig machen.