Donnerstag 12. Dezember 2024
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WJG 2026: Fragen aus dem Pfarrpraktikum;...

Wir gedenken dankbar an...

unsere Verstorbenen Diakone der Erzdiözese Wien.

 

In diesem Licht lass sie schauen, was sie im Glauben bezeugt haben.

 

Evangelium von heute Mt 11, 7b.11-15 + Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus In jener...
Frauen der Diakone

Dienende „Revoluzzer“

Diakontakte: Wie ist bei deinem Mann Thomas und dir die Idee des Diakonats entstanden und gereift?

Erni Radlmair: Thomas und ich lernten einander beim Theologiestudium kennen. Er war immer ein überzeugter, zuweilen kämpferischer Laientheologe mit einem kritischen Blick auf kirchliche Amtsträger, der sehr engagiert in seinem jeweiligen Tätigkeitsfeld arbeitete.

Als Pfarrleiter von Mannswörth änderte sich etwas in der Art, wie er seinen Posten ausfüllte. Da war eine neue Qualität, eine besondere Liebe zu dieser Gemeinde und den Menschen vor Ort und ich fragte mich, ob darin vielleicht eine Berufung sein könnte. Wobei ich fand, dass Gott einen schrägen Humor hat, wenn er gerade diesen Revoluzzer als Diakon haben möchte – aber die Ruah ist frei, sie weht, wann, wo und wie sie will.

Thomas war schön öfters von Priestern gefragt worden, ob er nicht Diakon werden möchte. Er erwiderte dann gern: „Erst, nachdem du Papst geworden bist.“ Das änderte sich, als er in Mannswörth von Gemeindemitgliedern darauf angesprochen wurde: „Wir wünschen uns, dass du für uns und mit uns Diakon bist.“ Diese Berufung aus der Gemeinde heraus war für mich die ausschlaggebende Autorität und für Thomas der Antrieb, sich diesem Prozess zu stellen.

Wie habt ihr beide und eure zwei Kinder die Ausbildungszeit erlebt?

Thomas nahm sich diese Zeit, um seine Berufung zu prüfen. Ist es wirklich das, was Gott von ihm will, dass er Diakon wird? Ich habe sein ehrliches Ringen geschätzt.

Die Ausbildung an sich fand ich schwierig. Sowohl an Fachwissen als auch an Begleitkompetenz habe ich in anderen Ausbildungen ein besseres Niveau erlebt. Da Kritik nicht gern gehört wurde, hielt ich mich nach der ersten Sommerwoche sehr zurück. Teilweise war ich ziemlich schockiert, wie mit manchen Männern aus der Gruppe umgegangen wurde. Mit den Frauen wusste man bei aller verbal ausgedrückten Wertschätzung wenig anzufangen. Ich finde es schade, dass man verheiratete Männer zu Klerikern macht und die Chance verabsäumt, dieses Amt vielleicht weiterzuentwickeln durch ein bewusstes Einbeziehen der Qualität, die ich „die Gnaden aus dem Ehesakrament“ nennen möchte. Man sollte nicht vergessen, dass die Berufung zur Ehe zuerst da war und die Paare aneinander gereift sind.

Ich fand das Engagement der Männer enorm. Sie bringen ihre Lebens- und Glaubenserfahrung ein und setzen viel Zeit und Energie ein, um Diakon zu werden. Die Gruppe wuchs im Lauf der Zeit zusammen, zu manchen Paaren entstand eine große Nähe.

Mirjam und Magdalena haben als Kinder zweier kirchlicher Angestellter schon einiges erlebt. Sie waren schon 18 und 15, als die Ausbildung anfing. Sie unterstützten Thomas, weil sie ihren Papa immer unterstützen würden bei Dingen, die ihm wichtig sind. Während der Familienwochen brachte sich Magdalena gern bei der Kinderbetreuung ein und Mirjam nahm sich viel Zeit für sich.

Dein Mann leitet als hauptamtlicher Diakon die Pfarre Mannswörth. Wie geht das mit dem Familienleben zusammen?

Thomas ist ein Einlasser, kein Abgrenzer. Er arbeitet so sehr mit Herzblut, dass ich ihn immer sehr deutlich erinnern muss, dass Freizeit auch schön und wichtig ist. Seit ich ihn kenne, arbeitet er in Pfarren. Zuerst ehrenamtlich, dann hauptamtlich. Wie alle Eltern mussten wir in der Zeit mit kleinen Kindern sehr gut planen. Als kirchliche Angestellte hatten wir einerseits größere Flexibilität in der Planung unserer Arbeitszeit als etwa Pflegepersonen oder Lehrer:innen, andererseits waren wir oft nicht gut kompatibel mit anderen Familien, die z. B. am Gründonnerstag einen Ausflug machen wollten. Unsere Töchter hatten einen Papa, der sie von der Schule abholte und für sie kochte, dafür aber viele Abende und fast jeden Sonn- und Feiertag arbeitete. Seit der Diakonenweihe kommen noch Taufen und Hochzeiten dazu. Bei aller Wertschätzung für die Wichtigkeit seines Dienstes würde ich mir mehr freie Wochenenden wünschen. Salopp ausgedrückt: Ich achte den Diakon, und ich möchte auch den Mann an meiner Seite erleben und mich an der Beziehung zu ihm freuen.

Mannswörth ist Teil der Pfarren-Gemeinschaft-Raum-Schwechat. Was sind die Schwerpunkte seiner Tätigkeit? Und wie gefällt dir das?

Thomas ist jetzt seit elf Jahren in Mannswörth. Da ist Vieles gewachsen, manches hat sich verändert. Es gab Konflikte auszustehen, Mitarbeiter:innen haben sich verabschiedet, neue sind dazugekommen. Als Pfarrleiter ist Thomas für alles zuständig von der Palmprozession bis zur Kirchenrenovierung. Ich finde es toll, dass er dran bleibt, dass er immer wieder Spuren entdeckt, denen er nachgeht. Seine ungebrochene Freude an der Erstkommunionvorbereitung begeistert mich besonders, er hat so eine Freude an den Kindern und ihrer Frömmigkeit der großen Augen und der offenen Herzen. Dass Kinder und Jugendliche einen Platz haben und die Liturgie lebendig und in verständlicher Sprache gefeiert wird, ist ihm ein großes Anliegen. Ebenso, dass die Alten und Kranken nicht vergessen werden. Er sieht so eine Fülle an Aufgaben, da reichen oft weder die Zeit noch die Kraft.

Hineingewachsen ist er in den Begräbnisdienst. Das fiel ihm zu Beginn sehr schwer, zunehmend merkte er, dass er die Menschen in dieser Situation gut ansprechen und begleiten kann. Es spricht sich herum, „wie schön er das macht“. Das gilt auch für Taufen. Wo er früher nur das Taufgespräch machen konnte, kann er jetzt auch die Taufen feiern. Ich bin froh darüber, dass er das gut und gern macht. Gerade diese Feiern können Menschen ansprechen, die sonst nicht so viel mit der Kirche zu tun haben (wollen).

Wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht, wird in Mannswörth gern in und rund um die Kirche gefeiert. Das Pfarrfest und der Adventmarkt sind richtig große Events, wo Thomas mittendrin ist. Ich schätze an der Gemeinde, dass sie sehr offen ist. Ich wurde dort immer sehr herzlich willkommen geheißen, auch wenn ich nicht oft dort bin. Wir wohnen ja in Wien und sind seit über 20 Jahren unserer Wohnpfarre Breitensee verbunden, wo unsere Kinder zur Erstkommunion und zur Firmung gingen und Mirjam jetzt mitarbeitet.

Welche Änderungen im Diakonat und in der Pfarre wünschst du dir?

Ich sagte schon in unserem ersten Gespräch am Diakoneninstitut, dass in meiner Vision von Kirche Charismen zählen und nicht Ämter. Ich würde in dieser Kirche kein Amt übernehmen wollen, als Frau komme ich ja auch gar nicht in die Verlegenheit. Ich glaube, dass es viel tiefgreifendere Änderungen braucht, als am Diakonat etwas zu ändern. Wenn die ständigen Diakone eine bessere Stellung erreichen, was ist dann mit den Frauen, die eine Berufung spüren? Wenn Diakone die Krankensalbung spenden dürfen, was ist dann mit den Krankenhausseelsorger:innen, die schon als beauftragte Seelsorger:innen vor Ort sind und die betroffenen Menschen begleiten?

 

Interview: Peter Morawetz

 

Veränderungen

Persönlicher Rückblick / Changemanagement

Diöz. Institut für den Ständigen Diakonat
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