Tun, wofür das Herz schlägt
Dein Mann wurde 2018 geweiht. Wie ist bei euch die Idee des Diakonats entstanden und gereift?
Die Idee des Diakonats entstand bei meinem Mann. Ich wäre ehrlich gesagt nicht auf diese Idee gekommen, war aber vom ersten Augenblick an dafür und hatte nie Zweifel, dass es eine richtige Entscheidung ist. Ich habe das nie verstandesmäßig durchgedacht, es war eine Gewissheit im Herzen. Für mich war klar, dass es nichts Besseres geben kann, als wenn sich dein Mann Jesus weihen will.
Wie habt ihr die Ausbildungszeit erlebt?
Mein Mann hat die Ausbildungszeit natürlich intensiver erlebt als ich, aber ich habe mich sehr eingeschlossen gefühlt, sowohl von ihm als auch von der Ausbildungsleitung. Ich war besonders von den Sommerwochen in Vorau begeistert, das war eine sehr schöne Familienzeit, hochprofessionell und einfühlsam organisiert. Ich habe mich sehr beschenkt gefühlt.
Dein Mann war früher im Kulturmanagement tätig und ist jetzt hauptamtlicher Diakon. Was hat sich für euch dadurch geändert?
Geändert hat sich, dass er einiges, was er vorher in seiner Freizeit gemacht hat, nun hauptamtlich tun darf. Aber natürlich ist der Aufgabenbereich jetzt viel größer. Es ist schön zu sehen, dass er genau das machen darf, wofür sein Herz schlägt. Gleich dabei blieb, dass die Hauptarbeitszeit am Wochenende ist. Die neue Herausforderung sehe ich darin, bei aller „Weltlichkeit“ der Kirche mit Sitzungen, Bürokratie etc. im Heiligen Geist und in der Freude zu bleiben. Ich sehe es als große Stärke meines Mannes, dass er diesen Spagat immer wieder gut schafft.
Macht es einen Unterschied, wenn – im Gegensatz zu den ehrenamtlichen Diakonen – Berufung auch Beruf ist?
Ja, es macht natürlich einen Unterschied. Ich sehe es als großes Privileg, dass Norbert hauptamtlich tätig sein darf. Sein diakonaler Dienst wäre mit unserer recht großen Familie – wir haben fünf Kinder – nur sehr eingeschränkt neben einem „normalen“ Brotjob möglich. Und das wäre schade.
Wie lässt sich der Beruf Diakon mit dem Familienleben vereinbaren?
Die Kinder und ich machen so gut wie möglich mit. Wenn es passt, nimmt mein Mann Kinder zum Ministrieren mit oder ich gestalte Wortgottesdienste musikalisch. Die Katholische Kirche „verordnet“ auch ein freies Wochenende pro Monat für hauptamtliche Diakone mit Familie. Hin und wieder „normal“ zur Messe zu gehen, ist natürlich auch schön und tut uns allen gut. Aber ich denke die Herausforderungen sind so wie bei anderen Berufen auch.
Was würdest du, wenn du könntest, in der Kirche ändern?
Ich würde ändern, dass man Kirche nicht als Verein wie z.B. den Fußballverein sieht (ich finde aber Fußballvereine natürlich toll) – im Sinne von „den einen interessiert's halt und den anderen nicht“ – sondern als familiäre Gemeinschaft, die für ALLE gedacht ist.