Donnerstag 26. Dezember 2024

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JULI 2024

DIE KATEGORIALE SEELSORGE

IM PORTRÄT

IN DER TERRORNACHT AM TELEFON

Die Telefonseelsorge 142 war eine zentrale Anlaufstelle für Menschen, die sich in Lokale retten konnten und dort ausharrten, aber auch für Angehörige der Wiener Polizei, die sich um ihre Männer im Einsatz sorgten.

Martin Stigler, der Leiter unserer Notfallseelsorge, kam am 2. November um 19:50 Uhr zu seinem (ehrenamtlichen) Dienst in die Telefonseelsorge. Bis 8 Uhr in der Früh betreute er viele mittel- oder unmittelbar Betroffene am Telefon. Hier sein Bericht über diese Nacht:

 

Wien / Stephansplatz, am 03.11.2020

 

Durch Zufall war ich zur Zeit des Anschlags am Telefon bei der Telefonseelsorge. Etwa 1 Stunde nach Beginn der Schüsse kamen ab 21 Uhr die ersten Anrufe von betroffenen Passanten, welche sich im Zentrum der Stadt befanden und nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten oder wie sie wieder nach hause kommen würden. Auch Angehörige von Personen, die sich im Zentrum aufhielten, meldeten sich mit Sorge um ihre Lieben.

 

Aufgrund der Gefahrenlage hielten U-Bahnen und Busse an Stationen und Haltestellen im Zentrum nicht mehr an, auch Taxis fuhren nicht mehr in die gesperrte Wiener Innenstadt ein.

 

Wir richteten an unseren PCs die Live-Berichterstattung des ORF bzw. die Übersicht der Wiener Linien zu aktuellen Störungen (wegen Polizeieinsatz) ein und konnten so unseren Anrufern bei Bedarf die aktuellsten Informationen der Einsatzkräfte und Ereignisse zum Einsatzgeschehen weitergeben.

 

 

Um 01:30 Uhr befanden sich noch immer zahlreiche Personen in Lokalen und Restaurants der Innenstadt – manche von ihnen inzwischen 4-5 Stunden in einem Ausnahmezustand.

Die Polizei bat sie darum, vorerst im Inneren zu bleiben. Mittlerweile konnten sie sich auf den Weg nach Hause machen. Die Polizeipräsenz in und um den Schwedenplatz leistete Schutz für ein sicheres Nachhausekommen.

 

Einige Anrufer berichteten davon, sich kurz vor dem Anschlag noch in der Innenstadt aufgehalten zu haben, bzw. dass sie sich nach Beginn des Anschlags sich gerade noch rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich entfernen konnten. Es war ihnen wichtig, ihre Angst und Bestürzung zum Ausdruck bringen zu können – Wut, Fassungslosigkeit, Hilflosigkeit, Ungewissheit und Sorge waren dann bis in die späten Morgenstunden die dominierenden Gesprächsinhalte …

 


 

Die zentralen Aufgaben der Notfallseelsorge

Die Betreuung von unverletzten Passanten, Zeugen, Angehörigen und Einsatzkräften bei Unfällen, Großschäden, Katastrophen oder in diesem Fall von Anschlägen gehören zu den zentralen Aufgabengebieten der Notfallseelsorge. Die Einbindung der NFS in leitende Krisenstäbe und Alarmierungs-Strukturen ist dazu eine dringende Voraussetzung und Notwendigkeit. Um für Notsituationen im Raum Wien gut vorbereitet zu sein, ist es wichtig Krisenpläne im Voraus zu entwickeln und auszuarbeiten – ein Netzwerk aufzubauen, auf das man im Notfall rasch zurückgreifen kann.

 

Gerne bin ich bereit mit den zuständigen Behörden und Magistratsabteilungen an diesen Plänen zu arbeiten und im Notfall mit dem professionellen Team der ökumenischen NFS für Betreuungen in den Einsatzgeschehen aktiv eingebunden zu werden.

 

mit lieben Grüßen

 

Martin

 


Mag. Martin Stigler

Diözesanverantwortlicher für Notfallseelsorge

 

Stephansplatz 6, 1010 Wien

Mobil: +43 676 75 30 003

E-Mail: notfallseelsorge@edw.or.at

www.kategoriale-seelsorge.at

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

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