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Ratschen – Geschichte und Bedeutung

Bräuche sind historisch gewachsene, nicht einheitlich geregelte Formen und Ausdrucksweisen kulturellen und religiösen Zusammenlebens. Gemeinsam ist ihnen meist die zu Grunde liegende Bedeutung, welche häufig auf ein kirchliches Fest zurückgeht. Dies gilt auch für den Brauch des ‚Ratschens‘, welcher in vielen Teilen Österreichs in unterschiedlicher Art und Weise in den Kartagen gelebt wird.

Der Tradition nach fliegen von Gründonnerstag bis zur Osternacht ‚die Glocken nach Rom‘. Während des Glorias in der Gründonnerstagsliturgie werden die Kirchenglocken sowie die Sakristei- und Altarglocken (meist von Ministrant/innen) durchgängig geläutet. Auch die Orgel spielt dabei für die nächsten Tage ein letztes Mal. Das Schweigen der Instrumente und Glocken bis zum Gloria in der Osternachtliturgie soll akustisch an das Leiden und Sterben Jesu Christi erinnern, welchem in den Kartagen gedacht wird.

Da in dieser stillen Zeit die Gläubigen jedoch trotzdem auf die verschiedenen Gebets- und Gottesdienstzeiten hingewiesen werden sollen, hat sich im Laufe der Jahrhunderte der Brauch des ‚Ratschens‘ vor allem im deutschsprachigen Raum entwickelt. Den genauen Zeitpunkt seiner Entstehung lässt sich nicht nachweisen, aber im Buch von Reinhard Kriechbaum „Scheller, Schleicher, Maibaumkraxler. Bräuche in Österreich: Fasching, Ostern, Frühling“ (Verlag Anton Pustet, Salzburg 2012) ist nachzulesen, dass bereits zur Zeit von Karl dem Großen im 8. Jahrhundert während der Heiligen Drei Tage geratscht wurde. Übrigens kommt seit langer Zeit auch beim jüdischen Purimfest eine Ratsche im Gottesdienst zum Einsatz.

 

Ratschen sind Holzlärminstrumente welcher in unterschiedlicher Größe und Bauweise existieren. So gibt es unter anderem kleine Handratschen, Schubkarrenratschen, Kastenratschen und große Turmratschen. In einem Video der Diözese Feldkirch sieht man, wie man sich eine einfach Handratsche zu Hause bauen kann: Ratschen bauen? Kinderleicht!

Die größte Osterratsche Österreichs steht übrigens in der Pfarre St. Michael in der Wiener Innenstadt.

 

Die Durchführung des Brauches ist regional unterschiedlich. So gibt es Pfarren, welche mit großen Kasten- oder Turmratschen nur vor der Kirche oder vom Kirchturm aus das Aveläuten sowie das Zusammenläuten für die Gottesdienste und das Wandlungläuten ersetzen. In anderen ziehen Ratschergruppen zu diesen Zeiten rund um die Kirche.

In den Pfarren der Erzdiözese Wien ist das Ratschengehen durch Gruppen von (Ministranten-)Kindern von Haus zu Haus sehr verbreitet. Dabei kommen entweder kleine Handratschen oder Schubkarrenratschen zum Einsatz. Auch hier gibt es wieder Unterschiede: In manchen Pfarren sind diese bunt geschmückt, in anderen ganz schlicht. Das Ratschen wechselt sich dabei beim Herumgehen mit ‚Ratschensprüchen‘ ab. Diese bringen die Einladung zum Gebet und Gottesdienst in meist gereimter Form in Worte. Teilweise werden die Ratschergruppen auch durch eine/n ‚Stabführer/in‘ oder ‚Klappermeister/in‘ angeführt. 

Vielerorts ist es zudem üblich, dass die Kinder für ihren Einsatz beim Ratschen entweder Süßigkeiten, Ostereier oder eine Geldspende erhalten. Letztere dient entweder als caritative Spende für die Pfarre oder wird unter den Ratscherkindern aufgeteilt.

 

Im Jahr 2015 hat wienerneudorftv einen Bericht über das Ratschen in Wiener Neudorf gedreht. Und in Berndorf im Triestingtal wird auch geratscht. Dies nur zwei 'visuelle und akustische' Beispiele für die vielen Pfarren, die in der Erzdiözese Wien diesen Brauch aufrecht erhalten. Im Jahr 2015 wurde das Ratschen in der Karwoche zu dem zum immateriellen Kulturerbe durch die Österreichische UNESCO-Kommission erklärt.

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