Seelsorge für Menschen in der Schubhaft in Polizeianhaltezentren
A) Überblick über die Aktivitäten
Das Schubhaftseelsorgeteam (aktuell Pater Albert Pongo SVD, Brigitte Koliander, Sr Elisabeth Salfinger, Sr. Maria Petra Schüttenkopf, Andrea Sommerlechner) betreut im Auftrag der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien die Polizeianhaltezentren Hernalser Gürtel und Rossauer Lände.
An diesen beiden Standorten wird vom Schubhaftseelsorgeteam seit Herbst 2010 abwechselnd jeden Samstag um 8:30 Uhr ein Gottesdienst gestaltet. Zusätzlich werden jeden Dienstag und Mittwoch Häftlinge in diesen beiden Anhaltezentren besucht, die ihren Bedarf nach einem seelsorgerlichen Beratungsgespräch geäußert haben.
B) Ziel der Schubhaftseelsorge
Schubhaft wird über Menschen verhängt, weil sie kein Zugangsrecht zum österreichischen Staatsgebiet haben – nicht weil sie kriminell sind. Trotzdem unterscheidet sich der Haftalltag für Menschen, die in der Schubhaft angehalten werden, und der Haftalltag für Menschen, die in Justizhaft sind, kaum. Im Fall der Schubhaft kommt noch die Unsicherheit und über die Dauer der Haft und die Ungewissheit, was danach sein wird, als extreme Belastung hinzu.
Wir sind der Überzeugung, dass die Menschen in der Schubhaft oft in einer psychischen und seelischen Ausnahmesituation sind, in der sie dringend der Begleitung bedürfen. Wir möchten diesen Menschen ermöglichen, mit uns und miteinander Gottesdienst zu feiern, wir möchten sie in ihrem Glauben stärken und ihnen in ihrer schwierigen Situation mit seelsorglichen Gesprächen zur Seite stehen.
C) Aufgaben der Schubhaftseelsorge
Seelsorgliche Gespräche: Viele Inhaftierte sind mit ihrer Situation in der Schubhaft psychisch und seelisch überfordert. Wir stehen für sie als Gesprächspartner/in zur Verfügung. Was kann das seelsorgliche Gespräch leisten? Ähnlich wie bei der Gefangenenseelsorge geht es darum, sich auf die „tiefe Diesseitigkeit“ (Dietrich Bonhoeffer) unseres Daseins einzulassen. Im Leiden und Mitleiden, im Scheitern und im Ertragen der Ohnmacht versuchen wir den Menschen nahe zu sein. Die Menschen in der Schubhaft wünschen diese Gespräche häufig. Es gibt oft bis zu zehn Personen, die sich nach dem Gottesdienst für solch ein Gespräch anmelden. Es finden nahezu jede Woche an beiden Standorten seelsorgliche Gespräche statt.
Gottesdienste: Die Eucharistiefeier soll Quelle und Zentrum des christlichen Lebens sein. Es sollte jedem Menschen, der das Bedürfnis nach dieser Feier hat, die Möglichkeit offenstehen, die Heilige Messe mitzufeiern. Die Eucharistiefeier, die Christi Gegenwart unter den Seinen bedeutet, kann Stärkung und Orientierung in diesem schwierigen Umfeld der Schubhaft sein. Als Schubhaftseelsorgeteam dürfen wir jeden Samstag einen Gottesdienst mit den Insassen - abwechselnd in der Rossauer Lände und am Hernalser Gürtel - feiern. Viele der Inhaftierten nehmen das Angebot dankbar an. Die Anzahl der Teilnehmenden variiert von Woche zu Woche stark, ganz selten ist das Angebot umsonst und es kommt niemand, meist nehmen zwischen zehn und dreißig Personen an den Gottesdiensten teil.