Tag 13 I Treffen mit den Leitern der Basisgemeinden
Am Sonntag fahren wir zeitig los nach Passi, einer Stadt im Inselinneren. Da unser Fahrer die Spezialhupe unseres Kleinbusses extra an der Tankstelle mit Druckluft aufgefüllt hat, geht es rasch, laut hupend voran bis zur Pfarre San Thomas, dann weiter über holprige, unbefestigte Straßen ins bäuerliche Hinterland, etwa 33 Km von der Stadtmitte. Ananasfelder nebst Mais, Zuckerrohr und Reis prägen die eher ärmliche Gegend. Nach rund 2 Stunden dann die begeisterte Begrüßung durch die Teams aus den kleinen Dörfern der Umgebung, in den farbigen T-Shirts ihrer Basisgemeinden. Sie sind stolz auf ihren Dienst und freuen sich über unseren Besuch.
Wir sollen lernen, wie die Gruppen zuhause in den Gemeinden Bibel teilen. Mit einem Sack Müll als Zeichen, sprechen wir in Kleingruppen über Situationen, wo sie sich wie Müll fühlen. Es geht um herablassende Behandlung wegen Armut, Familienstreit.
Doch inmitten des Mülls finden sich versteckte Perlen entsprechend der gelesenen Bibelstelle Mt 13,45-46: Wir sprechen über den Mut, den es macht, sich in und für die Gemeinde zu engagieren. Freude, wenn die Kinder und der Ehemann zuhören, wenn ihnen die Frauen vom Sonntagsevangelium erzählen und sogar gemeinsam in der Familie gebetet wird. Bereicherung, wenn es gelingt, zur Messe in der Pfarrkirche anzureisen, oder der Pfarrer einmal im Monat im Dorf vorbeikommt. Höhepunkt ist die anschließende Messfeier – quasi zweisprachig mit Father Robert und uns Priestern aus Österreich als Konzelebranten. 180 Mitfeiernde und immerhin 7 Männer aus den Dörfern.
Gemeinsam wird das Mittagessen geteilt und zu lauter Musik getanzt – bei allen ist die Begeisterung zu spüren. Es geht 2 Stunden weiter in die Pfarre San Miguel, zum Treffen mit den Leitern der Basisgemeinden und zahlreichen Mitarbeiterinnen. Vor 500 Jahren brachten die Europäer das Christentum in die Philippinen und nun bekommen wir neue Impulse zurück: Hier ist 1 Priester für 20.000 Gläubigen zuständig. Eine kleine Stadt mit 42 Basisgemeinden – zum Teil in der Stadt, zum Teil in Umlanddörfern.
2012 hat man in Anlehnung an die Diözesanziele eine Pfarrvision erarbeitet und nach intensiver Befragung der Menschen zwei Schwerpunkte herausgefunden: Hochzeitsfeiern für lange zusammenlebende Paare – im ersten Dorf 16 und gesamt etwa 70. „Eine christliche Pflicht". Die Hoffnung ist, dass dies die Familien den Basisgemeinden nachhaltig annähert. Zweiter Schwerpunkt ist der Marienmonat Mai mit täglichem Rosenkranzgebet und Blumengeschenken für die Gottesmutter in allen Dörfern. Kinder beten, Eltern kommen mit. Es gibt Bibelteilen und am letzten Maitag kommen alle im Pfarrzentrum zusammen.
Die Katecheten, meist Lehrer, erzählen von ihrem Engagement: Tauf- und Erstkommunionvorbereitung schließt die Eltern mit ein. 9 Schulen werden mit 45 Katechisten betreut. Neu hat man Jugendleiter in den Gemeinden gewählt, um die Arbeit mit jungen Menschen zu stärken. Neue Kommunikation via Facebook etc. wird genutzt.
Auffällig ist: Kirche versammelt zu über 90% Frauen, aber von 45 Wortgottes- dienstleitern sind 30 Männer. Es herrscht eine gewisse Machokultur, aber auch die Notwendigkeit, oft sonntags als Mann zu arbeiten. In den Dörfern kommen mehr Leute zur Kirche als in der Stadt – auch durch die Basisgemeinden, die immerhin bereits etwa ein halbes Prozent der Katholiken der Diözese umfassen – besonders die Armen werden so in den Pfarren sichtbar und unterstützt. So wird sich immer mehr der Erfolg einstellen – wenn man „dranbleibt bis zur Wiederkunft des Herrn!“.
Nach 14 Stunden Lernen feiern wir noch den Geburtstag von Diakon Boris Porsch und ein Teil der Gruppe besucht die Stadt, wo der Abschluss des großen Festivals del Santo Niño – des Heiligsten Kindes Jesu – von der Bevölkerung mit Paraden und Musik friedlich gefeiert wird.
Beim Heimkommen noch ein gespannter Blick auf die Handys, wie denn die Gemeinderatswahl in Niederösterreich ausgegangen ist...
Im Juli 2020 gibt es eine Summerschool mit dem BUKAL-Team in St. Pölten.