Novene zum Diözesanprozess |
Die Erzdiözese lädt zum Gebet für die Versammlung und den Diözesanprozess ein. Dazu ein Vorschlag für ein neuntägiges Gebet (Novene) zum Download der als Textheft.
Die Erzdiözese steht vor großen Herausforderungen und lädt besonders zum Gebet für die 4. Diözesanversammlung und den Diözesanprozess ein. „Wenn wir große Anliegen haben, Großes erhoffen und erwarten, betet wir Novenen“, so Kardinal Christoph Schönborn. Die Tradition des neuntägigen Gebetes (Novene) geht zurück auf die Apostelgeschichte: Die Apostel verharrten nach der Himmelfahrt Jesu zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern einmütig im Gebet. Glaubend warteten sie auf die verheißene Sendung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 1,13f).
So ein neuntägiges Gebet (Novene) für den Diözesanen Entwicklungsprozess und als Vorbereitung auf die 4. Diözesanversammlung hat die Stabstelle APG in Zusammenarbeit mit dem Liturgiereferat zusammengestellt. Es eignet sich für das Beten des Einzelnen genauso wie für den gemeinschaftlichen Vollzug.
Textheft als PDF-Version zum Download
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Donnerstag | Statement Erzbischof (Video) |
"Ich wünsche mir eine brennende Neugierde", sagt Kardinal Schönborn zu über 1.400 Delegierte bei 4. Diözesanversammlung. Der Prozess "Apostelgeschichte" geht weiter und ein Video ruft die vergangenen Meilensteine in Erinnerung.
Kardinal Christoph Schönborn und über 1.400 Delegierte eröffnen im Stephansdom die 4. Diözesanversammlung der Erzdiözese Wien.
"Ich wünsche mir eine brennende Neugierde für das, was Gott in unserer Zeit wirkt!" Mit diesen Worten eröffnete Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag, 17. Oktober 2013, die 4. Diözesanversammlung der Erzdiözese Wien. Er zog zusammen mit den zwölf jüngsten der über 1.400 Delegierten in den bis auf den letzten Platz gefüllten Stephansdom ein. Zu zwei Drittel waren die Delegierten aus den 660 Pfarren der Erzdiözese und zu einem Drittel aus Ordensgemeinschaften gekommen. Die Diözesanversammlung, die noch bis Samstag, 19. Oktober dauert, wird von Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel und Michael Scharf moderiert.
Der erste Tag der Diözesanversammlung war der Rückschau gewidmet. Die Delegierten erzählten einander, was in den drei Jahren seit der letzten Diözesanversammlung im Herbst 2010 geschehen war. Das Motto des Donnerstagabends war aus der biblischen Apostelgeschichte entnommen: Am Beginn des so genannten Apostelkonzils in Jerusalem heißt es von der jungen Kirche: "Sie erzählten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan hatte." (Apg 15,4)
"Wir haben Probleme, aber auch Wege!"
Kirche sei eine Erzählgemeinschaft, so Kardinal Schönborn: "Einander zu erzählen, das ist unser Modell", und weiter: "Ja, wir haben Probleme, aber wir haben auch Wege!" Konkrete Ereignisse der letzten drei Jahren waren etwa ein Zusammenkommen der Diözesanen Räte im Juni 2012 sowie die Veröffentlichung der Leitlinien für die Strukturreform im September 2012, in denen das Modell der Pfarre Neu erstmals vorgestellt wurde. Pilotprojekte der Strukturreform starteten in den Wiener Stadtdekanaten 10, 15 und 19.
"Sie erzählten…."
Gemeinsam mit vielen anderen legte der Kardinal in einem Kurzstatement ein Zeugnis dafür ab, wie er Gottes Wirken erlebt. Es sei besonders die Heilige Schrift, in der er das Wirken Gottes spüre: Obwohl er seit vielen Jahrzehnte predige und sich mit Theologie befasse, begegne ihm der Herr immer wieder neu beim Lesen der Schrift, so der Kardinal. Weitere Delegierte erzählten unter anderem von berührenden Momenten im Mutter Kind Haus "Emmanuel" im 20. Bezirk oder von einer Gebetsgruppe "Für neue Wege in der Kirche".
Programm in und um den Dom
Auch Menschen außerhalb des Domes werden eingeladen im Diözesanen Prozess Apg 2.1 mitzuwirken: Eine eigens eingerichtet CAFEdrale, ein Zelt beim Haupteingang zum Stephansdom, ist an allen drei Tage für die Öffentlichkeit zugänglich. Passanten sind zum Kaffee eingeladen und haben die Möglichkeit ihre Vorstellungen von Glaube und Kirche zu äußern. Die Statements werden gefilmt und zu einem Video zusammen geschnitten, das den Delegierten am letzten Tag gezeigt wird.
Gebet und Austausch
Jeweils rund 7-8 Stunden Gebet und Gespräch bestimmen die drei Tage der Diözesanversammlung: Auch der weitere Donnerstagabend steht im Zeichen von Gebet und Austausch: Auf eine eucharistische Anbetung folgt ein gemeinsames Abendessen, ein Film über die Zeit seit der ersten Diözesanversammlung sowie ein Nachtgebet.
Der Freitag ist ausgehend von einer Textstelle aus der Apostelgeschichte der Besinnung auf den gegenwärtigen Standort im Rahmen des diözesanen Entwicklungsprozesses gewidmet. Am Samstag soll ein Ausblick auf den weiteren Weg gemacht werden.
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Donnerstag | Statements |
"Zuhören mit Vertrauensvorschuss und Mut zum Ausprobieren". Das Leitungsteam Apg 2.1 kündigt erste "provisorische Ordnungen" für das Modell Pfarre Neu an.
Das Leitungsteam Apg 2.1 kündigt erste "provisorische Ordnungen" für das Modell Pfarre Neu an.
In Kürze werde eine provisorische Ordnung für die "Pfarre Neu" der Gemeinden im Wiener Stadtdekanat 10 herausgeben, kündigt Generalvikar Nikolaus Krasa am Donnerstagabend, 17. Oktober 2013, am ersten Tag der Diözesanversammlung an. Die Ordnung soll ausdrücklich ein Provisorium sein, "an dem man übt und lernt", betont Krasa.
"Ich hoffe, dass es in unserem Prozess gelingt gut zu zuhören, sagt der Generalvikar und ergänzt: "Ich bitte um den Vertrauensvorschuss, so manches mit Wohlwollen aufzunehmen!"
Der Diözesane Entwicklungsprozess sei größer und weiter als die Strukturreform, das müsse man sich immer wieder bewusst machen: Strukturen seien zweitrangig.
Die Priesterbegleitung sei ein wichtiges Anliegen, so Krasa und erzählt von den insgesamt 13 Priestertagen der letzten Jahres, die sich zunächst mit dem Thema "Gemeinsames Priestertum" und in diesem Jahr mit dem Thema "Pfarre Neu und diözesaner Entwicklungsprozess" befasst haben.
Eucharistie: bleibendes Zentrum der Kirche
"Das Angebot an Eucharistiefeiern in der Erzdiözese Wien ist relativ groß". Laut einer Studie des Wiener Liturgiereferats hätten von 660 Pfarren nur etwa 16 Kirchen am Sonntag keine Eucharistiefeier sondern einen Wortgottesdienst. "Im weltkirchlichen Vergleich ist das eine sehr kleine Zahl", so Krasa.
Das Leben aus der Eucharistie wird immer das Zentrum unserer Kirche bleiben. Das hält Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel fest, die ebenfalls Mitglied des Leitungsteams APG 2.1 ist. "Wir bemühen uns, dass möglichst wenige Kirchen am Sonntag ohne Eucharistie auskommen müssen". Doch auch das Versammeln um das Wort Gottes sei nicht zu unterschätzen, so Prüller-Jagenteufel: "Auch das ist eine Form, wie Christus in unserer Mitte gegenwärtig ist."
Eine "Rahmenordnungen für die Sonntagskultur" gehe derzeit durch verschiedene Gremien, sagt die Pastoralamtsleiterin und weist darauf hin: "Das ist keineswegs die Letztfassung, bis jetzt ist noch nichts beschlossen: Wir lassen uns gerne etwas rückmelden!"
Kirche braucht Erneuerung
Unabhängig von der Geldfrage und dem mangelnden Priesternachwuchs sei klar: Die Kirche brauche Erneuerung, betont Prüller-Jagenteufel, wobei es in erster Linie nicht um Strukturen gehe: "Kirche erneuert sich dort, wo wir uns um die Nöte der Menschen kümmern und dort, wo wir aus dem Versammeln um Christus leben."
Modelle für GemeindeleiterInnen?
Große Sorgen würden immer wieder im Blick auf die neue Leitungsstruktur der Pfarre Neu geäußert, so Andrea Geiger aus dem APG 2.1-Team. Sie erklärt: Wichtig sei es, zu beachten, dass von ehrenamtlich Leitenden - den zukünftigen Gemeindeleitern, -leiterinnen und Leitungsteams - nicht das Gleiche zu erwarten sein wird wie von hauptamtlichen Priestern oder Pastoralassistinnen und Pastoralasisstenten. "Wenn wir das erwarten, machen wir uns gegenseitig fertig!" Hier gelte es mutig zu sein und zu erwarten, dass möglicherweise etwas ganz Neues entstehen kann: "Wir werden vieles ausprobieren müssen, wir müssen uns trauen!"
Von den Klöstern lernen, und: immer noch lachen
Abt Johannes Jung OSB, Vertreter der Ordensgemeinschaften im Prozess APG 2.1 brachte Erfahrungen der Benediktiner ein: Eucharistie sei in den alten Klöstern eher selten gefeiert worden, das könne man aus der Regel des heiligen Benedikt herauslesen: "Das ist kein Vorbild für heute. Aber ich meine, man kann darüber gelassener reden", so Abt Johannes Jung. Ein zweites Detail: Nichtgeweihte Brüder seien in den Klöstern in allen Funktionen einsetzbar – außer als Abt. Auch gebe es Modelle von "geteilter Leitung unter einem Dach", so Abt Jung. Schließlich habe sich aus dem Gespräch mit seiner Sitznachbarin im Dom ein dritter Aspekt ergeben: "Ein fröhliches, lächelndes Gesicht in der Kirche tut uns gut: es ist einladend!"
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Freitag | Zeugnisabend |
Aufbruchsgeschichten über alle Grenzen hinweg. Abend der Hoffnung - Beispiele aus der Praxis. (Fotos)
Im Rahmen der 4. Diözesanversammlung gab es am Freitag, den 18. Oktober 2013, einen Abend der Hoffnung. Dabei wurde von verschiedenen Projekten berichtet, die über alle Pfarrgrenzen hinausgehen.
Nach den drei Diözesanversammlungen wurde in der Pfarre Cyrill und Method im 21. Wiener Bezirk die Idee einer Zukunftswerkstatt geboren. Rund 120 Mitglieder der Pfarre haben in Arbeitsgruppen Ideen für verschiedene Impulse, Projekte und Initiativen entwickelt. Der große Zulauf hat die Organisatoren positiv überrascht, berichteten sie vor den Delegierten im Stephansdom. Die Anliegen der Mission stehen auch beim neuen Pfarrgemeinderat, der 2012 gewählt wurde, einstimmig ganz oben auf der Agenda.
Ein Dekanat auf dem Weg zur "Pfarre Neu"
Aus dem Dekanat 10., das eine Pilotregion für den Entwicklungsprozess APG2.1 und die Pfarre Neu ist, kamen ebenfalls Menschen zu Wort. Sie berichteten von ihren Erfahrungen, so auch Dechant Pater Johannes Neubauer. Zwei Jahre hat er zusammen mit Kardinal Schönborn das Dekanat visitiert. "In unserem großen Bezirk hat sich ein lebendiges Gebiet gezeigt, in Pfarren, Schulen, Heimen, Spitälern und im öffentlichen Raum. Es war eine Offenheit und Freundlichkeit. Es gibt viel Potential in unserem Bezirk, auch wenn er kein Vorzeigebezirk in Wien ist. In diesen zwei Jahren der Umstrukturierung sind wir uns als Christen viel näher gekommen, in den Sitzungen wird gesprochen, aber auch gestritten. Ich genieße den Freiraum, der uns gegeben ist, da entwickelt sich manches was sonst nicht hätte entstehen können", so Dechant Neubauer.
Ein Beispiel aus Paderborn
Gäste aus der Diözese Paderborn in Deutschland berichteten von ihrem Strukturprozess. Dort wurde eine Stadt und zwei Dörfer, die vor dem Prozess fünf Pfarren waren, zu einer Pfarre zusammengelegt. Vor der Diskussion der Strukturen gönnte man sich ein Jahr der geistigen Berufung. Heute ist es so, dass ein Pfarrer begleitet von mehreren Priestern die neue Pfarre leitet. Ihm stehen Gemeindereferenten und ein ständiger Diakon zur Seite. Es gibt einen Pfarrgemeinderat und einen Kirchenvorstand, aber in den kleinen Strukturen vor Ort auch direkte Gremien, die Gemeindeausschüsse, "das sind die Kümmerer vor Ort", wie erklärt wurde. Sorgen und Ängste waren vor der Fusion da, nun sei man aber auf einem guten Weg eine zukunftsfähige Pfarre zu gestalten.
Jüngerschaftsschulen
Im 23. Wiener Bezirk entstanden in Zusammenarbeit von Fokolarbewegung und Pfarren Jüngerschaftsschulen. Dabei konnten sich mehrere Pfarren treffen, erlebten Gemeinschaft und die Freude am Glauben. Es sei eine gute Erfahrung gewesen zu sehen, dass wo Menschen sich treffen, auch der Glaube wächst.
Nächstenliebe ohne Grenzen
Ein Projekt, das ebenfalls vorgestellt wurde, war LeO+ Lebensmittel und Orientierung der Caritas. Über alle Pfarrgrenzen hinweg wird da in Wien bedürftigen Menschen geholfen. Lebensmittel werden vor der Vernichtung gewahrt und an Menschen, die sie brauchen können, verteilt. Dabei wird dann auch Sozialberatung der Caritas angeboten. Ein Projekt, bei dem sich mehrere Pfarren gemeinsam engagieren und aus dem viele Folgeprojekte wie eine Lernunterstützung für Kinder entstanden sind.
In vielen weiteren kleinen Beispielen zeigte sich an diesem Abend der Hoffnung wie bunt und lebendig die Kirche in der Erzdiözese Wien ist und welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn Menschen zusammenarbeiten.
Fotos
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Freitag | Statement Erzbischof (Video) |
Unser Weg ist ein entschiedenes Miteinander der Pfarren. Kardinal Schönborn bei Diözesanversammlung: Kein Priester-, sondern Christenmangel - Video.
Am zweiten Tag der 4. Diözesanversammlung nahm Kardinal Schönborn in einem Impuls zum bisherigen Verlauf und dem Gehörten aus den Arbeitsgruppen Stellung.
Die "dramatischen Veränderungen" in Kirche und Gesellschaft müssen als Chance gesehen werden, die Menschen neu für den Glauben zu gewinnen, so Kardinal Schönborn. Das könne freilich nur dann gelingen, wenn Laien und Priester gemeinsam wirken. Mit diesem Appell hat sich der Wiener Erzbischof am Freitagnachmittag, den 18. Oktober 2013, an die Delegierten der Vierten Wiener Diözesanversammlung im Stephansdom gewandt. Sein Impuls stand unter dem Titel "bis Christus in euch Gestalt annimmt". Es brauche eine neue gemeinsame Freude am Christ-Sein: "In dem Maß, in dem unsere Gemeinschaft im gemeinsamen Christ-Sein wächst, werden sich auch die meisten Strukturfragen lösen.", sagte Schönborn. Die verbleibenden praktischen Details seien dann auch keine unlösbaren Stolpersteine.
"Für euch darf ich Priester, mit euch darf ich Christ sein"
Der Kardinal wünsche sich von der Versammlung neue Impulse für Pfarrgemeinden, Orden und die vielen weiteren kirchlichen Einrichtungen der Erzdiözese. Er unterstrich das "gemeinsame Priestertum aller Getauften", das freilich dem geweihten Priestertum mit seinen besonderen Aufgaben und Diensten nichts wegnehme. Ausdrücklich dankte der Wiener Erzbischof den Priestern für ihren Dienst an Kirche und Menschen.
"Das Dramatische ist nicht der Priestermangel, sondern der Christenmangel", so der Kardinal, denn alle Christen, nicht nur Priester und Ordensleute, seien gesendet: Das ganze Volk Gottes sei gerufen. Kardinal Schönborn nutzte die Versammlung dann, um den Priestern ein bewusstes Wort der Ermutigung zu sagen, denn Gnade, Eucharistie und Lossprechung könne sich niemand selbst geben.
"Für euch darf ich Priester, mit euch darf ich Christ sein", so der Wiener Erzbischof zu den 1.500 im Dom versammelten Delegierten.
Strukturfragen stehen nicht an erster Stelle
Anhand der Zahlen der Stadt Wien machte Schönborn deutlich, dass es unbedingt eine Reform der kirchlichen Strukturen brauche, auch wenn die Strukturfragen nicht an erster Stelle im Erneuerungsprozess stehen. So gebe es in Wien 172 Pfarren und damit deutlich mehr als etwa vor 75 Jahren, "aber nur mehr halb so viele Katholiken". Hätten früher noch 50 bis 60 Prozent der Katholiken ihren Glauben aktiv praktiziert, seien es heute vielleicht noch fünf Prozent. Und das Fehlen der Jugend in der Kirche habe letztlich auch mit demografischen Entwicklungen zu tun.
Es sei sinnlos, sich eine Volkskirche wie vor 60 Jahren zurück zu wünschen. Diese Zustände werde es nie mehr geben, zeigte sich der Kardinal überzeugt: "Es geht nicht ohne Strukturveränderung." Aber: "Der Herr lädt uns ein, die Veränderungen als eine Chance für sein Wirken zu sehen. Ich wünsche mir, dass von dieser 4. Diözesanversammlung ein kräftiger Impuls ausgeht, dass wir uns noch intensiver unter das Wort Gottes stellen. Das ist spannend und bereichernd, betonte der Wiener Erzbischof.
Offenes Plenum
Im Anschluss an den Impuls von Kardinal Schönborn nutzten die Delegierten die Gelegenheit ihre Gedanken, Sorgen und Ideen beim "offenen Mikrofon" vorzutragen.
Themen, die angesprochen wurden, waren der Wunsch, dass Laien, die Gemeinden leiten mehr gefördert und unterstützt werden, sowie die Spannungen zwischen Priestern und Laien. Zu diesen Spannungen sagte Schönborn: "Das sind strukturelle Spannungen, die hat es immer schon gegeben. Immer dort wo Amt ist, fehlt auch Verständnis." Er rief beide Seiten dazu auf, jeweils der anderen zuzuhören und dankte dezidiert dem Steuerungsteam dafür, dass sie so viel in den Pfarren der Diözese unterwegs sind.
Weg ist ein entschiedenes Miteinander der Pfarren
Deutlich wurden dabei auch die Ängste lebendiger Gemeinden und das Gefühl, dass zu wenig wertgeschätzt würde, was bereits an Struktur vorhanden ist. Auch der Eindruck, dass der Diözesane Entwicklungsprozess zu ziellos sei, kam zur Sprache. Die Frage nach dem Ziel sei klar, so Kardinal Schönborn: "Das Ziel der Christen ist das ewige Leben. Unser Ziel ist nicht in dieser Welt, auch wenn wir uns heute vielleicht zu wenig darüber reden trauen. Aber es gibt Teilziele, um die wir miteinander ringen. Das Ziel ist es jetzt zu leben und jetzt das Reich Gottes zu verkünden."
"Es gibt wunderbare, lebendige Pfarren", so Schönborn. Es sei unsinnig ein Raster über die ganze Diözese zu legen und diese Pfarren einzuengen, aber es gäbe auch Pfarren, die aus dem letzten Loch pfeifen würden und da sei es Leitungsverantwortung zu schauen, wie man diesen Pfarren helfen könne. "Wir müssen zusammenarbeiten. Die Seelsorgeräume im Vikariat Süd sind eine Etappe am Weg, es muss eine Grundorientierung geben. Der Weg, den wir zu gehen haben, ist ein entschiedenes Miteinander der Pfarren." Das werde im Norden, im Süden und in der Stadt anders sein. Es gehe darum das vielfältige kirchliche Leben zu vernetzen, in einer großen Gemeinschaft, das sei das Ziel der so genannten "Pfarre Neu".
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Samstag | Statement Steuerungsgruppe |
Träumen wir das Unmögliche und schaffen das Mögliche. Statements der Bischofsvikare und des Leitungsteams APG2.1 am Ende der 4. Diözesanversammlung.
Statements der Bischofsvikare und des Leitungsteams APG2.1 am Ende der 4. Diözesanversammlung.
Samstagvormittag, 19. Oktober 2013, gaben die drei Bischofsvikare der Erzdiözese Wien ein kurzes Resümee über die bisherige Diözesanversammlung.
Es begann Bischofsvikar Weihbischof Stephan Turnovszky aus dem Vikariat Nord (Unter dem Manhartsberg): "Es ist eine große Herausforderung den geistigen Prozess und die Sachfragen zusammen zu halten und nicht voneinander abgehoben zu sehen. Es geht um die Frage wie man das in die Pfarren transportieren kann." Im Herbst würden über das Vikariat verteilt acht regionale Pfarrgemeinderatstreffen statt finden mit dem Sinn sich geistlich und sachlich zu verzahnen. "Es geht darum Informationen aus erster Hand zu geben, damit die Menschen nicht auf Gerüchte zurückgreifen müssen. Die Kommunikation muss deutlich erlebbar werden." Auf der Ebene der Pfarren gibt es die Bitte bis Weihnachten sich einmal zum Bibel teilen zu treffen.
Von Jänner bis April werde es Überlegungen zur Struktur geben, wie die größeren Einheiten vor Ort aussehen könnten. "Die großen Räume werden in erster Linie Pfarrverbände sein. Das ist ein erster Schritt", so Turnovszky, der allen dankte, die sich am Prozess im Norden beteiligen.
Zeitplan für die Stadt steht
Bischofsvikar Dariusz Schutzki von Vikariat Wien Stadt erinnerte daran, dass der Prozess verschiedene Geschwindigkeiten haben. "Es gibt Koordinierungsteams die zu Dekanatsversammlungen einladen, alle Priester, Diakone, Hauptamtliche, alle PGRs, alle Orden, die in Wien eine immense Kraft haben, die Bewegungen und anderssprachigen Gemeinden sowie die Vertreter der Religionslehrerinnen und Lehrer." Es werde Momente brauchen, in denen man sich auf das Wesentliche besinnen könne.
Im Zeitplan für Wien Stadt stünde als nächster Punkt im November eine erste von vielen Dekanatsvollversammlungen an. Dabei würden verschiedene Arbeitsgruppen zu Themen wie Personal, Caritas und Finanzen gebildet. Von Mai bis Juni 2014 soll es eine erste Zwischenbilanz geben, in der die Ergebnisse der Arbeitsgruppen präsentiert werden.
"Gott will das Heil der Menschen"
"Es ist gut gemeinsam unterwegs zu sein", so Rupert Stadler, Bischofsvikar für das Vikariat unter dem Wienerwald: "Es ist wichtig, Bestehendes zu würdigen und wertzuschätzen, aber auch Neues in den Blick zu nehmen. Es geht um den Blick auf das Fundament: Gott will das Heil der Menschen. Ein Blick auf die konkrete Situation: Die Realität in den Gemeinden. Ein Blick auf den Weg: Es ist ein Weg mit Christus, wir sind gesendet hinauszugehen."
Es tue sich bereits viel im Vikariat, erklärte Stadler, so gäbe es allein seit Jänner 2013 alleine sechs zusätzliche Seelsorgeräume und vier weitere seien starbereit, darunter auch ein von einer Stiftskirche betreuter. Es müsse klar sein, dass sie Seelsorgeräume ein Zwischenschritt sind, ein Teilziel auf dem Weg. "Wir müssen alle Kräfte einsetzen eine einladende Kirche zu sein."
Es fehlt an einer Kultur des Ausprobierens
Die Frage wie es weiter gehe, sei natürlich auch eine Frage der Diözesanverwaltung. Es gäbe bereits eine Verwaltungsreform hin zu schlankeren kleineren Strukturen, die still und leise begonnen habe. Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel wies erneut auf die Mitarbeiter im Pastoralamt hin, die den Prozess begleiten. "Oft sind Fragen nach dem Rahmen gestellt worden. Es wird mit Hochdruck an einer Rahmenordnung für den inneren Aufbau der Pfarren und ihren Gemeinden gearbeitet. Es geht um das Miteinander von eigenständigen Gemeinden. Der Vorschlag wird nächste Woche dem Bischofsrat vorgelegt. Diese Ordnung wird erst in den Pilotregionen ausprobiert. Es fehlt dieser Kirche eine Kultur des ausprobieren. Reden wir drüber, verhandeln wird."
Andrea Geiger vom Steuerungsteam betonte: "Die Diözesanleitung hat sich auf einen Prozess eingelassen, mit allen Unsicherheiten und Schwierigkeiten. Trauen wir uns gegenseitig zu, dass Fehler passieren. Es braucht Mut für Veränderung. Träumen wir das Unmögliche und schaffen das Mögliche."
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Samstag | Offenes Mikro |
Sorgen und Hoffnungen beim offenen Mikrofon. Erneuerungsprozess kann nur gelingen, wenn er im Gebet begleitet wird.
Offenes Mikrofon am letzten Tag der 4. Diözesanversammlung im Wiener Stephansdom.
Auch am letzten Tag der Diözesanversammlung gab es noch einmal die Möglichkeit für die rund 1.500 Delegierten im Stephansdom am offenen Mikrofon zu sprechen. Lang war die Schlange jener, die das Wort ergriffen. Im Anschluss ging Kardinal Schönborn auf die Anliegen der Menschen ein.
Mehrmals wurde dabei auf die Familien hingewiesen, für die Platz in den Kirchen sein müsse. "Das A&O sind zweifellos die Familien", so Kardinal Schönborn in seiner Erwiderung, denn "ohne die Familien gibt es keine Zukunft". Er empfahl allen bei Gelegenheit einmal einen anderssprachigen Gottesdienst zu besuchen. "Wir sind uns oft nicht bewusst, dass in Wien mindestens ein Viertel der Christen anderssprachig ist. Das ist ein Zukunftsbereich, auch wenn wir keine gescheite Zuwanderungspolitik haben und uns von Fremdenfeindlichkeit lähmen lassen."
Kein Klerikalismus
Auch die Forderung, Laien wieder gut auszubilden wurde erneut gestellt. Es gäbe viele gute Priester, aber was sei mit jenen, die diesen Prozess nicht mittragen wollen, mit den Klerikalen, so eine der Fragen. "Ja den Klerikalismus gibt es", so Kardinal Schönborn. Das beste Mittel dagegen sei die Freude am miteinander Christ-Sein. Er wies aber auch auf einen umgekehrten Klerikalismus der Laien hin, der so manchem offenen Priester das Amt schwer mache. "Deshalb können wir die Jüngerschule nur gemeinsam gehen."
Gerald Gump, Mitglied der Pfarrerinitiative und Pfarrer von Schwechat äußerte seine Sorge, dass der Masterplan doch noch zu einem Rasterplan werden könne und dass viele Menschen eben nicht bereit seien für einen Gottesdienst ins Auto zu steigen. Er bat darum mehr als die "Pfarre Neu" als Möglichkeit offen zu lassen.
Pfarre Neu ist Grundorientierung
"Oft wurde die Angst vieler angesprochen im Hintergrund werde es doch einen Rasterplan geben", so der Kardinal am Ende seines Statements. "Bei 660 Pfarren wird es nicht jeweils ein allgemein gültiges Modell geben. Das geht nicht, wir brauchen eine Grundorientierung und das ist die Pfarre Neu. Die Vision ist in zehn Jahren 80 Prozent der Pfarren in diesem Modell zu haben. Aber unterwegs sind natürlich Korrekturen möglich!"
Auf den Wunsch, das in der Diözesanversammlung gesagt nach Rom weiterzugeben erklärte Schönborn: "Ich hatte noch keine längere persönliche Audienz bei Papst Franziskus, aber ich habe seinerzeit ausführlich mit Papst Benedikt XVI. über die Viri Probati gesprochen. Es ist ein Thema, aber es wird nicht in Österreich entschieden werden."
"Ich bin zu jung für diese Weltuntergangsstimmung"
Ein Konfliktmanagement, das den gesamten Strukturprozess begleiten soll, wurde eingefordert. Eine Teilnehmerin äußerte ihre Sorge um die Priester. Viele kleine Pfarren intensiv zu leiten, mit allen Sitzungen und Gremien, so könne es nicht gehen, erklärte auch Kardinal Schönborn: "Die kleinen Gemeinden rücken näher zusammen, arbeiten mehr zusammen und ziehen daraus auch großen Profit." Er dankte auch den Orden, die sich stark am Prozess beteiligen und sich neu auf ihre ursprüngliche missionarische Berufung besinnen, auch wenn er als Bischof mehr als froh sei, wenn die Orden viele Pfarre übernehmen.
"Ich bin zu jung für diese Weltuntergangsstimmung", zitierte eine Teilnehmerin einen Jugendlichen am Offenen Mikrofon. Es gab die Einladung, die Angebote der vielen Gemeinschaften zu nutzen. Und den Wunsch Laien auch in die Entscheidungsgremien miteinzubeziehen, denn nur was mitbesprochen wurde, könne auch nach außen getragen werden.
Einfach beten.
Kardinal Schönborn schloss mit der Bitte, dem Jahr des Glaubens ein Jahr des Gebets folgen zu lassen. "Ich bitte um nichts Zusätzliches, nichts Neues. Einfach nur ein bisserl mehr beten!".
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Samstag | Statements von Außen |
Blick von außen auf die Diözesanversammlung. Statements von Regina Polak, Gerald Gross und Pater Elmar Mitterstieler SJ. (Fotos)
Die Pastoraltheologin Regina Polak, der Journalist Gerald Gross und der Jesuit Elmar Mitterstieler trugen kurze Statements vor.
Regina Polak wies am Samstagvormittag, 19. Oktober 2013, auf die widersprüchlichen Eindrücke hin, die sie während der Versammlung empfunden hatte. "Viele Gemeinden sind schon konkret geworden gleichzeitig gibt es Ängste, Widerstände und Konflikte, die zu wenig angesprochen werden", so Polak. Es gehe auch um das Verständnis von Leitung. Die Pastoraltheologin gab die Empfehlung ab, die Frage nach der Leitung zu stellen. So würde sehr viel von der Leitung erwartet werden. "Gleichzeitig ist man aber skeptisch, auch wenn im öffentlichen Raum mit Kritik gespart wird. Die Kritik kommt dann hinten rum. Dabei hat die Leitung aber keine Chance zu sehen was läuft", erklärte Polak.
Ein zweiter Punkt sei die Entwicklung eines neuen Leitungsverständnisses. Alle Gläubigen sollen ihr gemeinsames Priestertum verwirklichen. Schon das Alte und das Neue Testament verstünden Leitung als Dienst. Der dritte Punkt den Regina Polak ansprach war das Kirchenrecht. Sie rief dazu auf die Möglichkeiten des Kirchenrechts voll auszuschöpfen, da sei noch mehr möglich als viele denken.
Kirche und Marketing
Der ehemalige ZIB Moderator und Journalist Gerald Gross wandte sich als Taufscheinkatholik, wie er sich selbst bezeichnete, mit Anregungen vom Rand an die Diözesanversammlung. Er sei gerade von einem Marketingvortrag gekommen und werde nun versuchen über die Marke Kirche zu sprechen. "Da ist zuerst einmal das Logo. Das Kreuz ist das stärkste Logo, das es gibt. Doch es kommt auf die der Marke innenwohnenden Werte an. Diese Werte muss man leben. Die Kirche ist seit 2.000 Jahren eine starke Marke, ich musste nicht lange nachdenken, um die Werte der Kirche zu finden: Glaube, Hoffnung, Liebe. Gibt es eine schönere Beschreibung für den Kern einer Marke?"
Gross stellte die Frage, was los sei, in einem Land mit fünf Millionen Katholiken, die eigentlich diese Werte vermitteln sollten, wenn doch oft nur Hoffnungslosigkeit und so wenig Freude zu spüren sei. "Die Menschen müssen in den Mittelpunkt gestellt werden, auf sie muss man zugehen." Und er stellt die Frage wie es sein könne, dass junge Leute eher Trost bei Börsen notierten Unternehmen fänden, als bei der Kirche.
Gemeinsames Priestertum
Pater Elmar Mitterstieler der Autor des Buches "Das wunderbare Licht, in dem wir leben. Gleichheit, Würde und Priestertum aller in der Kirche", sprach über das Gemeinsame Priestertum. Er habe das Buch geschrieben, um dem Konzil ein Stück weiter zum Durchbruch zu verhelfen. "Wir alle sind in der Gemeinschaft der Kirche zusammengefasst. Wir alle sind zur selben priesterlichen Fülle geweiht, sind Priesterinnen und Priester und wir alle haben das größte Opfer, uns selbst."
Fotos
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Samstag | Predigt Erzbischof (Video) |
Evangelisierung braucht Bereitschaft des Empfangens. Abschlussgottesdienst der 4. Diözesanversammlung: Sehnsucht nach der Eucharistie - Video. (Fotos)
Kardinal Schönborn bei abschließender Messe zur vierten Diözesanversammlung: "Sehnen wir uns nach dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heiles und wird der Herr diese Sehnsucht stillen können? Das ist die entscheidende Frage".
Die Weitergabe des Evangeliums ist und bleibt die zentrale Aufgabe bei allen Reformbestrebungen in der Kirche. Dieses Resümee zog Kardinal Christoph Schönborn bei der abschließenden Eucharistiefeier im Rahmen der 4. Wiener Diözesanversammlung am Samstag, 19. Oktober 2013, im Stephansdom. Damit dies methodisch gelingen könne, brauche es den Blick auf die Schriften des Neuen Testaments. "Wir können nur evangelisieren, wenn wir bereit sind zu empfangen" - dies sei die Grunderfahrung der Apostel gewesen, die dauerhaft gültig bleibe, führte der Wiener Erzbischof aus.
"Verkündet allen das Evangelium, wenn nötig auch mit Worten": Dieses dem hl. Franz von Assisi zugeschriebene Wort beschreibe die rechte Weise der Glaubensweitergabe. Ziel sei, dass durch das Evangelium das persönliche Leben verändert wird. Das stecke auch hinter dem in der Erzdiözese laufenden Projekt "Jüngerschaftsschulung". Es gehe darum, sich in die Schule Jesu zu begeben, "wo es keine Noten gibt" - und diese Schule sei eine lebenslange Einladung.
Entscheidend ist Sehnsucht nach Eucharistie
Der Wiener Erzbischof ging bei seiner Predigt auch auf die immer wieder artikulierte Sorge ein, dass künftig eine flächendeckende Feier der Eucharistie nicht mehr möglich sein könnte. Demgegenüber müsse festgehalten werden, "dass es bei uns im weltweiten Vergleich die meisten Eucharistiefeiern gibt", so der Kardinal. Wichtiger als das flächendeckende Angebot sei die Haltung: "Sehnen wir uns nach dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heiles und wird der Herr diese Sehnsucht stillen können? Das ist die entscheidende Frage".
Die Messe war Höhepunkt und Abschluss der bislang vierten Diözesanversammlung im Rahmen des Entwicklungsprozesses der Erzdiözese Wien. Ziele dieser bis zum Jahr 2022 angelegten Reform ist es, die missionarische Dynamik der Kirche in Wien zu stärken und dafür zeitgemäße und schlankere kirchliche Strukturen zu schaffen.
Die am Samstag zu Ende gegangene Diözesanversammlung diente der offenen Aussprache und Orientierung während des groß angelegten kirchlichen Veränderungsprozesses. Rund 1.500 Delegierte nahmen an der Versammlung teil, "wo der Friede Christi oft spürbar war", so Kardinal Schönborn am Beginn der Messe.
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