Termine statt.
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Es habe in Wien im 19. Jahrhundert, aber auch noch nach 1945, eine Zeit der Pfarr- und Gemeindegründung gegeben: "Jetzt ist die Situation, wo wir das eine oder andere zurückbauen müssen. Das bedeutet aber nicht, dass es weniger Gemeinden geben wird, aber vielleicht weniger Pfarren", so der Wiener Erzbischof.
Christen hätten sich "von Anfang an in Gemeinden versammelt", erinnerte der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn. Diese Gemeinden hätten historisch verschiedene Strukturen gehabt. Im Fall von Korinth im 1. Jahrhundert habe es sich um Hausgemeinden gehandelt, im Mittelalter oft um Filialkirchen einer Großpfarre wie zum Beispiel Simmering als Filialkirche von St. Stephan -, im 18./19. Jahrhundert um Neupfarren des Josephinismus und der Gründerzeit-Stadterweiterung.
Der Studientag am Samstag, 18. September 2010, gehörte zum Prozess "Apostelgeschichte 2010", dieser, soll der Erzdiözese Wien helfen, in Zukunft noch stärker eine "offene und einladende Kirche" zu sein. Bei den zwei bisher abgehaltenen Diözesanversammlungen (Oktober 2009 und März 2010) war die zentrale Bedeutung der Pfarrgemeinden für das Leben der Kirche und ihren missionarischen Auftrag deutlich geworden. Deshalb wurde von den Verantwortlichen der Diözese der jetzige eigene Studientag organisiert, der nur diesem Thema gewidmet war. Die Ergebnisse der Beratungen sollen in die 3. Diözesanversammlung (14. bis 16. Oktober) eingebracht und weiter behandelt werden.
Die 200 Teilnehmer des Studientags diskutierten unter dem biblischen Motto "... sie zündeten ein Feuer an" (ein Zitat aus der Apostelgeschichte, wo Paulus und seine Mitreisenden nach erlittenem Schiffbruch durch die Gastfreundschaft der Bewohner von Malta gerettet werden). Referenten waren unter anderen der frühere Generalvikar Helmut Schüller, der Paderborner Pastoraltheologe Christoph Jacobs, Elisabeth und Martin Fenkart von der Gemeinschaft Emmanuel und die "Apostelgeschichte 2010"-Koordinatorin Andrea Geiger.
Der Paderborner Pastoraltheologe Christoph Jacobs betonte, dass es notwendig sein werde, "von manchen Strukturen einen Schritt weg" zu machen. Die Zukunft gehöre einer spirituellen Kirche, einer geschwisterlichen Kirche, einer Kirche, die vom Selbstbewusstsein aller Getauften und nicht nur der Kleriker lebe, sowie "einer demütigen Kirche, die auf Jesus Christus schaut".
Der Theologe hob hervor, dass "Gemeinde" nicht gleichbedeutend mit "Pfarre" sei. Die Pfarre sei bisher die normale Organisationsform einer Gemeinde gewesen. "Nach den Herausforderungen der Zeit" sollte aber jeder Bischof heute Gemeinden "neu zuschneiden". Das gelte, so Jacobs auch für die Erzdiözese Wien.
Andrea Geiger vom Organisationsteam der "Apostelgeschichte 2010" betonte, das Erleben von Kirche spiele sich normalerweise in Pfarren ab, "aber viele kennen mittlerweile sehr viele andere Formen". Es gehe bei Planungen für die Zukunft "nicht um das Füllen von Strukturen, sondern um das Pflegen und die Fördern von Wesentlichem".