Raus aus der Kostenfalle
„Das Pfarrblatt kostet nur unnötig Geld.“ – "Die steigenden Kosten bringen uns um." – "Brauchen wir überhaupt ein Pfarrblatt?" – "Alle lesen nur mehr am Handy."
Schon gehört, solche Aussagen? Dann ist es höchste Zeit, Antworten und Maßnahmen zu erarbeiten.
Brauchen wir ein Pfarrblatt?
Eindeutig ja! Und zwar zumindest aus zwei Gründen:
- Die meisten Pfarren erreichen den Großteil ihrer Pfarrmitglieder nicht, weil sie eben nicht in die Kirche kommen. Ein ansprechendes Pfarrblatt an alle Haushalte ist – auch im digitalen Zeitalter – die einzige Chance, ALLE Menschen zu erreichen.
- Jesus Christus hat uns unmissverständlich aufgefordert: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ (Markus 16,15) Der ganzen Schöpfung – also allen Menschen! Dazu brauchen wir ein gutes Pfarrblatt. Keines, von dem wir je nach Budget jedes Jahr ein Stück abzwicken.
Keine leichte Aufgabe, aber auch das Christentum wurde nicht über Nacht der ganzen Welt gebracht. Bevor wir aber über Kosten nachdenken, fragen wir: Wird das Pfarrblatt überhaupt gelesen? Eine klare Antwort gibt die größte kirchliche Medienumfrage im deutschen Sprachraum, durchgeführt vom renommierten IfD Allensbach, der MDG-Trendmonitor.
Unter diesem Link erfahren Sie, dass immerhin die Hälfte aller Katholik:innen das Pfarrblatt liest: je 25 Prozent regelmäßig und gelegentlich. Selbst von den kirchendistanzierten Christ:innen erreichen Sie ebenso ein Drittel (10 Prozent regelmäßig, 24 gelegentlich) wie von den Jungen in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre (12 regelmäßig, 23 gelegentlich). Die Aussage, dass Pfarrblätter heute nicht mehr gelesen werden, ist also schlicht falsch.
Gehen wir nun unser Thema Schritt für Schritt an! Welche Kostenposition macht Ihnen am meisten Kopfzerbrechen? Wahrscheinlich der Druck, oder? Den schauen wir uns jetzt an, danach die Zustellung.
Kosten senken
1. Schritt: Eckdaten des Pfarrblatts prüfen
Von Zeit zu Zeit ist es sinnvoll zu überprüfen, ob an unserem Pfarrblatt technisch alles stimmt.
- Frequenz (ideal sind 3 – 6 Ausgaben/Jahr)
- Auflage (an alle Haushalte zustellen)
- Format (A4 oder A5, Sonderformate sind teurer)
- Umfang (mind. 8 Seiten)
- Papier (nicht aufwendig, weder Hochglanz noch "Karton")
- Farbdruck (zu empfehlen)
- Nebenkosten der Druckerei (für mehrere Korrekturdurchgänge, Adressierung, Lieferung?)
Vielleicht gibt es da – etwa bei Papier oder Format – schon eine Möglichkeit zu sparen.
2. Schritt: Druckerei prüfen
Druckereien geben Kostensteigerungen für Papier oder Löhne meist weiter, Produktivitätsfortschritte aber nur selten. Daher sollten Sie Ihre Druckerei einmal genau anschauen:
- Leistungsspektrum prüfen: Kann Ihre Druckerei Zahlscheine beilegen, wie lang braucht sie für die Produktion, wie flexibel ist sie usw.
- Anonymisierte Druckanfrage stellen (ohne Auftraggeber zu nennen), durch Diözese oder eine Person aus der Pfarre, 5 – 10 seriöse Druckereien (in Diözese oder anderen Pfarren erfragen). Siehe Muster unten.
- Die jüngsten Druckanfragen der ED Wien für Pfarren haben durchwegs Einsparungen von über 30 % ergeben!
- Eigene Druckerei mit Bestpreis konfrontieren (vielleicht hält sie ja mit) oder eben wechseln.
Muster Druckanfrage |
Wir ersuchen Sie um folgendes Angebot bis .....: Bezeichnung: Lokalzeitung XY Bitte um Ihre Preise für |
Richtpreise |
Aus mehreren Druckausschreibungen haben sich Richtwerte für Druckpreise ergeben. Hier die Durchschnittspreise aus mehreren Anbietern 2023 (Bestbieter liegen natürlich darunter):
|
Alle Beträge in diesem Artikel exkl. MwSt.
> Tipp: Für Periodika wie ein Pfarrblatt gilt der Umsatzsteuersatz von 10 %. Wenn Ihre Druckerei irrtümlich wie für andere Drucksorten 20 % verrechnet, gleich reklamieren!
3. Schritt: Zustellung prüfen
Vorweg: Ihr Pfarrblatt sollte ALLE HAUSHALTE im Pfarrgebiet erreichen, nicht nur katholische. Denn wir sind „in die ganze Welt“ gesandt, nicht nur zu zahlenden Mitgliedern. Befürchtete Mehrkosten sind kein Thema: Denn die unadressierte Zustellung an alle Haushalte ist um 45 bis 75 % billiger als adressierte Zustellung!
Das Pfarrblatt darf auch an Flugblattverzichter zugestellt werden, weil es (wie z.B. auch die Bezirksblätter) keine Werbung darstellt.
Die Österreichische Post tut das leider nicht und stellt außerdem nicht immer nach Pfarrgrenzen zu, sondern nach „Zustellrayonen“. Das ist in Städten schwierig: Entweder bedienen Sie auch Teile der Nachbarpfarren, oder Sie erreichen eigene Pfarrmitglieder nicht.
Aber vielleicht ist das für Sie unwichtig, weil Ihr Pfarrblatt von ehrenamtlichen Pfarrmitgliedern ausgetragen wird. Dann dürfen wir Ihnen gratulieren – und Ihnen raten, diese Freiwilligen gut zu betreuen, damit sie das noch lange weitermachen. Denn dieser Vertriebsweg ist nicht nur kostenlos, sondern bietet auch die Chance auf persönliche Kontakte.
Wenn Sie nicht in dieser komfortablen Lage sind und ein Zustellunternehmen brauchen, haben Sie mehrere Möglichkeiten:
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Post: zum Tarif Info.Post Classic (ab 400 Stück) oder zum Tarif Regionalmedien (offiziell 10x/Jahr, min. 400 Stück, 24 Seiten, ist in der Diözese Graz-Seckau einigen Pfarrverbänden gelungen)
- Private Zustelldienste (für Ihr Gebiet am besten im Internet recherchieren) sind oft sehr günstig, vor allem in Ballungsräumen
Für adressierte Zustellung (z.B. nur Haushalte mit Katholik:innen) stehen zur Wahl:
- Post: zum Tarif Plus.Zeitung (min. 500 Stück, min. 4x/Jahr, 8 Seiten) oder zum Tarif Sponsoring Mail S (min. 1000 Stück)
Rechenbeispiel |
> Tipp: Wenn Ihnen das Zustellunternehmen 5 % Werbeabgabe verrechnen will, ist das falsch! Ein Pfarrblatt ist keine Werbung, auch wenn es ein wenig (Fremd-)Werbung enthält. Siehe unten unter Werbeanzeigen.
Kosten gesamt
Damit Sie mit den vielen Zahlen nicht durcheinanderkommen, halten wir einmal die ermittelten Druck- und Zustellkosten fest.
Erlöse steigern
Die wichtigsten Quellen für Erlöse sind:
- Werbeanzeigen (Inserate): das sind spürbare Beiträge von Wenigen
- Spenden: hier kommt von Vielen ein bisschen
1. Werbeanzeigen
Manche Verantwortliche in Pfarren sind skeptisch gegenüber Werbung. Aber auch Pfarren selbst betreiben Werbung – mit dem Pfarrblatt, mit Plakaten im Schaukasten, mit der Website und Auftritten in den sozialen Medien. Wir sollten also Werbung nicht verurteilen. Zudem sind Anzeigen in Pfarrblättern in der Regel nicht marktschreierisch oder verführerisch, sondern wertvolle, lokale Information. Und letztlich entscheidet immer die Pfarre, wer wofür werben kann.
Wer wirbt häufig in Pfarrzeitungen? |
Noch ein Argument: Werbeerlöse decken oft 50 % der Gesamtkosten eines Pfarrblatts.
Aber es braucht einige Voraussetzungen:
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Mediadaten |
Ein Muster finden Sie hier. |
Welchen Preis verlangen? |
Zuerst sollten Sie die Anzeigenpreise ähnlicher Medien (Bezirksblätter usw.) beobachten. Damit haben Sie schon einen Anhaltspunkt.
Ein Richtwert je nach Eckdaten (Umfang, Farbe) und Kaufkraft (Stadt/Land) ist ca. 100 Euro pro 1.000 Stück (oder Auflage : 10) für eine ganze Anzeigenseite A4. Seitenteile verkaufen Medien immer mit einem kleinen Zuschlag. Beispiel: ¼ Seite kostet 30 % (statt 25) einer ganzen Seite, ½ Seite 55 % usw.
Setzen Sie den Tarifpreis nicht zu niedrig an, geben Sie lieber individuelle Rabatte für Jahresaufträge oder gute Kunden. |
Fallen Steuern an? |
Pfarrblätter müssen keine Umsatzsteuer verrechnen, denn die pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit gilt als Seelsorge. Bedingung: Anzeigen dürfen max. 10 % des Umfangs ausmachen. Umsatzsteuerpflichtige Pfarren (je nach Vorgaben der Diözese) müssen 20 % USt. verrechnen. |
Und wie ist das mit der Werbeabgabe? |
Grundsätzlich gilt 5 % für gedruckte Werbung auf den Nettopreis, aber es gibt eine Bagatellgrenze: Wenn die Werbeeinnahmen der Pfarre (gesamt inkl. z.B. Kirtagsplakat) unter 1.000 Euro pro Monat oder 10.000 Euro im Jahr liegen, ist keine Werbeabgabe zu verrechnen. Die müsste ja Ihr Anzeigenkunde selbst bezahlen, während die Umsatzsteuer für ihn ein Durchlaufposten ist. |
2. Spenden
Für Spendenerlöse müssen Sie – im Gegensatz zur Anzeige – keine direkte Gegenleistung erbringen. Aber von selbst kommen sie auch nicht.
Auf jeden Fall schreiben Sie eine Spendenbitte samt Kontodaten, allfällig auch die Selbstkosten, in jedes Pfarrblatt. Denn: Recherchen in Pfarren haben ergeben, dass auch „Fernstehende“ spenden.
Brauchen wir heute noch Zahlscheine?
Wenn doch fast alle online einzahlen...? Empfehlung: ja! Der beigelegte Zahlschein ist die offensichtlichste Aufforderung. Die Kosten für Druck und Beilegen des Zahlscheins brauchen Sie nicht zu scheuen: Die Spendenerlöse übersteigen diese Kosten in der Regel bei weitem. Große NGOs (Caritas usw.) zeigen es vor, sie legen Zahlscheine immer wieder Zeitungen bei.
> Tipp: Zahlschein in ein bis zwei Ausgaben pro Jahr. Am besten vor Weihnachten, da sind Geldbörsen und Herzen am weitesten geöffnet.
Was bringen Zahlscheine? |
Je nach Pfarre und Pfarrblatt können Sie mit etwa 200 bis 300 Euro pro tausend Exemplare rechnen, Spitzenwerte liegen deutlich darüber. Wieviel es bei Ihnen ist, müssen Sie selbst ausprobieren. |
Und die Kosten? |
Richtwerte für
Per Saldo ist das also ein deutlicher Gewinn, die Erlöse sind hier zwei- bis dreimal so hoch wie die Kosten. Netto bringen Spenden oft 50 % der Gesamtkosten. |
Spenden online generieren
Immer mehr wird via App am Smartphone erledigt. So können Sie auch Spenden online generieren: Der Turbo für Ihre Spendenerlöse ist der QR-Code auf dem Zahlschein und im Pfarrblatt. Den können Sie gratis selbst erstellen, inkl. Zahlungsreferenz (z.B. „Pfarrblatt“). Derzeit z.B. auf dieser Website: https://qrcode.tec-it.com/de/SEPA. Nach wenigen Klicks sieht der QR-Code z.B. so aus:
Und auf dem Zahlschein:
Wer Ihren QR-Code in seiner Bank-App am Smartphone scannt, kann mit wenigen Klicks für Ihr Pfarrblatt spenden. Natürlich steht Ihnen diese Möglichkeit auch für andere Aktivitäten der Pfarre offen.
Alternative Bluecode
Eine weitere Online-Zahlungsmöglichkeit bietet die App Bluecode. Das ist ein kostenloses mobiles Zahlungsverfahren, das abhängig von Ihrer Bank unterschiedlich funktioniert.
Fazit
So kann eine Gesamtrechnung Ihres Pfarrblatts mit den genannten Kostenpositionen ausschauen:
Sie sehen: Mit einigen Maßnahmen können Sie zuerst die Kosten Ihres Pfarrblatts reduzieren und dann durch Anzeigen und Spenden weitgehend kompensieren. Damit Sie auch morgen noch kraftvoll verbreiten können!