Das eigene Konzept (weiter)entwickeln
Du investierst viel Zeit und Herzblut in die Erstkommunionvorbereitung. Vieles funktioniert gut. Bei manchen Dingen stößt du an Grenzen: Das Team verändert sich – oder schrumpft. Es gibt weniger zeitliche Ressourcen. Die Kinder und Familien haben Bedürfnisse, die euer Modell nicht berücksichtigt. Aber wo beginnen, wenn sich etwas ändern soll?
Einfach mal schauen, wie es andere machen… Sich überraschen lassen von den vielen Möglichkeiten – ohne gleich zu denken „Das war nie so. Das wird nie gehen“. Manchmal ist es nur ein kleines Detail, das dich inspiriert und das dir helfen kann, das Vorbereitungsmodell eurer Pfarre weiterzuentwickeln.
Zum Beispiel – Vorbereitungsmodelle im Vergleich
Die folgenden Beispiele zeigen eine Auswahl weniger bekannter Vorbereitungsmodelle und verstehen sich als Inspiration. Was für eure Pfarre passt, hängt von dem ab, was in eurer Gemeinde lebendig ist, von euren Ressourcen und von den Bedürfnissen der Kinder und Bezugspersonen.
Auch wenn manches Modell fast utopisch erscheint, lohnt es sich, die Ideen mit den eigenen Möglichkeiten abzugleichen:
- Was – oder welches Detail – spricht mich besonders an?
- Was bedeutet das im Blick auf die Vorbereitung in meiner Pfarre?
- Welche Chance könnte sich mit dieser Idee bei uns auftun? Für wen könnte es ein Gewinn sein?
- Was könnte dadurch einfacher oder lebendiger werden?
- Wie lässt sich die Idee für uns adaptieren – etwa im Blick auf pfarrübergreifende Zusammenarbeit oder differenzierte Vorbereitung?
Familienorientierte Vorbereitung |
Grundidee: Eltern und Bezugspersonen sind die ersten Seelsorger*innen und Katechet*innen ihrer Kinder. Die Vorbereitung erfolgt durch die Eltern, manchmal für zwei bis drei Familien gemeinsam. Chancen und Herausforderungen:
Praxistipp: Biesinger, Alfred/Brendel, Herbert u.a.: Gott mit neuen Augen sehen. München 2012/2013. Hennecke, Christian/Knöchemann, Kerstin u.a: Einfach Erstkommunion feiern - Erstkommunionvorbereitung unter veränderten Voraussetzungen, München 2012. |
Weggottesdienste |
Grundidee: Die Kinder werden im Rahmen von eigenen (Wort-)Gottesdiensten auf die Kommunion vorbereitet. In jeder Feier gibt es einen anderen katechetischen Schwerpunkt. Die Feiern sind ganzheitlich und interaktiv gestaltet. Durch das gemeinsame Tun im liturgischen Rahmen erfolgt Einübung und Vertiefung in liturgische Handlungen und Haltungen. Merkblätter, Familien- oder Elternbriefe ergänzen das Angebot. Chancen und Herausforderungen
Praxistipp: Merkblätter (kircheaeg.de) https://www.kircheaeg.de/zentral-definiert/was-tun-wenn/erstkommunion/merkblaetter/ |
Sonntag ist Kommuniontag |
Grundidee: Im Rahmen des sonntäglichen Gemeindegottesdienstes gibt es ein katechetisches Element für Kommunionkinder, das nach dem Gottesdienst in einem Gruppentreffen vertieft werden kann. Die Eltern werden miteinbezogen oder treffen sich im Pfarrcafé. Chancen und Herausforderungen:
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Generationenverbindende Kommunionkatechese |
Grundidee: (Eucharistie)Katechese ist eine durchgehende Aufgabe der Pfarrgemeinde – für Menschen jeden Alters. Das katechetische Angebot richtet sich nicht nur an den Erstkommunionsjahrgang, sondern bezieht alle Interessierten der Pfarre ein – etwa in gemeinsamen Kommunionerlebnistagen für die ganze Pfarre. Zum Beispiel: Samstag oder Sonntag; 3-4 h, gemeinsames Essen, Musik, inhaltlicher Input für alle in der Großgruppe, liturgische Elemente bzw. gemeinsamer Gottesdienst. In Gruppen (altershomogen) wird das Thema Eucharistie in Workshops vertieft. Danach mischen sich die Gruppen zum generationsübergreifenden Austausch und zum gemeinsamen Tun. Chancen und Herausforderungen
Praxistipp: Jens Ehebrecht-Zumsande: Generationenverbindende Kommunionkatechese, Schwabenverlag, Ostefildern 2017. |
Intensivkurs Erstkommunion |
Grundidee: Die Vorbereitung startet am Palmsonntag, die nächsten Tage werden gemeinsam verbracht, eventuell an einem anderen Ort (Bildungshaus, Kloster oder auch im Pfarrzentrum). Workshops für Kinder und Bezugspersonen, manches gemeinsam, manches getrennt. Elemente wie Morgenlob, Tagesrückblick, Gute-Nacht-Geschichte, Abendgebet, gemeinsames Essen und Spiele fördern die Gemeinschaft. Die Erstkommunion findet am Gründonnerstag in der Pfarre statt. Chancen und Herausforderungen:
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Vorbereitung über zwei Jahre |
Grundidee: Man kann mit der Beichte beginnen und den Weg zur Kommunion erst im zweiten Jahr gehen. Es ist aber auch möglich, im ersten Jahr ein Versöhnungsfest ohne Einzelbeichte zu feiern und im Folgejahr die Beichte zu feiern. Chancen und Herausforderungen:
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Firmkandidat*innen als Buddys für die Erstkommunionkinder |
Grundidee: Die Firmkandidat*innen werden in die Erstkommunion-Vorbereitung eingebunden. In eigenen Vorbereitungstreffen erarbeiten sie Themen und Methoden für die Erstkommunionworkshops und werden geschult. Unterstützt von einem Team gestalten sie dann die Workshops/Stationen eines Workshops. Auch an einzelnen Terminen. Chancen und Herausforderungen:
Praxistipp: So konzipiert, erprobt und durchgeführt in der Pfarre Gänserndorf. Mehr dazu unter Pfarre Gänserndorf online (pfarre-gaenserndorf.at) |
Neues wagen: Konzepte (weiter)entwickeln
Behelfe für die Sakramentenvorbereitung sind vielfältig: Der eine orientiert sich an der Bibel, ein anderer eröffnet durch Gemeinschaftserlebnisse Zugänge zu Glaubensthemen.
Doch wie entscheiden, wenn es darum geht, die Sakramentenvorbereitung in der Pfarre inhaltlich auf neue Beine zu stellen?
Ein neues Konzept fällt nicht vom Himmel. Hier findest du einige Wegmarken für die Neu- oder Weiterentwicklung eines Konzeptes. Du kannst auch gerne mit der Jungen Kirche Kontakt aufnehmen und dich beraten oder auch begleiten lassen! |
1. Suche Verbündete Es ist gut, mit verschiedenen Blickwinkeln an die Sache heran zu gehen. Am besten tut ihr das in einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen. Wenn möglich, holt die Erfahrungen von Religionslehrer*innen ein und auch von Menschen, die die Pfarre gut kennen, aber nicht unbedingt direkt in die Vorbereitung eingebunden sind. Vielleicht gelingt es, Eltern oder Firmkandidat*innen aus den letzten Vorbereitungsgruppen zu treffen, ihre Eindrücke zu hören und sie vielleicht zur Mitarbeit zu gewinnen.
2. Wertschätzen, was ist Bevor man weiß, wohin man gehen soll, muss man sich klar sein, wo man steht. Setzt euch mit eurer aktuellen Situation auseinander:
Wichtig ist: Alles, was bisher geleistet wurde, all die Mühen verdienen Wertschätzung! Seid stolz und dankbar dafür!
3. Vergewissert euch!
a. Worum es geht: Inhalte und theologische Grundlagen Was bedeutet (uns) Kommunion/Firmung? Was sind die Grundbotschaften, die Standards und Kriterien gelingender Vorbereitung? Was möchten wir Kindern, Jugendlichen und Angehörigen mitgeben, ermöglichen?
b. Für wen wir das tun: Die Zielgruppe(n) im Blick Welche Kinder, Jugendlichen, Familien kommen zu uns? Was brauchen sie? Was bringen sie mit? Welche Rolle spielt Kirche für sie? Welche Schritte können sie realistisch gehen? Was könnte Sehnsucht nach „mehr“ wecken?
c. Mit wem wir es tun. Wer trägt die Vorbereitung mit? Wie geht es uns mit den Ressourcen? Wer ist schon da? Wer könnte uns sonst noch unterstützen und wobei? Wie passt das ins Pastoralkonzept der Pfarre?
4. Sehen, was sein kann Wendet die Erkenntnisse aus der Vergewisserung auf eure Situation an. Schaut euch Konzepte anderer Pfarren an, sucht das Gespräch mit Engagierten aus anderen Gemeinden und lasst euch inspirieren. Fragt euch dabei:
5. Wagt Neues Wollt ihr gleich euer ganzes Modell verändern? Ihr könntet auch nur einige Elemente anders oder bewusster gestalten. Gibt es etwas, das ihr getrost weglassen könnt? Setzt realistische Ziele im Hinblick auf eure Ressourcen und den Arbeitsaufwand, und auch im Hinblick auf die Ziele für die Kinder und Jugendliche. Plant für einen „Durchgang“, für ein Arbeitsjahr. Das Konzept muss nicht für alle Zeiten gelten.
Neues wagen Führt das, was ihr geplant habt, durch. Macht euch dabei nicht den Druck, dass alles perfekt sein muss. Gebt euch selbst Zeit zum Lernen. Mit der Fertigstellung eines Konzepts ist die Arbeit nicht geschafft. Ein Konzept hat nur dann einen Wert, wenn es realitätstauglich ist und auch umgesetzt wird. Die Umsetzung lebt davon, dass das im Konzept Beschriebene eine konkrete Gestalt erhält. Dazu braucht es Menschen, die das Anliegen verstehen und mittragen können. Motiviert und involviert sie am besten schon vor der Umsetzungsphase. Die Umsetzung selbst sollte von einer transparenten Kommunikation und der Offenheit für Anregungen begleitet sein.
6. Evaluiert und lernt dazu Der Rückblick ist der erste Schritt für den weiteren Weg. Hier wird geprüft, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden und was man daraus für die Zukunft lernen kann. Haltet die Ergebnisse schriftlich fest, sie erleichtern euch die weitere Planung. Passt das Konzept an und geht mit euren Erfahrungen in die nächste Runde.
Praxistipp: Hilfreiche Fragen für die Auswertung
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