Öffnet die Türen eure Kirchen!
Kardinal Schönborn ist von einer ganz einfachen Idee getragen, von der er hofft, dass sie weitreichend sein wird. Dazu bringt er einen Aufruf und eine inständige Bitte vor:
Öffnet die Türen eure Kirchen! Besinnt euch wieder darauf, was für einen Schatz eure Kirchen mitten unter euch bedeuten!
Der Aufruf des Erzbischofs von Wien:
"Ich bin von einer ganz einfachen Idee getragen, die aber vielleicht weitreichend sein könnte:
Wie viele Kirchen, auch im Sinne der Gebäude, gibt es in Europa? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass man allein in der Erzdiözese Wien um die zwölfhundert zählt. Jede ein „Gotteshaus“ wie wir sagen, ein „Haus Gottes“, „ein Ort, wo Gott unter den Menschen wohnt“. Aber wie traurig ist es, sie so oft vernachlässigt, verlassen, verwüstet zu sehen - und vor allem geschlossen.
Aber wie traurig ist es, sie so oft vernachlässigt, verlassen, verwüstet zu sehen - und vor allem geschlossen.
Ich bringe hier den Aufruf und die inständige Bitte vor:
Lasst eure Kirchen nicht in diesem Zustand! Öffnet die Türen eure Kirchen! Besinnt euch wieder darauf, was für einen Schatz eure Kirchen mitten unter euch bedeuten! Welch ein Trost ist es, in eine Kirche eintreten zu können, dort in Stille zu beten, sich Gott nahe zu fühlen und ihn uns nahe zu wissen!
Ich weiß wohl, dass es so manche Hindernisse zu überwinden gilt: Eigentumsfragen, die leider allzu berechtigte Furcht vor Vandalismus und Diebstahl.
Ich weiß wohl, dass es so manche Hindernisse zu überwinden gilt: Eigentumsfragen, die leider allzu berechtigte Furcht vor Vandalismus und Diebstahl und anderes mehr. Doch all diese Probleme können gelöst werden unter der Voraussetzung, dass wir zu tiefst vom unermesslichen Wert diese Quellorte überzeugt sind, diese Orte, wo die Seele atmen kann.
Ich träume von kleinen Bruderschaften, die sich zum Ziel setzen, sich um die Pflege der Kirche zu kümmern.
Ich träume von kleinen Bruderschaften ähnlich den Konfraternitäten des Mittelalters, die sich zum Ziel setzen, sich um die Pflege der Kirche ihres Dorfes oder Bezirks zu kümmern, und die dafür sorgen, dass sie geöffnet und bewacht ist; dabei nutzen sie selbst die Zeit zum Beten, die ihnen ihre Aufgabe lässt, und stehen im Hintergrund jenen zur Verfügung, die in die Kirche kommen, um dort Zuflucht, Trost und Hilfe von oben zu suchen."
Christoph Kardinal Schönborn
in
"Vom geglückten Leben"
Herausgegeben von Hubert Philipp Weber
Amalthea , 2008
ISBN 978-3-85002-644-4