Etappe 10
EL-ROÏ
Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr gesprochen hatte: Du bist El-Roï - Gott schaut auf mich -. Denn sie sagte: Gewiss habe ich dem nachgeschaut, der auf mich schaut!
(Gen 16,13)
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Hagar und Ismael
Sarai, Abrams Frau, hatte ihm nicht geboren. Sie hatte aber eine ägyptische Sklavin. Ihr Name war Hagar. Da sagte Sarai zu Abram: Siehe, der HERR hat mir das Gebären verwehrt. Geh zu meiner Sklavin! Vielleicht komme ich durch sie zu einem Sohn. Abram hörte auf die Stimme Sarais. Sarai, Abrams Frau, nahm also die Ägypterin Hagar, ihre Sklavin, zehn Jahre, nachdem sich Abram im Land Kanaan niedergelassen hatte, und gab sie Abram, ihrem Mann, zur Frau. Er ging zu Hagar und sie wurde schwanger. Als sie sah, dass sie schwanger war, galt ihre Herrin in ihren Augen nichts mehr. Da sagte Sarai zu Abram: Das Unrecht, das ich erfahre, komme über dich! Ich selbst habe meine Sklavin in deinen Schoß gegeben. Aber kaum sieht sie, dass sie schwanger ist, und schon gelte ich in ihren Augen nichts mehr. Der HERR richte zwischen mir und dir. Da sagte Abram zu Sarai: Siehe, sie ist deine Sklavin, sie ist in deiner Hand. Tu mit ihr, was in deinen Augen gut erscheint!
Da misshandelte Sarai sie und Hagar lief ihr davon. Der Engel des HERRN fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Schur. Er sprach: Hagar, Sklavin Sarais, woher kommst du und wohin gehst du? Sie sagte: Vor Sarai, meiner Herrin, bin ich davongelaufen. Da sprach der Engel des HERRN zu ihr: Kehr zurück zu deiner Herrin und beuge dich unter ihre Hand!
Der Engel des HERRN sprach zu ihr: Mehren, ja mehren werde ich deine Nachkommen, sodass man sie wegen ihrer Menge nicht mehr zählen kann. Weiter sprach der Engel des HERRN zu ihr: Siehe, du bist schwanger, du wirst einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Ismael - Gott hört - geben, denn der HERR hat dich in deinem Leid gehört. Er wird ein Mensch sein wie ein Wildesel. Seine Hand auf allen, die Hand aller auf ihm! Allen seinen Brüdern gegenüber wird er wohnen. Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr gesprochen hatte: Du bist El-Roï - Gott schaut auf mich -. Denn sie sagte: Gewiss habe ich dem nachgeschaut, der auf mich schaut! Deswegen nennt man den Brunnen Beer-Lahai-Roï - Brunnen des Lebendigen, der auf mich schaut -. Siehe, er liegt zwischen Kadesch und Bered. Hagar gebar dem Abram einen Sohn. Und Abram gab seinem Sohn, den ihm Hagar geboren hatte, den Namen Ismael. Abram war sechsundachtzig Jahre alt, als Hagar Ismael für Abram gebar.
(Gen 16,1-15) Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten |
Nachdem der Engel des Herrn Hagar all die Verheißungen aufgezählt hat, kommt Hagar selbst zu Wort. Sie erkennt: Gott meint es gut mit mir. Sie nennt ihn El-Roï: Gott schaut auf mich. Ihre Stimme klingt nicht wie die einer ängstlichen, einsamen, schwachen Frau. Das mutige Zurückschauen auf diesen Blick hat sie geheilt und gestärkt, ihr Sicherheit und Gewissheit verliehen.
Gott meint es gut mit mir. Er schaut auf mich:
- Ich stelle oder setze mich gerade hin. Aufrecht. Dort, wo ich jetzt bin.
Ich schließe die Augen.
Ich stelle mir vor, wie Gott mich jetzt anblickt.
Er ist El-Roï: Gott schaut auf mich, er meint es gut mit mir.
Ich halte einen Moment Stille.
Was von mir lasse ich gerne von Ihm anschauen?
Was soll Er lieber nicht von mir sehen? Will ich es unter Seinem liebenden und heilenden Blick vielleicht doch zeigen?
Ich lasse mich von Ihm anblicken und ansprechen.
Wie kommt Er mir jetzt gerade entgegen?
In dieser Woche versuche ich jeden Morgen, mich in dieser Weise von Gott anblicken zu lassen. Mit dem liebenden Blick Gottes, versuche auch ich die Menschen zu sehen, die mir im Laufe des Tages begegnen: die Mitfahrenden in den Öffis, die VerkäuferInnen in der Bäckerei, meine KollegInnen oder MitschülerInnen … Vielleicht schenkt mir dieser Blick unerwartete Perspektiven und Begegnungen?
Marina Abramovic
saß drei Monate lang, während der gesamten Ausstellungsdauer ihrer Performance „The Artist is present“ (Frühjahr 2010, Museum of Modern Art/New York) jeweils acht Stunden pro Tag in der Mitte des Atriums bewegungslos auf einem Stuhl. Einzeln konnten Zuschauer sich ihr gegenübersetzen und mit ihr nur über den Blick in einen Dialog treten. Ohne Pause, ohne zu essen, zu trinken, zu sprechen. Meist erst skeptische Gesichter, mit denen dann schnell etwas Merkwürdiges passiert. Aus denen man plötzlich Angst liest, Glück, Trauer, Hoffnung. Und niemals Gleichgültigkeit. Ein Dokumentarfilm hat diese berührenden Begegnungen festgehalten.
Zum Nachschauen: www.youtube.com/watch?v=Sf8o1teJdXo
Zum Nachlesen: www.moma.org/learn/moma_learning/marina-abramovic-marina-abramovic-the-artist-is-present-2010/
Nina-Marie | Poetry Slam:
Ich sehe dich (Jahreslosung 2023: Du bist ein Gott, der mich sieht)
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