Etappe 10
EL-ROÏ
Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr gesprochen hatte: Du bist El-Roï - Gott schaut auf mich -. Denn sie sagte: Gewiss habe ich dem nachgeschaut, der auf mich schaut!
(Gen 16,13)
Nachdem der Engel des Herrn Hagar all die Verheißungen aufgezählt hat, kommt Hagar selbst zu Wort. Sie erkennt: Gott meint es gut mit mir. Sie nennt ihn El-Roï: Gott schaut auf mich. Ihre Stimme klingt nicht wie die einer ängstlichen, einsamen, schwachen Frau. Das mutige Zurückschauen auf diesen Blick hat sie geheilt und gestärkt, ihr Sicherheit und Gewissheit verliehen.
Gott meint es gut mit mir. Er schaut auf mich:
- Ich stelle oder setze mich gerade hin. Aufrecht. Dort, wo ich jetzt bin.
Ich schließe die Augen.
Ich stelle mir vor, wie Gott mich jetzt anblickt.
Er ist El-Roï: Gott schaut auf mich, er meint es gut mit mir.
Ich halte einen Moment Stille.
Was von mir lasse ich gerne von Ihm anschauen?
Was soll Er lieber nicht von mir sehen? Will ich es unter Seinem liebenden und heilenden Blick vielleicht doch zeigen?
Ich lasse mich von Ihm anblicken und ansprechen.
Wie kommt Er mir jetzt gerade entgegen?
In dieser Woche versuche ich jeden Morgen, mich in dieser Weise von Gott anblicken zu lassen. Mit dem liebenden Blick Gottes, versuche auch ich die Menschen zu sehen, die mir im Laufe des Tages begegnen: die Mitfahrenden in den Öffis, die VerkäuferInnen in der Bäckerei, meine KollegInnen oder MitschülerInnen … Vielleicht schenkt mir dieser Blick unerwartete Perspektiven und Begegnungen?
Marina Abramovic
saß drei Monate lang, während der gesamten Ausstellungsdauer ihrer Performance „The Artist is present“ (Frühjahr 2010, Museum of Modern Art/New York) jeweils acht Stunden pro Tag in der Mitte des Atriums bewegungslos auf einem Stuhl. Einzeln konnten Zuschauer sich ihr gegenübersetzen und mit ihr nur über den Blick in einen Dialog treten. Ohne Pause, ohne zu essen, zu trinken, zu sprechen. Meist erst skeptische Gesichter, mit denen dann schnell etwas Merkwürdiges passiert. Aus denen man plötzlich Angst liest, Glück, Trauer, Hoffnung. Und niemals Gleichgültigkeit. Ein Dokumentarfilm hat diese berührenden Begegnungen festgehalten.
Zum Nachschauen: www.youtube.com/watch?v=Sf8o1teJdXo
Zum Nachlesen: www.moma.org/learn/moma_learning/marina-abramovic-marina-abramovic-the-artist-is-present-2010/
Nina-Marie | Poetry Slam:
Ich sehe dich (Jahreslosung 2023: Du bist ein Gott, der mich sieht)
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