Nun ist es endlich geschafft. Sie haben den anstrengenden Arbeitsalltag hinter sich gelassen. Die Mails, Kund:innenanfragen und Projekte werden von ihren Kolleg:innen übernommen. Sie haben den perfekten Urlaubsort gewählt, Sie haben es geschafft, gemeinsam mit ihrer Partnerin / ihrem Partner Urlaub zu bekommen, Flüge, Mietwagen und Hotels sind reserviert. Die Sonne scheint, das Wasser ist glasklar und das Essen einfach ein Genuss. Nichts steht ihrem perfekten Traumurlaub mehr im Wege. Und doch kommt es schon nach kurzer Zeit zu einem heftigen Streit zwischen ihnen. Warum streiten wir uns, wenn wir doch scheinbar das Paradies gefunden haben?

Mit dem Paradies ist es so eine Sache. Einerseits stellt sich jede:r von uns darunter wohl etwas anderes vor - der traumhafte Blick vom Liegestuhl aufs Meer kann für jemanden anderen ein langweiliger Albtraum sein. Hier kann das Schaffen von Freiräumen eine Hilfe sein. Gerade wenn wir wieder einmal länger Zeit miteinander verbringen, können uns Dinge an der anderen Person auffallen, die uns stören, die wir davor aber gar nicht bemerkt haben. Man muss nicht alle Aktivitäten im Urlaub gemeinsam machen. Vielmehr kann es sogar bereichernd sein, sich anschließend von den unterschiedlichen Erlebnissen zu erzählen.

Andererseits war auch das biblische Paradies kein Ort, wo alles rund gelaufen ist. Auch dort gab es mühsame Regeln, Streitigkeiten mit dem Vorgesetzten und eine Schlange, die nicht die besten Ratschläge erteilt hat. Vielleicht sind die Vorstellungen, die wir uns von unserem Urlaub machen, auch etwas überzogen. Nicht alles muss immer perfekt laufen. Vielleicht kriegen wir einen Sonnenbrand, weil wir uns auch nach wiederholter Aufforderung nicht eincremen wollten oder vielleicht hat das Mietauto einen Motorschaden und wir müssen unfreiwillig irgendwo im Nirgendwo die Zuverlässigkeit eines Abschleppdienstes erproben.

Davon wird die Welt nicht untergehen, auch wenn wir vielleicht unsere Pläne über den Haufen werfen müssen, weil sich nun das Essen in dem einen tollen Lokal, auf das wir uns schon so gefreut haben, nicht mehr ausgeht oder der massive Sonnenbrand sich bei anderen Tätigkeiten als äußerst hinderlich erweist. Immerhin verbringen wir die Zeit gemeinsam und erleben etwas, das deutlich von unserer täglichen Routine abweicht.

Wir Menschen sind alle nicht perfekt, auch wenn Instagram uns immer wieder mal daran zweifeln lässt. Aber mal ehrlich, wer macht schon gerne Fotos von den Momenten, die nicht so toll sind? Die gehören aber genauso zum Leben wie all die schönen und traumhaften Erfahrungen, die wir machen. Ähnlich einem guten Gin Sour, der neben Gin sowohl Zuckersirup als auch eine Zitrone enthält, machen schöne wie auch anstrengende Momente die Quintessenz unserer Paarbeziehung aus. Auf die Mischung der beiden kommt es eben an.

Wenn wir uns jetzt aufmachen in den heiß ersehnten Sommerurlaub, ist es vielleicht ganz gut sich davor schon bewusst zu machen, dass wir nicht in ein Land fahren, wo Milch und Honig fließen und unsere Partnerin / unser Partner alles machen wird, was wir wollen. Urlaub ist auch eine Form des Alltags, aus dem wir unsere Beziehung nicht ganz herauslösen können. Es braucht daher gegenseitigen Respekt, Zeit zu zweit und hin und wieder auch Zeit für sich, damit man einander danach wieder neu entdecken kann. Und wenn doch mal alles zu sauer wird, sollten wir nicht auf den Humor vergessen und daran denken, wie herzlich wir vielleicht in ein paar Monaten schon über all diese Dinge lachen werden.