Einzug und Bußakt
Heute gehen wir einen Schritt weiter. Wir sind also alle in die Kirche gekommen; die Messe beginnt nun „offiziell“, die Sakristeiglocke läutet, der Einzug des Priesters und der Ministranten beginnt. Der Einzug, der nun nochmals dieses Kommen zur Kirche zusammenfasst in einer Prozession, die immer ein Ziel hat, eben die Feier der Hl. Messe. Bei einer feierlichen Prozession geht der Weihrauch voran, der u.a. ein Symbol für die Gegenwart Gottes ist, wie schon in der Bibel Gott dem Volk Israel im Zeichen einer Wolke durch die Wüste voran zog. Dann kommt das Kreuz, begleitet von den Leuchtern – im Bild Christus, dem wir folgen. Schließlich folgen die Eröffnungsriten, das Kreuzzeichen und der Gruß des Priesters: „Der Herr sei mit euch“, der Gruß also, mit dem auch Jesus in die Mitte seiner Jünger trat. Nach evtl. einer kurzen Einleitung in die Messe, kommt der nächste größere Teil, der Bußakt mit dem Schuldbekenntnis. Darauf möchte ich etwas näher eingehen.
Uns interessiert nun gar nicht so sehr, wie dieser Bußakt ausschauen kann, da gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesen zu gestalten. Vielmehr geht es darum, wofür dieser Bußakt eigentlich da ist. Das Wort „Buße“ stellt uns bereits in den Kontext von Sünde, Schuld, aber auch Vergebung. Dieser Akt setzt natürlich voraus, dass wir uns unserer Fehler, Schwächen und unserer mehr oder weniger schlechten oder gar bösen Taten bewusst sind. Er setzt voraus, dass wir das Übel, das es in der Welt gibt, sehen und nicht einfach von uns wegschieben oder gar leugnen. Nein, das Böse erwächst und kommt aus unser aller Herzen, wie auch Jesus sagt, dass aus dem Herzen des Menschen die bösen Gedanken kommen (vgl. Mt 15,19). Es handelt sich also um etwas, das uns alle betrifft und keiner von uns hat ein fehlerfreies Herz. Schuldbekenntnis heißt also, die Realität der Sünde in unserem Leben nüchtern anzunehmen und nicht einfach alles schön zu reden. Allerdings zeigt es uns bereits, indem wir es gemeinsam sprechen, dass wir nicht allein sind mit unserer Schuld, denn wir alle sind Menschen, die Fehler machen. Es lässt uns erkennen, dass unsere Sünden nicht nur uns selbst schaden, sondern auch den Mitmenschen, der Gesellschaft, der Kirche und unserer Beziehung zu Gott. Darum eröffnet uns das Schuldbekenntnis als Nächstes die Perspektive der Hoffnung, indem wir uns der Fürbitte der Heiligen und dem Gebet unserer Schwestern und Brüder anvertrauen. Uns kommen die Engel und Heiligen zu Hilfe und wir auf Erden helfen uns gegenseitig.
Schlussendlich spricht der Priester für uns die Vergebungsbitte und wir dürfen vertrauen, dass Gott uns liebt, trotz unserer Sünden, dass er uns wieder aufrichten und neue Kraft schenken will. Nun können und sollen wir wieder voll Zuversicht sein und mit frohem Herzen das Fest unserer Erlösung feiern. Jetzt wurden unsere Hände rein gewaschen, damit wir zum Mahl des Lammes treten können; jetzt wurden wir mit Gott und den Mitmenschen versöhnt; – was wir auch vorher immer wieder tun sollen in der Beichte und dem vergebenden Gespräch untereinander – jetzt nimmt uns Gott an, wie wir sind und nährt unsere Seele mit seinem Wort und Sakrament. Seien wir uns dessen bewusst, wenn wir nun zusammen diese Hl. Messe feiern.
Michael Ungrad