Gloria und Tagesgebet
An festlicheren Tagen folgt nun das Gloria, der große Lobgesang, den die Engel im Himmel vor Gott ohne Ende singen und wir stimmen mit menschlichen Worten darin ein. In dem Gebet bzw. Lied geht es, wie der Name schon sagt, um Ehre; aber nicht um irgendeine Ehre für irgendwen, sondern um alle Ehre, die Gott gebührt. Dies kommt in den Anrufungen zum Ausdruck: „Wir loben dich – laudamus te; wir preisen dich – benedicimus te; wir beten dich an – adoramus te; wir rühmen dich – glorificamus te“. Doch das Gloria ist auch ein Bittgebet, auf dass sich das Lamm Gottes unser erbarme und unser Gebet annehme. Sodann ist es auch ein Bekenntnistext zum dreifaltigen Gott, wenn es am Ende heißt: „Denn du allein bist der Heilige – quoniam tu solus sanctus; du allein der Herr – tu solus dominus; du allein der Höchste – tu solus altissimus; Jesus Christus mit dem Heiligen Geist zur Ehre Gottes des Vaters“.
Zwar haben wir heute kein liturgisches Fest in dem Sinne, dass das Gloria vorkäme, doch wollte ich es trotzdem nicht unerwähnt lassen und so können wir uns dies vielleicht in die nahe Weihnachtszeit mitnehmen, in der ja das Gloria sehr häufig gesungen wird. Gerne kann man sich einmal den Text des Glorias zur Hand nehmen und in Ruhe betrachten, auf einen wirken lassen und sich dabei vielleicht die Fragen stellen: „Passt das zu mir? Bekenne ich den dreifaltigen Gott als den allein Heiligen und Jesus Christus als Herrn? Lobe, preise und bete ich ihn wirklich von ganzem Herzen an und vertraue auf sein liebevolles Erbarmen?“ Den Text findet man im Gotteslob unter der Nummer 583 oder natürlich auch im Internet.
Als zweites Element gehe ich noch auf das Tagesgebet (auf Latein die „collecta“) ein. Die collecta ist dabei nicht mit der Kollekte bei der Gabenbereitung zu verwechseln, wenngleich es beide Male um Sammlung geht. Beim Tagesgebet lädt der Priester mit den Worten: „Lasset uns beten – auf Latein: Oremus“ zum Gebet ein. Nun folgt im Normalfall eine kurze Stille, bis der Priester mit dem Gebet beginnt. In dieser Stille passiert nicht einfach nichts, sondern es geschieht eben diese collectio, die Sammlung all unserer Gebete. Wir alle bringen unsere Anliegen mit, ob ausgesprochen oder nicht, ob bewusst oder unbewusst.
Selbst wenn wir in dieser Stille erst recht mit den Gedanken abschweifen würden, so ist allein schon unser Dasein, mit unserem konkreten Leben, Gebet zu Gott, da wir immer schon auf ihn bezogen sind, unseren Schöpfer. Im Tagesgebet fasst der Priester unsere einzelnen Gebete zusammen als Gebet der Kirche, das auf der ganzen Welt zu Gott emporsteigt.
Lassen wir uns auch heute mit unseren Anliegen in dieses Gebet der Kirche hineinnehmen, ob wir uns davon direkt oder indirekt betroffen fühlen, und vertrauen, dass Gott uns in der Feier der Hl. Messe erhört und uns seine überreiche Liebe an diesem Abend schenken möchte.
Michael Ungrad