Die Bezeichnung "Sommerschule" für die Lagerwiese auf dem Wolfersberg ist heute leider nicht mehr auf den Karten verzeichnet, aber unter den Einheimischen unseres Berges noch immer vertraut.
Woher stammt der Name „Sommerschule?
Die Sommerschule wurde vom Wiener Volksbildungsverein gegründet und im Jahr 1923 auf einem Pachtgrund der Gemeinde Wien mit einer Subvention von 20 Millionen (Inflations-)Kronen errichtet. Viele begeisterte Helfer bauten sie weiter aus (1926 bis 1928 Umzäunung des Grundstückes, Errichtung eines Turnplatzes, einiger Nebengebäude und einer großen Radioantennenanlage). Alte, aus dem Ersten Weltkrieg stammende Schützengräben mussten zugeschüttet und das Gelände eingeebnet werden, das ganze Gebiet wurde gärtnerisch ausgestaltet.
Schon vom Gründungsjahr an gab es auf der Sommerschule Kurse und Einzelvorträge aus den verschiedensten Wissensgebieten, auch Zeichnen, Turnen, und künstlerische Veranstaltungen. Großen Anklang fanden vor allem die Astronomiekurse mit Himmelsbeobachtungen – daher die Idee der Wolfersberger Straßennamen.
Ferner gab es naturkundliche Vorträge über Wetterkunde, heimische Flora und Fauna und Gartenfragen, Geografie, Siedlerprobleme und Literatur. Auch englische und französische Sprachkurse wurden abgehalten. Ausserdem gab es Handfertigkeits- und Zeichenkurse, sowie Kurse über drahtlose Telegrafie und Telefonie (Amateurfunk).
Besondere Höhepunkte stellten seit 1924 die Sommerfeste mit Gesang-, Chor- und Instrumentaldarbietungen, mit Lesungen, Spielen und sportlichen Wettkämpfen für Kinder und Erwachsene dar. Theaterszenen und Tanzvorführungen waren interessante Programmpunkte. Dazu kamen fast jeden Sonntagnachmittag die Handpuppenspiele, zu denen die Kinder freudig herbeieilten.
Die politischen Ereignisse des Jahres 1934 verminderten die Aktivitäten etwas, doch wurden auch weiterhin Kurse abgehalten, die Handpuppenspiele gingen weiter und auch ein damals bestehender Verband der Hausgehilfinnen hielt einige Veranstaltungen ab.
Im Herbst 1937 endete das Leben und Treiben auf der Sommerschule. Im Krieg befand sich auf ihrem Gelände eine Scheinwerferstellung der Fliegerabwehr. Beim Abzug der deutschen Truppen am 6. April 1945 wurde alles den Anrainern freigegeben. Binnen weniger Stunden war die Sommerschule zerlegt und bis auf die Fundamente abgetragen.
Die Bemühungen der Volkshochschule Margareten, im Jahr 1947 die Sommerschule zu reaktivieren, scheiterten leider am Widerstand der Gemeinde Wien, den Pachtvertrag zu erneuern.
Heute finden wir auf der Sommerschule einen Wasserturm, an dessen Spitze sich die Antennenanlage des Flugfunkfeuers für die in Schwechat landenden Flugzeuge befindet, einen Fussballplatz, zwei Spielplätze sowie eine der gesamten Bevölkerung offenstehende Wiesen- und Waldfläche.
Nach einem Beitrag von Wanda Jaksch in der Festschrift Wolfersberg – Bierhäuslberg 1914-1989