Mittwoch 27. November 2024
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Ägydiuskirche

Die Heilige Familie

Das linke kleine Barockbild auf dem Altar der Ägydiuskirche in Pötzleinsdorf, Gegenstück zu der Darstellung der Verehrung des heiligsten Altarsakraments, zeigt die heilige Familie in einer Art und Weise, die den göttlichen Ursprung des Erlösers besonders hervorhebt.

Im unteren Teil des Bildes sitzen im Vordergrund Maria mit dem Jesuskind und die hl.Anna, letztere ein aufgeschlagenes Buch auf den Knien haltend und mit sprechenden Gebärden sich ihrer Tochter und dem Enkelkind zuwendend. Rechts hinter dieser "Annaselbdritt - Gruppe", der leiblichen Verwandtschaft Jesu, erblickt man deutlich kleiner den hl.Josef mit einer weißen Lilie, Symbol der Keuschheit des Nährvaters Christi. Der noch jung erscheinende Beschützer der heiligen Familie wendet wie im Gehen sein Haupt den Frauen und dem Kind zu, während seine Linke vor einem Landschaftshintergrund in die Ferne deutet, vielleicht als Hinweis auf die bevorstehende Flucht nach Ägypten.

 

Im oberen Drittel des Gemäldes erscheinen Gottvater und die Taube des Heiligen Geistes im hellen Licht, das die von Engeln bevölkerten Wolken durchbricht. Blick und Gebärde Gottvaters mit geöffneten Armen sowie die Bewegung der Taube sind auf das schräg in den Armen Mariens liegende nackte Knäblein gerichtet, so daß durch die barocke Kompositionsweise die Zusammengehörigkeit der drei göttlichen Personen deutlich wird. Ein von links ins Bild geneigter Baum bildet das Gegengewicht zur Figur des hl.Josef und mag ein Symbol für den Stammbaum Christi sein, der von den Evangelisten Matthäus und Lukas mit gewissen Unterschieden überliefert ist und die Abstammung Josefs aus dem Haus David bezeugt.

 

Von der hl.Anna hingegen erzählt nur das apokryphe Jakobus-Evangelium, später auch die mittelalterliche Legendensammlung des Jacobus de Voragine, die "Legenda aurea". Der im Spätmittelalter aufkommende Annenkult, auf den das Bildthema der Annaselbdritt zurückgeht, steht in engem Zusammenhang mit dem Glauben an die Immaculata Conceptio, die unbefleckte Empfängnis Mariens. In der Barockzeit wurde die Darstellung "Anna, Maria das Lesen lehrend" beliebt, worauf unser Bild in Pötzleinsdorf durch die Heilige Schrift auf den Knien Annas ebenfalls eine Anspielung enthält.

 

Abschließend ist zu betonen, daß das künstlerisch ansprechende kleine Bild aus der Mitte des 18.Jahrhunderts inhaltlich sehr reich und vielschichtig ist.

 

Marlene Strausz-Zykan

Teilgemeinde Pötzleinsdorf
Gentzg. 142
1180 Wien

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