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Gottesdienste

Geschichtliches

1267 bis heute, ein Schnelldurchlauf durch unsere Pfarrgeschichte!

 

 

Die erste Döblinger Pfarrkirche:

1267 wird erstmals eine „Ecclesia in Tobelice“ urkundlich erwähnt. („Tobelice“, der älteste Name des heutigen „Döbling“, bedeutet – nach einer germanischen Namenserklärung – eine Schlucht , in der ein Bach „tobt“, was ja, auf den Krottenbach bezogen, verständlich ist. Nach einer slawischen Namenserklärung heißt „Tobel“ soviel wie „heiße Quelle“, was vielleicht auch in unserem Fall passen könnte, vgl. „Tobelbad“ in der Steiermark oder  „Teplice“ in Böhmen. Im nahen Heiligenstadt befanden sich ja bis ins 19. Jahrhundert warme Quellen, die den Ort zu einem Kurort machten. Über diese erste Döblinger Kirche ist nur wenig überliefert. Einige Abbildungen geben uns über ihr Aussehen Auskunft.

 

Als Kaiser Friedrich III.  1469 erreicht, dass Wien eine eigene Diözese wird, die von der bisherigen riesigen Diözese Passau abgetrennt wurde, werden 3 Stadtpfarren und 14 Landpfarren genannt, darunter auch Döbling.

 

Bedingt durch die Auswirkungen der Reformation, den großen Priestermangel und die allgemeine Armut nach der 1. Wiener Türkenbelagerung und die Verhältnisse im Dreißigjährigen Krieg entschließt sich 1640 das „bischöfliche Konsistorium“ zur Auflassung der Pfarre Döbling. Mehr als 140 Jahre  wird dadurch Döbling durch den Pfarrer von Währing betreut.

 

Als die Türken 1683 Wien abermals belagern und Wiens Umgebung völlig verwüstet wird,  wird auch Döblings St. Paulskirche zerstört.

 

Die Regierungszeit Kaiser Karls VI. und seiner Tochter Maria Theresia  im 18. Jahrhundert bringen  friedliche Entwicklung und wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung im Zeitalter des Barocks. Wohlhabende Wiener lassen sich für die Sommermonate elegante Landhäuser in Döbling errichten, und einer von ihnen, Wolff Joseph Hoffmändl von  Mangeram, lässt an der Ecke der Döblinger Hauptstraße/ Hofzeile ein privates Kirchlein, zum hl. Johann  Nepomuk, erbauen, in dem von ihm bezahlte Priester aus Währing oder Lichtenthal Gottesdienste feiern.

 

Im späten 18. Jahrhundert, zur Zeit Kaiser Josefs II., im Zeitalter der Aufklärung, finden große  kirchliche Veränderungen in Österreich statt.  Auf Drängen  vieler neu angesiedelter Döblinger und besonders der Äbtissin der Tullner Dominikanerinnen, die zu jener Zeit die Döblinger Grundherrschaft innehaben, entschließen sich Kaiser und Erzbischof im Jahre 1783 die Pfarre Döbling wieder zu errichten. Das bisher zur Pfarre Heiligenstadt gehörende Unterdöbling wird der neueingerichteten Döblinger Pfarre  angeschlossen, und der bisherige „Benefiziat“ (bezahlter Messeleser) aus Währing, Sebastian Fux, wird zum ersten Pfarrer ernannt. -  Nun ergibt sich die Frage, ob die kleine, baufällige St. Paulskirche  Pfarrkirche werden soll oder lieber die zwar auch kleine, aber schönere St. Johann Nepomuk Kapelle. Angeblich soll Kaiser Josef II. persönlich in Döbling gewesen sein und sich für St. Paul entschieden haben, unter der Voraussetzung, dass diese Kirche neu zu errichten sei. 1785 wird das St. Nepomuk Kirchlein geschlossen und die Einrichtung versteigert. Ein Tischler erwirbt das Gebäude und macht daraus ein Holzmagazin.

 

1794 steht noch immer keine neue St. Paulskirche. Auf Grund der Bitten der Döblinger wird  nun das St. Nepomukkirchlein wiederum geweiht und eingerichtet und soll bis zur Errichtung einer neuen St. Paulskirche als provisorische Pfarrkirche dienen.

 

Erst nach dem Abbruch der alten Kirche und der feierlichen Weihe der neuen, 1829, wird das St. Nepomukkirchlein  wiederum „exsecriert“ und von seinem neuen Besitzer in einen Theatersaal verwandelt. Als die Schwesternkongregation „Vom armen Kinde Jesu“ auf dem Nachbargrundstück Kloster und Mädchenschule errichten, findet das Gebäude ein Letztesmal  als Kirche Verwendung (1861) bis die neue Kirche der Schwestern  in der Hofzeile 1885 eingeweiht wird.

 

 

Geschichte der heutigen St. Paulskirche seit 1826:

1826 erfolgt der Abbruch der alten Kirche, und von 1827 bis 1829 entsteht die neue Kirche nach Plänen des „Landbaumeisters“ Josef Reininger. Nach Abschluss der Bauarbeiten zur Amtszeit des Pfarrers Michael Teschmayr (1817–1834) kann am 4. Oktober 1829 der Wiener Fürsterzbischof Graf Firmian die feierlich Einweihung der neuen Kirche vornehmen. Sie ist zunächst noch fast leer und enthält  außer der Kanzel als einzigen bedeutenden Schmuck das riesige Altarbild  Josef Schönmanns, die  Darstellung des Kirchenpatrons, des hl. Paulus, bei dessen Sturz vom Pferd der Bekämpfer des Christentums, Saulus, der zum glühenden Kämpfer für Christus, Paulus, wird.

 

Der aus Tirol gebürtige Pfarrer  Peter Obkircher (1834-1861), ein Freund Andreas Hofers,  erwirbt aus dem aufgelassenen St. Joh. Nepomukkirchlein zwei barocke Marmoraltäre, die rechts und links in der Paulskirche aufgestellt werden. Auch die Aufstellung der beiden barocken Heiligenfiguren rechts und links vor dem Kirchenportal, links St. Erasmus und rechts St. Joh. Nepomuk, geht auf Pfarrer Obkircher zurück.

 

In der Zeit des Pfarrers Wilhelm Hulesch (1861 – 1898) nimmt die Bevölkerung Döblings immer mehr zu, und 1890 wird Döbling ein Großstadtbezirk. Ein Großteil der Kirchenausstattung, wie wir sie heute kennen, geht auf jene Epoche zurück.

 

Pfarrer Hulesch läßt die Säulen und den Bogen um das Hochaltarbild errichten, wodurch das großartige Bild einen festlichen Rahmen erhält. Darunter entsteht der eigentliche Hochaltar. Der Erwerb der Ölgemälde der Seitenaltäre, eine Kreuzigung und die Taufe Christi, sowie das große Gemälde St. Joh. Nepomuk vor König Wenzel, alle vom Wiener Maler Josef Kessler, geht auch auf Pfarrer Hulesch zurück. Der auch als Historiker tätige Pfarrer ( „Geschichte Döblings“, 1877) läßt den damals aufgefundenen spätgotischen Grabstein eines Döblinger Pfarrers namens Tenest (gest. 1504) im Inneren der Kirche als historische Reminiszenz an die erste St. Paulskirche einmauern (1872). Auch das erste Glockengeläute von St. Paul und die erste Orgel lässt dieser aktive Pfarrer anschaffen.

 

Pfarrer Ignaz Flandorfer (1899-1919) muss während des 1. Weltkrieges der Abnahme der Glocken und deren Einschmelzung zu Kriegsgeräten zustimmen und das Ende des alten Österreich

 

In der sorgenvollen Zeit der Ersten Republik kann Pfarrer Johann Scheck (1920 – 1934) mit großen finanziellen Anstrengungen ein neues Geläute anschaffen, und er lässt die schmucklose Kirchendecke im Stile jener Zeit mit al secco- Gemälden des Malers Hans Fischer ausschmücken, die in blau-orange- beige Tönen die Lehrtätigkeit des heiligen Paulus zeigen (überdeckt 1972).

 

Pfarrer Rudolf Waurisch ( 1934-1956), in der schwierigen Zeit der Parteienkämpfe, des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und der folgenden Zeit des Wiederaufbaues im Amt, muss 1943 bis 1945 die Bombardierung  Döblings und bei St. Paul die Zerstörung von Sakristei und Jugendheim erleben. Und ein Zweitesmal werden die Glocken von St. Paul in Kriegsgeräte umgeschmolzen. - Doch 1948 gelingt ihm der Wiederaufbau und die erste Nachkriegs-Renovierung der Kirche.

 

Pfarrer Josef Hoffmeier (1956-1970) kann eine Kirchenheizung und neue Glocken anschaffen. 1958/59 entsteht das Pfarrheim rechts neben der Kirche, und in der neuen Wohnhausanlage Ecke Hofzeile / Vormosergasse kann Pfarrer Hoffmeier den „Paulussaal“ für pfarrliche Veranstaltungen und einen Kindergarten einrichten lassen. 1967 wird in der Kirche ein einfacher Holztisch als erster „Volksaltar“ nach den liturgischen Empfehlungen des II. Vatikanischen Konzils aufgestellt.

 

1970 wird der bisherige Kaplan, Dr. Hans Klinger, zum Nachfolger Pfarrer Hoffmeiers ernannt. Als 1972 Wien durch ein leichtes Erdbeben erschüttert wird,  erleiden die Deckengemälde der Kirche Sprünge und Risse und drohen herabzustürzen. Pfarrer Dr. Klinger nimmt dies zum Anlass für eine Kirchenrenovierung. Er lässt dabei die Wände und die Decke  durch Weiß- Übermalung in den Zustand des frühen 19. Jahrhunderts zurückversetzen. Der provisorische hölzerne „Volksaltar“ wird durch einen Altar aus Stein ersetzt. Die bildmäßige Ausstattung der Kirche wird so verändert, dass eine sinngebende Steigerung für den Eintretenden entsteht,  vom Eingang zum Hochaltar.

 

Die heute noch in Verwendung stehende Orgel auf dem erneuerten Musikchor kann 1978 in Betrieb genommen werden.

 

Die bis jetzt letzte Umgestaltung der Kirche findet 1988 auf Grund der Anregungen von Pfarrer Msgr. DDr. Klinger statt. Der bisherige „Volksaltar“ wird durch einen neuen, quadratischen ersetzt und in der Kirchenmitte aufgestellt, um der die hl. Messe feiernden Gemeinde das Miterleben des Gottesdienstes von drei Seiten aus zu ermöglichen.

 

 

Hinter dem Altar entsteht eine „Session“ mit mittlerem, erhöhtem Priestersitz in der Art der frühchristlichen Kirchen. Die wohl interessanteste Erneuerung ist die Anlage eines  in den Boden eingelassenen Taufbeckens, gleich nach dem Kircheneingang.

 

 

Die bisher letzte Kirchenrenovierung ist die Erneuerung der Fassade 2004/05.

 

 

 

 

Rundgang durch die Kirche

 

Das Taufbecken:

Es ist ein modernes Werk nach altchristlichem Vorbild, entworfen von Georg Bachmayr-Heyda, 1988. Normalerweise ist es mit einem vergoldeten Kunststoffdeckel abgedeckt. In den sich ergebenden 4 Ecken befinden sich dreieckige Flächen mit Mosaikarbeiten, die Symbole der vier Evangelisten.

 

 

Die gesamte Anlage ist achteckig, eine alte symbolische Zahl, die für Christen der Frühzeit und des Mittelalters nach dem „7- Tages Werk“ Gottes bei der Erschaffung der Welt die Zahl „8“ als Symbol für das Ewige Leben sah (vergleiche die Achteckform frühchristlicher Baptisterien, achteckige Kirchen wie die „Hagia Sophia“ in Konstantinopel (Istanbul) oder „San Vitale “ in Ravenna oder die Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen u. a.)

 

Im frühen Christentum  stiegen die jugendlichen oder erwachsenen Täuflinge in das Taufbecken hinab, der Priester tauchte sie kurz unter oder goss über ihnen das Taufwasser aus, danach stiegen sie als „durch das Wasser und den heiligen Geist erneuerte Menschen“ aus dem Wasser heraus und erhielten ein weißes Kleid angezogen.

 

Das Bild des Kirchenpatrons:

Das wohl eindrucksvollste Kunstwerk der Kirche stellt das mächtige Gemälde über dem Hochaltar dar. Es zeigt die berühmte Szene aus der Apostelgeschichte (9, 3-7) in der dem römischen Christenverfolger Saulus Christus erscheint . Dort heißt es: Als er (Saulus) auf dem Wege war und sich Damaskus näherte, da umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel, und zu Boden stürzend  hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: „Saul, Saul, warum verfolgst Du mich?“ – Auf die Frage des Saulus, „wer bist Du, Herr?“ hört Saulus die Antwort: „Ich bin Jesus, den Du verfolgst“. Paulus  fragt den Herrn, was er nun tun solle und wandelt sich darauffolgend zum glühenden Verteidiger Christi.

 

 

Das prächtige Gemälde stammt von dem Wiener Maler Josef Schönmann (1798–1879) und wurde im Jahre 1829, dem Jahr der Kirchenweihe, gemalt. Schönmann studierte Historienmalerei an der Wiener Kunstakademie unter dem damaligen Direktor Josef Füger, einem der Hauptvertreter des „Barock-Klassizismus“ des ausgehenden 18. Jahrhunderts, ein Stil, in dem alles „Heroische“, „Klassische“, „Pathetische“ zum Ausdruck kommen sollte. Besonders beliebt waren bewegte, bedeutende  historische Szenen  in leuchtenden und dunklen Farbtönen, edle, durchgeistigte Gesichter, pathetische Gesten, genaue historische Kostüme in antikisierenden Faltenwürfen.

 

 

Genau in diesem Stil ist Schönmanns Bild gehalten: Paulus, in prächtiger römischer Militärkleidung, ist vom Pferd gestürzt und  blickt fasziniert auf zu der nur für ihn sichtbaren Erscheinung Christi zwischen hellen und dunklen Wolken. Das Pferd des Christenverfolgers bäumt sich auf, die Kriegsknechte drücken in ihren Gesten Verständnislosigkeit aus. Rechts deutet eine Palme die orientalische Landschaft an, im Hintergrund, von dunklen Wolken beschattet, liegt die Stadt Damaskus.

 

Nach Forschungsergebnissen von Univ. Prof. Rupert Feuchtmüller dürfte es um 1829 zu einem Wettbewerb Wiener Maler zur Gestaltung dieses Paulus-Themas gekommen sein, denn aus dem gleichen Jahr liegen Entwürfe der Maler Wilhelm August Rieder und Leopold Kupelwieser vor. Diese  Bilder sind aber in dem damals neuen Stil der Romantik gehalten, die zarte Empfindungen, symbolische Gesten in blassen Farben ausdrücken. Möglicherweise hat Schönmanns dramatisch-heroisches Bild dem unbekannten Auftraggeber besser gefallen und wurde daher für die Paulskirche in Döbling gewählt. Von späteren Werken Schönmanns weiß man, dass auch er dann zum stillen, verhaltenen Stil der Romantik gefunden hat.

 

Als 1869 Pfarrer Hulesch die Pfarre Döbling übernahm, machte die Kirche innen einen armseligen und vernachlässigten Eindruck. Hulesch ließ 1870, um das einzige Schmuckstück von Bedeutung, Schönmanns Paulusbild, eine in antikem Stil gehaltene  Umrahmung, eine Art Triumphbogen,  von dem Döblinger Baumeister Anton Schegar entwerfen, zwei flankierende marmorisierte Säulen und Pilaster mit korinthischen Kapitellen und über dem Bild einen Halbkreisbogen, verziert mit drei vergoldeten Engelsköpfen, Ähren und Weintrauben . Die gesamte Komposition  verleiht dem  von vergoldeten „Ochsenaugen“ eingerahmten Bild vornehme Feierlichkeit und entspricht eigentlich ziemlich der Ausgestaltung historisierender Innenräume der Wiener Ringstraßenbauten. In ihren klassischen Schmuckformen  passt sie gut zu dem klassizistischen Kirchenbau des frühen 19. Jahrhunderts.

 

 

Die Statue der Madonna:

Wie und durch wen diese Skulptur in die Döblinger Pfarrkirche gelangt ist, ist unbekannt. Lange Zeit wurde an den Grafen Daun gedacht, der in der Hofzeile seine spätbarocke Villa (so genanntes „Maria Theresien-Schlössl“) besaß.

 

Der Typus der Figur entspricht der des 1. Viertel des 18. Jahrhunderts. Maria trägt über der ausschwingenden Hüfte das gekrönte Jesukind, in der linken Hand ein Szepter, auf dem leicht gesenkten Haupt eine Krone, den Blick auf den Betrachter gerichtet. Der Gewandstil entspricht dem des 18. Jahrhunderts, Kopfschleier und Brusttuch eher der Art  des frühen 19. Jahrhunderts. Das Szepter dürfte um 1830/40  erneuert worden sein. Die Döblinger Madonna hat den Titel „Mutter der Kirche“ und ist  ein hochverehrtes Andachtsbild.

 

 

 

 

 

 

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