Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
"Eine stroherne Epistel“
nannte Martin Luther den Jakobusbrief. Er mochte ihn nicht, weil er davon ausging, dass der Glaube allein genüge, dass der Mensch gerettet sei. Im Gegensatz dazu fordert die heutige Lesung: „Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst.“ (Jak 1,22)
Der Brief, aus dem wir in diesem Monat fünf Stellen hören können,
enthält zahlreiche Mahnungen, und sie sind leider zeitlos. „Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ mahnt Jak 1,19.
Und die Ansprüche sind recht hoch: „Haltet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus ... frei von jedem Ansehen der Person!“ (Jak 2,1 – Lesung der nächsten Woche) Das ist, wie wir alle wissen, leichter gesagt als getan.
Aber der Verfasser betont: Immer ist es zuerst Gott, der uns ins Leben ruft, der uns beschenkt und der uns rettet. Erst aus dieser Erfahrung heraus entwickelt sich die Kraft zum Handeln. (Jak 1, 16 f.)
Daher führt die Schrift weiter aus: Glauben und Verhalten gehören eng zusammen, ohne praktische Auswirkung ist der Glaube nur ein Lippenbekenntnis, ja der Glaube für sich allein (ist) tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. (Jak 2,17, wir hören es am 24. Sonntag im Jahreskreis)
Doch das Leben im Glauben ist immer wieder bedroht, nicht nur von außen, sondern vor allem durch menschliche Leidenschaften: Wo Eifersucht und Streit herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art. Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedfertig, freundlich, gehorsam, reich an Erbarmen und guten Früchten. (Jak 3,16 f., 25. Sonntag im Jahreskreis)
Der Jakobusbrief enthält keine großen philosophischen Gedanken, er setzt keine große Bildung voraus (und fehlt es „einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben!“ [Jak 1,5])
Ein durchaus spannender Brief also; lesenwert und in vieler Hinsicht zeitlos!
Eva R.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.