Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
Jakobus? Welcher Jakobus?
Den ganzen September begleitet uns der Jakobusbrief als 2. Lesung.
Er ist der erste der sieben „katholischen“ Briefe. Keine Sorge, die anderen Briefe sind auch rechtgläubig, „katholisch“ bedeutet hier „allgemein“. Es sind Briefe, die nicht an eine bestimmte Gemeinde gerichtet sind, sondern „an alle“. Aber wer ist der Verfasser?
Der Apostel Jakobus, der Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes, ist unverdächtig: er hätte wohl im Text auf seinen Rang als Apostel hingewiesen. Er ist der Schutzpatron der Pilger, der Jakobsweg und die Jakobsmuschel sind nach ihm benannt. Außerdem starb er schon 44 – da wäre der Jakobusbrief die älteste Schrift des Neuen Testaments.
In Frage käme noch der Hl. Jakobus der Jüngere, der Sohn des Alphäus, aber über ihn weiß man ziemlich wenig.
Früher hat man angenommen, der Verfasser sei der Herrenbruder Jakobus, eine zentrale Gestalt der Jerusalemer Urgemeinde, gewesen, der auch eine wichtige Rolle beim Apostelkonzil (Apg 15) spielte.
Aber dann würde man doch erwarten, dass der Brief das Verhältnis von Juden- und Heidenchristen thematisiert – das Thema kommt aber gar nicht vor.
Und wir wissen aus christlichen und nichtchristlichen Quellen, dass der Herrenbruder im Jahr 62 gesteinigt wurde, zu einer Zeit, als es noch keine festen Ämter in der Kirche gab. Der Jakobusbrief setzt aber „Lehrer“ und „Älteste“ als Ämter in den Gemeinden voraus.
Dazu kommt, dass das Schreiben erst relativ spät in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen wurde, was bei einem Schreiben von einer so bedeutenden Person doch etwas unwahrscheinlich ist.
Wer immer den Jakobusbrief geschrieben hat, er lebte erst um das Jahr 100. Entweder nannte er sich Jakobus – entweder um dem Schreiben dessen Autorität zu geben oder weil der Verfasser sich als in der Tradition des Jakobus stehend verstand. Oder, dritte Möglichkeit, der Verfasser des Briefes hieß wirklich Jakobus, denn der Name war keineswegs selten.
Eva R.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.