Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
1. Lesung Num 11,25-29
Evangelium Mk 9,38-41.45.47-48
Für und wider
Mose kann und will die Last der Verantwortung für das Volk nicht mehr tragen. Gott will ihm 70 Männer zur Seite stellen. Für diese Aufgabe brauchen sie den Geist Gottes – so wie Mose ihn erhalten hat. Sie erhalten ihn beim Offenbarungszelt.
Aber zwei Männer sind im Lager Geblieben. Doch auch auf ihnen ruht der Geist Gottes und sie reden prophetisch. Josua – Assistent und später Nachfolger des Mose und erfolgreicher Feldherr – stört das. Die Antwort Moses zeigt eine viel größere Idealvorstellung, nämlich dass alle Menschen im Volk mit Gottes Geist erfüllt werden.
Der Apostel Johannes – ein Nachfolger Josuas im Geiste - stört sich daran, dass ein anderer, einer der nicht zum Jüngerkreis gehört, Dämonen austreibt. Aber Jesus beruhigt ihn: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ (Mk 9,40) Der Geist des Herrn ist nicht auf eine kleine Gruppe beschränkt, alle sind eingeladen.
Allerdings steht in den Evangelien bei Matthäus und Lukas auch das genaue Gegenteil der heutigen Aussage Jesu: Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. (Mt 12, 30 = Lk 11,23) Die wörtliche Übereinstimmung der beiden Sätze ist ein gewichtiges Argument für die Existenz der sogenannten Logienquelle, einer Sammlung von Aussprüchen Jesu.
Diese wurden zunächst mündlich weitergegeben, denn die allerersten Christen erwarteten ja das baldige Ende der Welt (z.B. 1Thess 4,15 entstanden um 50). Erst später fand man es notwendig, diese Sprüche aufzuschreiben. Und da es weder Tonbandgeräte gab noch einer der Zuhörer einen Steno-Block mithatte, wurden wohl als erstes nur Stichwörter aufgeschrieben, z.B. „für und gegen“. Die ausformulierten Sprüche der Logienquelle wurden dann von Matthäus und Lukas in einen Erzählzusammenhang gestellt. Das erklärt auch, warum sich die Aussage bei Markus so deutlich von der der anderen Synoptiker unterscheidet.
Eva R.
Falls Sie mehr über die Logienquelle wissen wollen, empfehle ich Markus Tiwalds Buch Die Logienquelle. Text, Kontext, Theologie, Stuttgart 2016.
Eva R.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.