Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchísedeks

So spricht Gott zu seinem Erwählten, den er damit zum Hohepriester beruft, und diese Aussage aus Ps 110,4 ist dem Verfasser des Hebräerbriefs wichtig genug, dass er sie in Kapitel 7 noch zweimal wiederholt.

Was sind Hohepriester oder Priester überhaupt? Sie sind Menschen und werden als solche zum Dienst als Hohepriester bestimmt, um für die Menschen Opfer darzubringen. Trotz dieser besonderen Funktion verliert der Hohepriester jedoch nicht sein Menschsein. Seine menschliche Schwäche besteht weiter, allerdings befähigt gerade sie ihn zum Mitleid. Das gemeinsame Menschsein ist so stark, dass der Hohepriester zwar Sündopfer für die anderen darbringt, sich selbst aber davon nicht ausnehmen kann.

Wie erlangt man die Würde des Hohepriesters? Der Autor des Hebräerbriefs beantwortet das so: Gott beruft und verleiht diese Würde. Das ist das einzige Unterscheidungsmerkmal, nicht persönliche Heiligkeit. Dieses Amtsverständnis behält auch für christliche Ämter seine Aktualität. (Viel genauer ausgeführt im Kommentar des Katholischen Bibelwerks von Anne Rademacher.)

Melchisedek, der Priester von Salem, ist der erste Priester, der überhaupt in der Bibel erwähnt wird. Er segnet Abraham und bekommt zum Dank den zehnten Teil von Abrahams Beute nach seinem Sieg über den König von Sodom. (Gen 14) Obwohl er nur an dieser einen Stelle des AT vorkommt, war er eine wichtige Gestalt. In den Schriftrollen vom Toten Meer wird er z.B. als eine endzeitliche, himmlische Richterfigur imaginiert.

Wichtig für die Parallelsetzung von Melchisedek und Christus ist zweierlei:

Erstens beruht Melchisedeks Priestertum (anders als das der Leviten) nicht auf seiner Abstammung, sondern auf seiner Berufung, und zweitens opfert er keine Tiere, wie es sonst im Alten Orient üblich war, sondern bringt Brot und Wein dar. (Gen14,16)

Der Name Melchisedek bedeutet vermutlich „König der Gerechtigkeit“.

Eva R.

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