Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
Es waren hundertvierundvierzigtausend, die das Siegel trugen
Die Offenbarung versteht sich als Sendschreiben des Propheten Johannes (nicht des Evangelisten und auch nicht des Verfassers der Johannesbriefe) an bedrängte Gemeinden im westlichen Kleinasien, die (ca. 90 n. Chr.) Denunziation und Verfolgung ausgesetzt sind.
Das Ziel des Schreibens ist, verängstigte Christen zu ermutigen: Es dauert nicht mehr lang, die Vernichtung der Gegner und Gottes Rettung sind schon im Gange.
So wird mehrfach als Kontrast gegenüber dem chaotischen irdischen Gewaltgeschehen in Visionen die Schau in die wunderbar geordnete geistige Welt vor Augen gestellt: Gottes Herrschaft, wo sich dann abzeichnet, wie Gott rettend wirkt.
In V. 2-4 kommt das Stichwort „Siegel“ dreimal vor. Mit Siegeln kennzeichnete man Dinge, die einem gehörten, z. B. Krüge. Der Text in der Offenbarung bezieht sich aber auch auf die Vision des Ezechiel in Ez 9. Dort werden Menschen mit einem Buchstaben auf der Stirn gezeichnet und dann - mitten in der Zerstörung der Stadt - gerettet. In Offb 7 wird als Kennzeichen dafür, dass die Bezeichneten zu Gott gehören, Jesu Name („JHWH rettet“) und der Name Gottes, JHWH, auf ihre Stirn geschrieben (vgl. Offb 14,1). Damit stehen sie unter Gottes Schutz und erfahren, was sein Name bedeutet: Er ist da für sie.
(Ausführlicher bei Anneliese Hecht im Kommentar des Katholischen Bibelwerks.)
In der Offenbarung sind 144 000 Menschen mit dem Siegel bezeichnet. Das ist eine Symbolzahl. Sie besteht aus 122 mal 103. 12 bezeichnet die endzeitliche Fülle des Volkes Israel (alle 12 Stämme), aber die Zahl wird noch potenziert; 10 bezeichnet eine Ganzheit, potenziert bedeutet es unvorstellbar viel. Die Zahlenangabe bedeutet keinesfalls (wie z.B. die Zeugen Jehovas behaupten), dass nur 144 000 Menschen gerettet werden, denn nach ihnen sieht Johannes noch „eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen.“
Eva R.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.