Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
Zweimal das Buch Daniel
Das Danielbuch wurde im 2. Jh. v. Chr. geschrieben und gehört somit zu den jüngsten Schriften des Alten Testaments. Gleichzeitig ist es das früheste biblische Zeugnis für den Glauben an eine Auferstehung der Toten. In der christlichen Bibel ist es den „großen Propheten“ zugeordnet, doch in der Hebräischen Bibel gehört es – wohl zu Recht - zu den „Schriften“, dem 3. Teil der Hl. Schrift.
Es ist weitgehend eine apokalyptische Schrift, das heißt, es besteht zum größten Teil aus Visionen, die die Vorgänge in der Endzeit vorausschauend widerspiegeln.
Im 12. Kapitel (33. So) geht es vor allem um die letztendliche Errettung des Gottesvolkes Israel. Im Hintergrund steht die apokalyptische Vorstellung, dass jedem irdischen Volk im Himmel ein sogenannter „Volksengel“ zugeordnet ist, eine Art Schutzengel der jeweiligen Nation. Für Israel ist das der Erzengel Michael. Ihm obliegt es für das Gottesvolk einzutreten.
Dennoch kann es nach damaliger Vorstellung nicht nur Erlösung und Befreiung geben. Vielmehr ist das Ende der Zeiten als Tag der Abrechnung zu sehen. Das Gottesgericht wird gedacht als eine individuelle Aufrechnung der guten gegen die bösen Taten, und auf die als gut und gerecht befundenen Menschen wartet als ewiger Lohn das unvergängliche Leben bei Gott.
Dieses Konzept der Auferstehung für die Gerechten ist auch ins Neue Testament übergegangen und dort zum Fokus frühchristlicher Theologie geworden. Die Ausweitung der Auferstehungshoffnung für viele oder gar alle ist erst eine Errungenschaft der Heilstheologie im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Auch im 7. Kapitel (Lesung vom 34. Sonntag) hören wir eine Vision, die allerdings in der Lesung extrem verkürzt ist. Es fehlt die Vision von den irdischen Herrschern, die eindringlich als brutale Raubtiere geschildert werden. Sie werden am Ende vom Menschensohn mit seiner wahrhaft menschlichen Herrschaft abgelöst. Er reißt die Macht nicht an sich wie die anderen Herrscher, sondern es kommt zu einer Wende, die Gott herbeiführt. Diese Verse 13b-14 bilden das Ende und zugleich den Höhepunkt der Vision. Mit dem „Hochbetagten“ ist Gott gemeint, der im Himmel thront und über die irdischen Gewaltherrscher Gericht hält. Die Herrschaft des „Menschensohns“ als endzeitlicher König trennt nicht und unterdrückt nicht, sondern vereint die verschiedenen Völker mit ihren Sprachen. Anders als die irdischen Königreiche wird seine Herrschaft ewig bestehen, weil sie von Gott kommt. Diese Vision wurde von den Evangelien aufgegriffen und auf Jesus Christus hin gedeutet (Mt 24,30; 26,64; Mk 13,26; 14,62).
Viel Interessantes und Genaueres finden Sie in den Kommentaren des Katholischen Bibelwerks von Prof. Andreas Vonach zum 33. und von Prof. Agnethe Siquans zum 24. Sonntag im Jahreskreis
Eva R.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.