Blitzlicht 3. Sonntag der Fastenzeit, Evangelium Lk 13,1-9
Das Gleichnis vom unnützen Feigenbaum
Im heutigen Evangelium erzählt Jesus ein Gleichnis:
Ein Mann hat einen Feigenbaum in seinem Weingarten. Aber der trägt keine Früchte, das heißt, er erfüllt nicht die in ihn gesetzten Erwartungen. Nach drei Jahren verliert der Besitzer die Geduld und befiehlt dem Winzer, den unnützen Baum umzuhauen.
Der Winzer aber plädiert für mehr Geduld.Vielleicht bringt der Baum doch noch Früchte, wenn man den Boden umgräbt und düngt. Die Geschichte hat ein offenes Ende: wir erfahren nicht, ob der Baum schließlich doch Früchte bringt.
Auch wir haben Erwartungen an andere Menschen. Gerade Eltern haben zum Beispiel oft Erwartungen an ihre Kinder, die diese nicht erfüllen können, vor allem, wenn die Eltern selbst kein Vorbild sind. Eltern, die selbst nie lesen, können nicht mit kleinen Leseratten rechnen. Eltern, die ihre Freizeit vor dem Fernsehgerät sitzend verbringen, sollten nicht überrascht sein, wenn auch ihre Kinder wenig sportlichen Ehrgeiz entwickeln.
„Ich gebe auf!“ sagen sie dann. „Mein Kind lässt sich nicht erziehen.
Es ist egal, was ich mache, es nützt alles nichts. Loben, schimpfen, es hat alles keinen Erfolg. Sogar mit Konsequenz haben wir es schon probiert.“
Aber vielleicht braucht das Kind weder Lob noch Tadel, sondern Hilfe, so wie der dürre Feigenbaum vielleicht nur Dünger braucht.
Und manche Menschen sind auf dem einen oder anderen Gebiet einfach unbegabt. Ich kann noch heute kein Sudoku lösen, das für reifere Menschen als für Volksschulkinder gedacht ist. Aber ich kann manches andere - und ich möchte nicht nur an dem gemessen werden, was ich nicht kann.
Der Feigenbaum in der Geschichte trägt keine Früchte. Es wäre schön, wenn er Feigen tragen würde, aber vielleicht liegen seine Stärken auf einem anderen Gebiet. Vielleicht spendet er den Arbeitern in dem Weinberg Schatten, wenn sie bei ihm ein wenig ausruhen können. Vielleicht ist er für Menschen überhaupt nicht nützlich, aber in seinen Zweigen können die Vögel Nester bauen und ihre Jungen aufziehen.
Vielleicht muss man nur genauer hinschauen, um zu sehen, dass man immer wieder verborgene Stärken finden kann - bei Feigenbäumen wie bei Menschen.
Eva R.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über https://www.vaticannews.va/de/tagesevangelium-und-tagesliturgie/2025/03/23.html









