5. Fastensonntag: „judica“ (Recht)
„Verschaffe mir Recht, Gott, und führe meinen Rechtsstreit gegen ein treuloses Volk! Rette mich vor den bösen und tückischen Menschen!“ (Ps. 43,1)
Der fünfte Fastensonntag ist in zweifacher Hinsicht besonders. Erstens, weil er oft gar nicht als fünfter Fastensonntag bezeichnet wird, sondern als Passionssonntag. Zweitens werden an diesem Tag in den allermeisten Kirchen Kreuze sowie Jesusbilder und -figuren mit einem violetten Tuch verhüllt.
Auf den ersten Blick ergibt der Brauch, die Kreuze zu verhüllen, eigentlich keinen Sinn. Wieso werden ausgerechnet kurz vor Ostern in den Kirchen die Kreuze verhüllt? Steht doch gerade in der Fasten- oder Passionszeit das Kreuz als Symbol für das Leiden und Sterben Jesu im Fokus.
Andererseits finden wir in den Schriften durchaus Erfreuliches:
Bei Jesaja ist zu lesen: „Der Herr spricht: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“
Und Paulus schreibt: „Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“
Das ist doch wieder eine Aufforderung, nachzudenken, neu zu beginnen und in unserem Leben einiges zu ändern. Jesus verurteilt die Ehebrecherin nicht. Er fordert sie auf, nicht mehr zu sündigen. Er gibt ihr, uns allen, eine neue Chance! Eigentlich ein weiteres „laetare“, ein Grund zur Freude!
Wenn auch mit einem eindringlichen Auftrag: „Kehret um“ und „richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“.
Johannes Fuchs