100 Jahre Kirche Stadlau – Pfarrfest
Es war wie immer bei einem solchen Fest. In der Grillstraße heftiges Treiben und ebensolche Rauchentwicklung. In der Kirche angeregte Diskussionen und Proben mit den Kindern und der Band.
Ganz normal.
Und dann die Hiobsbotschaft: Weihbischof Stephan Turnovski ist krank und kann an unserer Feier nicht teilnehmen! Wie aus gut informierten Kreisen zu entnehmen war, war diese Tatsache seit Samstag bekannt. Pater Rudi hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen bischöflichen Ersatz aufzutreiben. Doch vergebens. In seiner Not kontaktierte er Pater Johannes Haas um etwa 14 Uhr und bat ihn, als Hauptzelebrant einzuspringen. Der sagte zu („Weihbischof in spe?", so Johannes Schneider) und begann seine Festpredigt vorzubereiten. Chapeau an beide!!
Sonntag, 9 Uhr 32: Einzug von Ministrant:innen, Diakon Gerhard Hladky und sechs Priestern, die alle einen direkten Bezug zur Pfarre Stadlau hatten und haben: Pater Rudi Osanger, Pater Hermann Sandberger, Pater Johannes Haas, Pater Otto Ledermüller, Pater Hans Schwarzl und Pater Bona (den ganzen Namen ersparen Sie mir bitte [Anmerkung ]), der aus Fulpmes angereist ist und sich bei uns sichtlich wohl fühlt.
Die Band begleitete den Einzug schwungvoll mit dem Lied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt…“ und dann auch die gesamte Festmesse. Herzliches Dankeschön!
Nach der Lesung gestalteten die Kinder ein eindrucksvolles Spiel: Ein Kirchturm, der sein Kirchenschiff verloren hat, geht auf Reise und sucht nach einer neuen Bleibe. Zunächst trifft er einen Bäcker, der aber lieber einen neuen Backofen haben will, dann einen Supermarkt, der seine Geschäfte gestört fühlt usw. Müde und traurig geht er auf einen Kinderspielplatz. Dort entdecken ihn die Kinder und bauen ihm mit ihren Händen ein neues Kirchenschiff.
Diese Geschichte ist ein eindrucksvolles Zeichen in das Vertrauen in unsere Jugend. An dieser Stelle Hochachtung vor den Autor:innen und dem KiLi-Team [Anm. d. Red.: Kinderliturgieteam]. Die Kinder sind „mitten drin“, ein besonderer Teil der Pfarre, typisch Don Bosco!
In der Predigt ging Pater Haasi zunächst auf die Geschichte der Stadlauer Kirche ein und fragte die Gemeinde, ob jemand wisse, wo sich der Grundstein befindet. Antwort: Keine, nun es ist ja schon 100 Jahre her und in der Chronik offensichtlich auch kein Hinweis zu finden. Natürlich wäre es interessant den Ort des Grundsteins zu kennen, da oft mit ihm Dokumente und Artefakte deponiert wurden. Auf die Frage, welche Steine in der Kirche wichtig sind, wurde gleich nach den Pfeilern der Altarstein genannt, das Zentrum der Eucharistie, wo Jesus gegenwärtig wird und für uns unangenehme oder Stolpersteine aus dem Weg räumen kann. Aber es gibt auch lebendige Steine, die so wie die Glassteine unserer Kirche, bunt, groß und klein, eckig und rund und … durchscheinend sind. So sollen auch wir Christen Menschen sein, die für die Liebe Gottes offen und durchscheinend sind.
Auf die Frage, was „Pfarre“ ursprünglich bedeutet, zitiert der Prediger den altgriechischen Ursprung πάρ οἶκος (par oikos) für „am Haus“, Nachbarschaft oder weiter gesehen Gemeinschaft. Das deutet auch darauf hin, dass eine Pfarre, eine Gemeinschaft, von einem Haus vielleicht einer Kirche ausgegangen ist und ausgehen soll. Das Wort taucht auch in den Antworten der Gläubigen auf die Frage des Predigers auf als er fragte, was denn Pfarre für uns jetzt bedeutet. Viele Begriffe wurden genannt, u.a. beten und singen, Vertrauen, Freundschaft, Liebe, Geborgenheit, ... Aber auch Arbeit (im Hinblick auf das Pfarrfest durchaus legitim!).
Zum Abschluss der Festmesse wurden noch verdiente Pfarrmitglieder mit dem Stephanus-Orden in Bronze geehrt. Die Vorstellung der Geehrten und die Laudatio hielt der stellvertretende Vorsitzende des PGR, Johannes Schneider, die Übergabe der Dekrete und Orden erfolgte in Vertretung des Weihbischofs durch Pater Otto Ledermüller an
Barbara Herzog
Harald Pfeffer
Manfred Smahel
Franz Weidinger
Der Orden in Silber an Brigitte Jagenbrein konnte wegen deren Abwesenheit nicht verliehen werden und wird später nachgeholt. Ein riesiges Danke an die Geehrten. Sie sind „Vorreiter:innen“ in der Pfarre, deren Arbeit man oft nicht direkt sieht, aber ohne diese vieles nicht funktionieren würde. Also „mitten drin“ aber nicht im Vordergrund.
Für den feierlichen Auszug wurden die Türen zum Sportplatz geöffnet, von wo ein verführerischer Duft von Grillhändel, Pommes u.v.a. in die Kirche strömte. Der Frühschoppen (die Don Bosco Blasmusik aus Erdberg spielte schon ihr erstes Stück) und das Pfarrfest waren eröffnet. Aber das ist eine andere Geschichte.
Johannes Fuchs