Man muss das alte zurücklassen. Und das fällt weder P. Hermann noch uns, der Pfarrgemeinde leicht, denn er ist ein guter Seelsorger, guter Zuhörer, geduldig und empathisch und vor allem bei den Kindern beliebt. Das zeigt sich beim Einzug, 14 MinistrantInnen (und das sind nicht alle, die die Pfarre Stadlau aufzubieten hat) ziehen mit P. Alois und P. Hermann ein und besetzen den Altarraum. Die Kirche ist übrigens bum voll, viele müssen stehen. („Popstars füllen Stadien, du füllst die Kirche“, Fritz Sövergjarto). P. Hermann war sichtlich gerührt ob der vollen Kirche. (Bei solchen Anlässen zeigt es sich, dass das Entfernen von Kirchenbänken doch nicht eine so gute Idee war.) Trotzdem gibt es im Kirchenraum eine positive und sehr angenehme Stimmung.
Durch den Gottesdienst begleitet uns musikalisch Theresa Sövegjarto und ihr Team in gewohnt souveräner Manier.
In der Begrüßung werden alle Gläubigen, Kinder, Paare, die er getraut hat, Familien vom Spielplatz, Vertreter der Pfadfinder, BadekollegInnen (daher seine tiefe Bräune!?), Freunde des Gasthauses Selitsch, der Politik, Gäste aus dem 3. Bezirk, eigene Verwandte und, und,… erwähnt. Das beweist, was für ein umtriebiger Mensch P. Hermann ist, wie viele und vielfältige Kontakte er pflegt, und das alles mit dem Rad, das dritte übrigens.
In der Predigt geht P. Hermann zunächst auf das Evangelium ein und betont, dass Jesus sagt, „.. wer zu mir kommt ..“ und nicht wer isst, wird satt werden und nicht mehr hungern. Dann nimmt er Bezug auf die erste Lesung, wo es heißt, dass nur ein Tagesbedarf gesammelt werden darf, und das Horten und Raffen nicht goutiert wird. Das scheint auch sein Lebensmotto zu sein (siehe Eisverteilung nach seinem Geburtstag), obwohl er als gelernter Koch gewohnt sein müsste, alle Zutaten jederzeit parat zu haben.
Im zweiten Teil seiner Predigt erzählt er von seinem Lebenslauf, dass er bereits 1993 als Diakon nach Stadlau gekommen ist, dann aber nach Amstetten musste, 2009 aber wieder nach Stadlau kam, acht Jahre Seelsorger in der Filialkirche Mariahilf war, 2017 aber die Seelsorge im Studentenheim im 3. Bezirk übernahm und vor vier Jahren wieder nach Stadlau kam. Vor 30 Jahren wurde ihm in Stadlau ein Häferl mit der Aufschrift „Hermann, der Krieger“ geschenkt. Bald wurde ihm klar, dass man eine Art Krieger sein muss, um all die Herausforderungen zu stemmen. Er war aber immer dankbar, wenn er als Priester angefragt wurde und helfen konnte.
Das gibt ihm Kraft, auch mit 66 Jahren, wo andere schon in Pension sind, neu durchzustarten. Auf die Frage, „warum tust du dir das an“, antwortet er: WEGEN IHM, und deutet auf den Gekreuzigten.
Je näher das Ende des Gottesdienstes kommt, desto sentimentaler wird es. P. Alois bezeichnet P. Hermann als Freund, als Vorbild in der Seelsorge und bedankt sich, eine kurze Zeit mit ihm in der Pfarre verbringen zu dürfen.
Auch die Jungschar kommt zu Wort und überreicht ihm eine neue Schürze, da die alte schon kaputt geworden ist. Und die Gemeinde von Mariahilf bedankt sich für das Wirken von P. Hermann, außerdem gibt es Lob für seine Predigten, die immer sehr gut vorbereitet (und mit Gedichten, Geschichten und literarischen Texten bereichert ---Anm.d.Autors) waren.
Ein Highlight des Dankes ist der Auftritt der Sternsinger, die er ja jahrelang betreut hat (siehe Lied zum Schluss) und die ihm eine handgefertigte Sternsingerkrone überreichen.
Auch die Volksschule Konstanziagasse bedankt sich für das Wirken von P. Hermann.
Langsam werden alle Augen abschiedsfeucht. Mehr will ich jetzt nicht sagen.
Zuletzt gibt es noch ein umgedichtetes Lied (Text an anderer Stelle) zur Melodie von „Jesus Christus ist geboren“, besser bekannt als „Hört, wen Jesus glücklich preist“ oder als Profanversion auf Schihütten „Auf der Alm da steht a Kua“.
Nach dem Segen ist der Gang zur Marienstatue Pflicht und das Lied „Segne du Maria…“ trägt zum sentimentalen Abschluss bei. Schlussendlich ist dieser ein tolles Pfarrkaffee und natürlich Eis für alle Kinder.
Immer am Sonntag nach seinem Geburtstag (25.7.) gab es Eis für alle Messbesucher. Insofern müssen wir den „Eisheiligen von Stadlau“ verabschieden.
Der Herrgott möge dich beschützen, dein Charisma für den Umgang mit Menschen bewahren und lange Gesundheit verleihen. Denn: Mit 66 Jahren fängt das Leben erst an!
Johannes Fuchs