Samstag 23. November 2024
Pfarre

Unser Kirchengebäude

Geschichte der Pfarrkirche/Pfarre von Tattendorf

von DI Josef Mitterer

Quellen: 

Josef Mitterer: Wenn Spuren von Menschen Vergangenheit werden; Chronik Tattendorf, 2014

Franz Sauer: Die Pfarrkirche von Tattendorf, Archäologische und bautechnische Untersuchungen. 

In: FOKUS Denkmale Heft 6

 

Das Patrozinium der Pfarrkirche von Tattendorf ist „Maria im Elend“. 

Der Name gedenkt der Sorge Mariens auf der Flucht nach Ägypten. Patroziniumstag ist der 15.Sept.

Kirchtag ist der Tag der Hl. Dreifaltigkeit.

 

Zur Gründung:

Die Gottesmutter Maria zählt zu den Heiligen, die im 9. Jahrhundert bevorzugt für Kirchenbauten herangezogen wurde. Archäologische Grabungen und Bauaufnahmen die vom Bundesdenkmalamt im Jahre 2003 in der Kirche von Tattendorf vorgenommen wurden erbrachten den Befund, dass ein derartiger Zeitansatz auch für den Ursprung der Kirche von Tattendorf gegeben ist. Sie zählt somit neben den Kirchen von Weigelsdorf, Unterwaltersdorf und der Friedhofskirche von Leithaprodersdorf zu den ältesten Kirchenbauten der Region.  Ihr Bau könnte auf den Gründer von Tattendorf zurückgehen den Franz Sauer vom Bundesdenkmalamt in der Person des Namensgebers von Tattendorf sieht. „Tato“ war einer der Leitnamen der Wilhelminer, einer Sippe, die im karolingerzeitlichen Niederösterreich begannen, gemeinsam mit anderen bairisch-ostfränkischen Großen nach den Awarenkriegen Karls des Großen, das Land östlich der Enns in Besitz zu nehmen. Tato als erster Grundherr von Tattendorf hatte in seiner neu gewonnenen Besitzung nicht nur für den Schutz, sondern auch für das Seelenheil der Bevölkerung zu sorgen. Aus dieser Pflicht heraus dürfte die Kirche von Tattendorf, als Eigenkirche des Tato, deren Errichtung und Ausstattung dem Ortsgründer oblag, gegründet worden sein.  

Im 10. Jahrhundert überfielen Magyaren das Land und drangen bis 955 bis in die bairischen Stammlande vor. Mit ihnen verlieren sich die Spuren des Ortsgründers und dieser frühen Kirche.

 

Weitere Chronik:

 

1035    Das Gebiet zwischen der Triesting und der Piesting gelangt an den Babenberger Markgrafen, mit dem Auftrag, die Gegend weltlich und geistlich neu zu erschließen und zum Schutz der Grenze des Heiligen Römischen Reiches die Siedlungstätigkeit wieder aufzunehmen.

 

1113     Margraf Leopold der Heilige übergibt die Mutterpfarre Traiskirchen, dessen Seelsorgebereich sich bis zur Fischa erstreckte, an das Kloster Melk.

 

1114    Erste urkundliche Nennung Tattendorfs. Adaloldus, ein Angehöriger der Sippe der Kuenringer, der auf Geheiß seines markgräflichen Herren vom Stützpunkt Tatindorf aus die nahe gelegene Grenze sicherte, wird als Zeuge in einer Schenkung genannt.

 

1142    Der Ort Tattendorf wird in einer Besitzbestätigungsurkunde für das Stiftes Klosterneuburg als dessen Eigen genannt. Markgraf Leopold III. selbst dürfte das Dorf zur Grundausstattung des Kloster an dieses übertragen haben. Die kirchlichen Belange blieben jedoch bei Melk. 

 

1246    Schlacht an der Leitha. Die frühmittelalterliche Kirche ist wohl im Verlauf der Kämpfe Herzog Friedrichs des Streitbaren mit den Ungarn dermaßen beschädigt worden, dass statt einer Ausbesserung nur mehr ein vollständiger Neubau in Frage kam. Eine wesentliche Neuerung war der Turm, der nunmehr dem vergrößerten Chor aufgesetzt wurde, um bei Gefahr als Zufluchtsstätte zu dienen.

 

1390    Abt Ludwig von Melk fordert unter anderen die Pfarre Tattendorf auf, den jährlich zu entrichtenden Zins zu übertragen. Dies ist der erste Hinweis dazu, dass hier nun eine eigene Pfarre eingerichtet war.

 

1411    Mit Friderikus wird erstmals der Name eines hiesigen Pfarrers genannt.

 

1450    Ältester Hinweis auf das Fest der Kirchweihe am Tag der Hl. Dreifaltigkeit (Trinitatis)

 

1529     Zerstörung des Dorfes und der Kirche durch die Türken: „Im verschinen 29sten Jar der Türgkhen laidiger Überzug. Die Kirchen Pharhoff und ganz aigen bey unß verherdt und ingrundt abprenndt worden ….“.

 

1544    Tattendorf wird immer noch als Filiale von Traiskirchen genannt. 

 

1571     Die Tattendorfer beklagen sich über den Pfarrer von Traiskirchen, dass es sie in den „Pharrlichen Rechten nit versehe“.

 

1572     Das Stift Klosterneuburg setzt in Tattendorf den Pfarrer Leonhardus Springinsfeld ein ohne über die Kirchenrechte zu verfügen. 

 

1585    Ein Rechtsstreit um das Patronat zwischen Melk und Klosterneuburg endet am 19. Jänner 1585 mit einem Vergleich. Gegen die Zahlung von 250 Gulden erwirbt das Stift Klosterneuburg nun auch die Vogtei- und Lehenschaft über die Pfarre Tattendorf.

 

1672     Entstehung der Wallfahrt zu Tattendorf. Nach Auffindung eines an einem Eichenbaum angehefteten Marienbildnisses.

 

1683    Im Zuge der Belagerung Wiens durch die Türken wird Tattendorf weitgehend zerstört und auch die Kirche niedergebrannt.

 

1695    Wiedererrichtung der Pfarrkirche durch das Stift Klosterneuburg und privater Spenden unter Leitung des Pfarrers Hieronymus Staidl.

 

1740    Der Pfarrhof wird mit allen Kirchenschriften in Schutt und Asche gelegt. Auch die Pfarrkirche wird dabei schwer in Mitleidenschaft gezogen.

 

1743    Generalsanierung der Pfarrkirche, wobei die Hauptmauern soweit erhöht wurden, dass ein dem Geschmack der Zeit entsprechendes Tonnengewölbe errichtet werden konnte. Der Turm wurde neu mit Weißblech eingedeckt.

 

1834    Auflassung des um die Kirche befindlichen Friedhofs und Neuerrichtung desselben an seiner derzeitigen Stelle.

 

1836    Neueindeckung des Kirchturms

 

1873    Einem Großbrand im Dorf fallen auch Kirche und Pfarrhof zum Opfer. „Da Kirche und Pfarrhof in ihrer früheren Gestalt den Anforderungen nicht mehr zweckentsprechend waren, die Kirche insbesonders zu klein war, so gab dieser Brand Veranlassung, dieselbe eines Gotteshauses würdig herzustellen. Über den Pfarrhof wurde vom Propst des Stiftes Klosterneuburg beschlossen, denselben von Grunde aus neu zu bauen“. 

Somit erhielt das Gotteshaus sein gegenwärtiges Aussehen.
 

 

 

 

Patrozinium (Schutzheiliger) und Kirchweihe

 

Dies sind wichtige Feste im Jahresverlauf einer Pfarrgemeinde. Mit dem Patrozinium feiert die 

Gemeinde gleichsam den Namenstag der Kirche, am Tag der der Kirchweihe deren Geburtstag. 

Früher hatten diese beiden Festtage im Bewusstsein der Gläubigen eine wichtige Bedeutung. 

Man besann sich selbst und blickte zurück auf das Herkommen des Gotteshauses. 

 

Um die Mitte des 15. Jhs. heißt es bereits im Banntaiding von Tattendorf: „Am ersten melden wir unser löbliche Kirchweih bei unserm gotshaus, die man beget acht Tag nach pfingsten (Tag der Hl. Dreifaltigkeit = Trinitatis) in dem anderen mai, und an demselben tag ist freyung…“ .

Pilger zogen aus nah und fern in Prozessionen nach Tattendorf um das Fest der Kirchweih zu feiern. In den Kirchenbüchern des 18. Jhs. wird das Ankommen von bis zu 17 Procehsionen beschrieben. In Tattendorf vereinigten sie sich zu einem großen Festzug durch das Dorf.
 

Architektonische Details


Seit ihrer Errichtung hat unsere Kirche zahlreiche Veränderungen und Umbauten erlebt. Die Wände sind aus groben Bruchsteinen und stammen Kirche Tattendorfaus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert. Das Kirchenschiff wurde im Laufe der Jahre etwas verschmälert, es ist zweijochig mit Kreuzgewölben und einer Jochteilungsrippe.

 

Der neugotische Hochaltar mit seinem einprägsamen Altarbild wurde im 19. Jahrhundert errichtet, die seitlichen übergiebelten Figurennischen sind der Heiligen Agnes (links) und dem Heiligen Leopold (rechts) gewidmet. Unter der Orgelempore befindet sich ein stimmungsvolles Bild über die Heilige Dreifaltigkeit.

 

Jesus im Mittelpunkt

 

Doch was wären alle diese Details ohne Gott, der im Mittelpunkt unseres Kirchengebäudes steht und im Tabernakel anwesend ist? Wir laden daher alle herzlich ein, die offenen Türen unserer Kirche zu nützen und Gott in der Stille unserer Kirche oder bei einem Gottesdienst zu begegnen.

 

Öffnungszeiten der Kirche:
Montag bis Sonntag: 9.00 - 19.00 Uhr

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