Montag 23. Dezember 2024
"Heiligkeit ist nicht ein Luxus für Wenige. Sie ist ganz einfach eine Pflicht für Dich und für mich!"
Mutter Teresa

Pfarrkirche "Maria Namen" in Sulz

Innenansicht der Marienkirche in Sulz

 

 

 

Wollen sie mehr zur Geschichte des Gnadenbilds erfahren - 

 

1. Die Entstehung des Sulzer Gnadenbildes

In der Wienerwaldpfarre Sulz wird seit dem Jahr 1748  das Gnadenbild "Maria Hilf vom Birnbaum" verehrt, seit Erbauung der Kirche 1783 befindet es sich über dem Tabernakel im Altarraum des Kirchleins.

Die Entstehungsgeschichte dieses Bildes ist von Pfarrer P. Eugen Strack um 1840 in der Pfarrchronik festgehalten worden. Nach diesen Aufzeichnungen hat es mit dem Sulzer Gnadenbild folgende Bewandtnis:

"Im J. 1747 am Tage der Heimsuchung der sel. Jungfrau Maria [2. Juli] entstand vormittag ein schreckliches Gewitter, bey welchem am Fuße des Hohenrahmes auf der sogenannten Ochsenweide in einem Augenblicke durch den Blitz 6 Ochsen erschlagen wurden. Der damalige Hirt, mit Namen Bartl, ein schon bejahrter Mann, welcher der Gemeinde bereits durch 30. J. diente, machte in der Angst das Gelübde, er wolle, wenn er durch die Fürbitte der Mutter Gottes samt seinem ihm anvertrauten Viehe vom gähen Tode durch den Blitz bewahret würde, auf seine Kosten das Bildnis Mariä Hülf mahlen laßen, selbes an dem Birnbaum, unter welchem er Schutz suchte, befestigen, u. daselbst sein ganzes Leben hindurch täglich sein Dankgebeth verrichten.

Da er nun wirklich durch die milde Fürbitte Mariens verschont blieb, erfüllte er auch im J. 1748 pünktlich sein Gelübde, ließ das Gnadenbildnis Maria Hülf, welches noch heut zu Tage oberhalb dem Tabernakel verehrt wird, auf seine Kosten anfertigen, heftete es an den wilden Birnbaum, der sich etwa 100 Schritte ober dem Kirchhofe befand, u. verrichtete so lange er hier lebte täglich, mochte auch die Witterung wie immer beschaffen seiyn, diesem Platze sein Dankgebeth.

Der Ruf dieses Bildes verbreitete sich bald in der ganzen Gegend, so daß zahlreiche Menschen in Proceßionen herzuströmten, den Birnbaum mit wächsernen u. silbernen Opfern bedeckten, Geld opferten u. Steine herzutrugen. Nach dem Tod dieses Hirten, der 6-7 Jahre darauf in Simmering, seinem Geburtsorte, erfolgte, übersandte deßen Witwe dem damaligen Ortsrichter Johann Winter einige 70fl [Gulden] welche ihr Mann als Opfer von den Wallfahrern angenommen hatte.

Von diesem Gelde u. den zusammengetragenen Steinen ließ nun derselbe eine kleine Kapelle auf dem Platz erbauen, wo jetzt ein Theil der Sakristey steht, u. nach Beendigung derselben wurde das Bildnis Maria Hülf von dem Birnbaum dahin von 6 kleinen Mädchen in einer Proceßion am 8ten September feyerlich übertragen. Hier wurde nun an bestimmten Tagen in der Woche der Rosenkranz gemeinschaftlich abgebethet, u. Winter, der ein anständiger Mann u. eifriger Katholik war, unterrichtete hier an Sonntagen die Jugend in der kathol. Lehre; auch ließ er im J. 1758 auf seine Kosten eine 1 Ztn. schwere Glocke, worauf noch gegenwärtig sein Name steht, verfertigen, u. verwendete sich mit allem Eifer für die Einweihung dieser Kapelle, damit doch wenigstens an hohen Festtagen eine h. Meße darin gelesen werden könnte. Allein er mußte sterben, ohne sein Ziel erreicht, seinen sehnlichsten Wunsch erfüllet zu sehen."

Erst 1783 wird Sulz in der josephinischen Kirchenreform zu einer eigenen Pfarre ("Lokalie") erhoben. Baumeister Philipp Schlucker - "der arme Schlucker" - errichtete an der Kreuzung der Straßen nach Sittendorf und Kaltenleutgeben die Kirche, den Pfarrhof und das Schulgebäude (heute Gemeindeamt).

2. Das Ur-Maria-Hilf Bild von Lucas Cranach

Das Sulzer Gnadenbild ist ein typisches Maria-Hilf Bild. Es auf ein leicht nach vor gewölbtes Holzbrett mit den Maßen 39,5 x 24,0 cm gemalt und mit einem prachtvollen geschnitzen Rahmen samt Strahlenkranz umgeben, der nach der Plünderung der Kirche durch die Franzosen 1809 angefertigt wurde. In der Mitte des Bildes befindet sich ein silbernes Herz, das im Jahre 1858 von Franz Kropf, Kleinhäusler in Vögelgraben Nr. 35, geopfert worden ist (Chronik I, 43). Maria und das Jesuskind tragen goldene Kronen, im oberen Hintergrund sind 4 silberne Sterne angebracht. Unter dem Bild findet sich, auf das Holzbrett geklebt, ein 6,5 cm breiter Streifen von vergilbtem Papier, auf dem man die altertümliche Aufschrift liest:

"Maria hülf uns in der Noth, daß Gott uns behüth vor gähen Tod. 1748"

Die Form der Darstellung der Gottesmutter mit dem Jesuskind entspricht dem von Lucas Cranach geschaffenen Typus des Maria-Hilf Bildes, das ist der in der Westkirche am meisten verbreitete Marienbild-Typus. Allein im alpenländischen Raum werden mindestens 500 Maria-Hilf Bilder in dieser Darstellungsform verehrt! Das Sulzer Maria-Hilf Bild ist eine der ansprechendsten und innigsten dieser 500 Kopien.

Lukas Cranach der Ältere ist der Künstler, der den Typ der Maria-Hilf-Bilder geschaffen hat. Er wurde 1472 in Kronach geboren, seit 1505 ist er Hofmaler der sächsischen Kurfürsten. Er wohnt in Wittenberg und ist dort Ratsherr, später mehrfach Bürgermeister des Universitätsstädtchens. Als ebendort 1517 die Reformation losbricht, hält er sich aus theologischen Disputen heraus, ist jedoch mit Martin Luther eng befreundet. Diesen porträtiert Cranach mehrmals und fungiert bei dessen Hochzeit mit einer ehemaligen Zisterziensernonne als Trauzeuge. Die Reformatoren sind anfangs einer gesunden Marienverehrung nicht abgeneigt, erst später, als man sich schärfer von der katholischen Auffassung abgrenzen möchte, nimmt man einen antimarianischen Zug an. Luther hat beispielsweise beachtlich Positives über die Gottesmutter gesagt, und aus einer Tischrede von 1532 läßt sich entnehmen, daß in der Stube der Familie Luther ein (wohl cranachsches) Marienbild hing. Es ist jedenfalls bemerkenswert, daß ein Mann, der Luther so nahe stand, ein Bild schaffen sollte, das zum meistverehrten Gnadenbild des Katholizismus werden sollte.

Dieses Marienbild, das so oft kopiert werden sollte, malte Cranach vermutlich in seiner späteren Schaffenszeit, etwa nach 1537. Die Gottesmutter hält das nackte Jesuskind in ihren Händen. Bezeichnend ist die menschliche Wärme und Intimität in dem Gestus, mit dem die Gottesmutter ihr Haupt dem Kind zuneigt, wie andrerseits das Jesuskind liebkosend die Arme dem Gesicht der Mutter entgegenstreckt. Auch das Original Maria-Hilf Bild ist auf Holz gemalt, allerdings weit größer als das Sulzer Bild. Es hat die Maße 78,5 x 47,1cm. Cranach hat über 120 Marienbilder geschaffen, doch mit dieser Form der Darstellung war ihm ein großer Wurf gelungen: das klassische Mariahilfbild war entstanden, das hunderte-, ja tausendemale kopiert werden sollte. Dabei ist deutlich sichtbar, daß Cranach einfühlsam die ostkirchliche Darstellung der "Eleousa" (die Barmherzige), wie sie sich auf tausenden Ikonen findet, in die Kunstsprache seiner Zeit und des westlichen Gemütes übersetzt. Das Erhabene und Entrückte der Ikonendarstellungen wird bei Cranach in das Gemüthafte und Zärtliche einer Mutter-Kind Beziehung übersetzt.

Cranach malte dieses Bild für die Heiligkreuzkirche in Dresden. Jedoch hatte die Reformation inzwischen eine Wendung gegen die Marienverehrung genommen, die sakralen Skulpturen und Kultbilder insgesamt waren mittlerweile suspekt geworden. So kam das cranachsche Marienbild 1611 in die Gemäldegalerie des sächsischen Kurfürsten nach Dresden.

3. Die Entstehung des Maria-Hilf Kultes in Innsbruck und Passau

Für den Beginn des Maria-Hilf Kultes ist das Jahr 1611 von Bedeutung. In diesem Jahr kam der Bruder des fromm-katholischen Kaiser Ferdinand II., Erzherzog Leopold V., in diplomatischer Mission nach Dresden. Der protestantische Kurfürst bot dem Staatsbesuch an, sich aus seiner Gemäldegalerie ein Gastgeschenk auszuwählen. Obwohl es weit wertvollere Bilder gab, entschied sich Erzherzog Leopold V., der zu dieser Zeit noch regierender Erzbischof von Passau war, sofort für das cranachsche Bild und ließ es nach Passau in die Privatkapelle seines bischöflichen Palais bringen. Er ist der erste Verehrer dieses Bildes, auf all seinen Reisen nahm er das Bild mit. Auch den Namen "Maria Hilf" dürfte es dem frommen Erzherzog verdanken, da er es unter dem lateinischen Titel "Maria Auxiliatrix" - wörtlich "Maria Helferin" - verehrte.

Als Leopold V. 1625 - er hatte kein Weihesakrament empfangen - mit Erlaubnis des Heiligen Stuhles auf das Bischofsamt in Passau verzichtete, nahm er dieses sein privates Gnadenbild mit nach Innsbruck, wo er als selbständiger Landesfürst 1626 die Herzogin Claudia von Medici heiratete. So kam das Original Maria-Hilf Bild nach Innsbruck, wo es bis heute geblieben ist. Zunächst wurde das schon damals verehrte Marienbild in der Hofburg aufbewahrt. Erzherzog Ferdinand Karl, der Sohn Leopolds V., stiftete es schließlich im Jahre 1650 der damaligen Stadtpfarrkirche St. Jakob, dem heutigen Dom. Er wollte zum Dank für das Ende des 30jährigen Krieges und der Abwendung der Bedrohung durch die Schweden eine öffentliche Verehrung ermöglichen. In der Jakobskirche wurde zunächst eine eigene Seitenkapelle für das Bild errichtet, da der Zustrom der Gläubigen ohne Maßen war, wurde es 1713 in der Mitte des Hochaltares angebracht.

Die Jakobskirche, bald auch "Maria Hüllf zu Ynsbrugg" genannt, wurde die bedeutendste Gnadenstädte Tirols und der angrenzenden Gebiete. Besonders Wöchnerinnen nahmen zum "Maria Hilf"-Bild ihre Zuflucht, unter ihnen etwa 100 Jahre später die Kaiserin Maria Theresia, die eine Figur aus Gold ihres erstgeborenen Sohnes Joseph II. opferte, so schwer das Kind war. Allein von 1662-1723 sind 4.188 ernstzunehmende Gebetserhörungen aufgezeichnet. 1964 wurde vom Heiligen Stuhl die Diözese Innsbruck errichtet und dabei die Jakobskirche zur Kathedrale erhoben, 1993 wurde der Dom nach ausführlichen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet.

Doch zurück nach Passau, wo das cranachsche Maria-Hilf-Bild ja bis zur Überführung nach Innsbruck 1625 verehrt wurde. Da Erzherzog Leopold V. ja keine Weihen empfangen hatte, konnte er sein Bischofsamt natürlich auch nicht sakramental ausüben. Dafür hatte er einen Bistumsadministrator, den Domdekan Freiherr Marquard von Schwendi († 1634). Dieser fromme Mann war ein glühender Marienverehrer, der innig das cranachsche Bild, das ja bis 1625 in der bischöflichen Hofkapelle aufgehängt war, verehrte, ja sich in die liebliche Darstellung verliebt hatte. 1622 hatte Schwendi sogar eine Vision. Die Gottesmutter erschien ihm und bat ihn, auf seinem Grundbesitz am Schulerberg, gleich oberhalb von Passau eine Kirche zu ihren Ehren zu bauen. Schon 1624 wurde der Grundstein gelegt. Da der Erzherzog das Marienbild schon in seiner Passauer Zeit immer auf seine Reisen mitnahm, ließ Domdekan Schwendi noch vor 1624 eine Kopie von einem unbekannten Passauer Maler anfertigen. Diese Kopie ist gegenüber dem Original von Lucas Cranach leicht verändert: Es ist etwas größer (97,2x 66,5) und die Mutter-Kind-Beziehung ist noch zärtlicher gestaltet. Interessant ist auch, daß dieses Bild von Anfang an gekrönt gewesen sein dürfte, da der Brauch der Krönung von Marienbildern von Italien ausgehend gerade in dieser Zeit den alpenländischen Raum erreichte.

Dieses Bild kam in die neuerbaute Kirche oberhalb von Passau, die schon 1631 den Namen "Mariahilf ob Passau" erhielt. Schwendi hätte niemals ahnen können, daß seine Kirche die beliebteste Wallfahrtskirche Deutschlands werden sollte. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Titel "Maria Hilf", der die Gläubigen in Scharen anlockte. Bald wurden Kopien des Passauer Maria-Hilf Bildes angefertigt, im alpenländischen Raum allein weit über 500. Ein dichtes Netz von Maria-Hilf Wallfahrtsorten entstand.

4. Maria-Hilf in Wien

Das Maria-Hilf Bild ob Passau wirkte weithin, ebenso wie sich in der Zeit der Gegenreformation die Anrufung Mariens stark verbreitete. Der Ruf "Maria hilf!" wurde in Stoßgebeten und Litaneien, in persönlicher Not und liturgischen Andachten oft gebetet. Die Anrufung der Hilfe Mariens sollte in der Türkennot von 1683 auch politische Dimension erhalten.

Dazu kam, daß Kaiser Leopold I. eine besondere Verehrung für das Passauer Heiligtum hegte. Schon 1667 und 1668 hatte er reiche Votivgaben dem Maria-Hilf Bild darbringen lassen. 1676 entschied er sich, seine 3. Hochzeit mit Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg in Passau zu halten, wozu er mehrmals mit allem kaiserlichen Zeremoniell und Pomp zum Gnadenbild hinaufpilgerte. Zum Dank stiftete er der Mariahilferkirche eine bis heute erhaltene überaus wertvolle hängende "Kaiserampel", die vor dem Maria-Hilf Bild aufgehängt wurde.

Im Jahre 1680 war P. Marco d'Aviano, als kaiserlicher Berater, Beichtvater und Prediger eine Berühmtheit, nach Passau gekommen. Der Diözesanbischof empfing ihn feierlich und geleitete ihn auf den Mariahilferberg, wo ihn die Begegnung mit dem Maria-Hilf Bild tief geprägt haben dürfte. Als 1683 die Türken über 2 Monate lang Wien belagerten, organisierte P. Marco in seiner Eigenschaft als päpstlicher Legat das christliche Befreiungsheer. Für den Tag der Entscheidungsschlacht gab er als Kampfruf die Devise aus: "Maria Hilf!" Freilich war der mitstreitende protestantische Kurfürst von Sachsen damit nicht ganz einverstanden, sodaß die Tagesdevise schließlich in "Jesus und Maria Hilf!" erweitert wurde. Am 12. September 1683, dem Fest "Maria-Namen" errangen die kaiserlichen Truppen, die über den Kahlenberg hinuntergezogen waren, einen glänzenden Sieg über die türkischen Belagerer. Wien war nach monatelanger Belagerung wieder frei, eine große Gefahr für das Abendland und ihre christliche Kultur gebannt.

Dieses einschneidende Ereignis führte nicht nur dazu, daß das Fest "Maria Namen" vom Papst auf die ganze Kirche ausgeweitet wurde, sondern auch der Maria-Hilf Kult an Popularität gewann. Vor allem Kaiser Leopold I. hatte ja schon vorher eine besondere Andacht zum Passauer Gnadenbild gehabt und 1776 in Passau geheiratet. Vor den heranrückenden Heeren war er nun mit seinem Hofstaat donauaufwärts nach Passau geflohen, wo er sich im Juli und August aufhielt, um ein Heer für die Befreiung Wiens zu organisieren. In diesen Tagen stieg er fast täglich mit seiner Gattin Eleonore zur Muttergottes auf den Passauer Mariahilferberg hinauf, um dort die Befreiung des Landes aus der Türkennot zu erflehen.

Kein Zweifel, daß der Kaiser den Sieg der Fürbitte Mariens, der "Auxiliatrix", zuschrieb. Nun war die Zeit gekommen, auch in Wien eine eigene Maria-Hilf Kirche erbauen zu lassen. So ließ Leopold I. zusammen mit Fürst Paul Esterházy als Dank für die Errettung der Kaiser- und Reichshauptstadt aus der Türkengefahr "im Schöff" eine mächtige barocke Kirche aufführen. Schon vor 1683 hatte es in Wien eine Kopie des Passauer Maria-Hilf Bildes gegeben. Dieses Wiener Maria-Hilf Bild ist weit größer als das Original zu Innsbruck (78,5 x 47,1cm) oder die erste Kopie in Passau (97,2x 66,5), nämlich 166 x 120 cm. In kürzerster Zeit, noch während an dem Barockbauwerk gearbeitet wurde, entwickelte sich ein beachtlicher Wallfahrtsbetrieb. Die Seelsorge übernahmen die Barnabiten. 1758 war die Mariahilferkirche fertiggestellt, das Maria-Hilf Bild wurde in Anwesenheit von Kaiserin Maria Theresia auf den Hochaltar übertragen. Schon vorher hatte man begonnen, das umgebende Stadtviertel, das bisher "im Schöff" geheißen hatte, "Mariahilf" zu nennen; ein Name, den es bis heute als 6. Wiener Gemeindebezirk beibehalten hat.

In Wien gab es noch ein zweites Heiligtum, wo ein Maria-Hilf Bild verehrt wurde. P. Marco d'Aviano hatte im Jahre 1692 Kaiser Leopold I. gebeten, er möge zum Dank für den Sieg über die Türken die bereits seit 1677 bestehende Leopoldi-Kapelle auf dem Kahlenberg renovieren lassen und dort eine Kopie des Maria-Hilf Bildes anbringen lassen. Der Kahlenberg hatte ja für den Entsatz von Wien eine besondere Bedeutung: Von dort waren die Streitkräfte am 12. September 1683 zur Befreiung Wiens hinuntergezogen, nachdem P. Marco frühmorgens eine Messe zu Ehren der Gottesmutter gelesen hatte, bei der ihm der polnische König Jan Soieski ministrierte. Nun sollte nach dem Wunsch von P. Marco auf dem Kahlenberg ein Maria-Hilf Heiligtum entstehen. Der Kaiser kam der Bitte seines Beichtvaters gerne nach, beließ der Leopoldi-Kapelle jedoch ihren Namen, da man zu dieser Zeit irrtümlich davon überzeugt war, daß der Palast des heiligen Leopold dort auf dem Kahlenberg gestanden sei. Auch hatte der Kaiser Skrupel, in Wien gleichsam den geliebten Passauer Mariahilferberg zu kopieren. Doch immerhin erreichte die Überredungskunst des kaiserlichen Beichtvaters, daß ein Maria-Hilf Bild in der Leopoldi-Kapelle auf dem Kahlenberg angebracht und bis zur Entweihung der Kirche unter Joseph II. verehrt wurde. Dieses Bild kam dann in die Kapelle des Allgmeinen Krankenhauses und erst in den vergangenen Jahren durch das eifrige Bemühen des Kirchenrektors Joseph Hamminger wieder zurück in die Leopoldskirche. Heute hängt es wieder, wo es ursprünglich angebracht war, über dem Eingang zur Sakristei. Übrigens gab es damals auch eine Umbenennung: Der Berg mit der Leopoldi-Kapelln und dem Maria-Hilf Bild hieß ursprünglich Kallenberg, er wurde jetzt in Leopoldsberg umbenannt. Der Name Kallenberg wurde auf den benachbarten Sauberg übertragen.

5. Das Maria-Hilf Bild in Sulz

Die beiden ersten Wiener Maria-Hilf Bilder - in der Mariahilferkirche und in der Leopoldskapelle auf dem Leopoldsberg - sind für Sulz von Bedeutung, da sie mit großer Wahrscheinlichkeit jener unbekannte Maler, der 1748 für den Hirten Bartl das gelobte Bild anfertigte, zum Vorbild genommen hat. Auffällig ist beispielsweise, daß die Form des Rahmens und des Strahlenkranzes mit dem Bild in der Mariahilferkirche übereinstimmt, wobei der ursprüngliche Rahmen 1809 von den Franzosen geraubt worden war (Chronik I, 9), der jetzige also unmittelbar nach 1809 angefertigt worden sein dürfte. Über die genaueren Umstände der Entstehung des Sulzer Gnadenbildes breitet sich ein dunkler Schleier. Der Hirte Bartl, der ja aus Simmering stammte, ließ einen Fürbitt-Spruch unter das Bild setzen: die Bitte um die Bewahrung vor "gähem Tod". Eine Gnade, die dem Hirten ja selbst am 2. Juli 1747 bei jenem furchtbaren Gewitter auf der Hohen Rahm zuteil geworden ist.

Die Pfarrchronik weiß zu berichten, daß die Jubiläen des Gnadenbildes feierlich begangen wurden. Das "50jährige Jubelfest von der Entstehung des Gnadenbildes Maria Hilf" wurde am 8. September 1798 "feyerlich begangen" (Chronik I, 9). Damals stand die 1783 eingeweihte Kirche, die für das Gnadenbild gebaut worden war, gerade 15 Jahre lang, sie hatte damals noch keinen gemauerten Turm. Deutlich sind bei dieser ersten Jubiläumsfeier die Beziehungen zur Wiener Maria-Hilfer Kirche, da ein Barnabitenpriester von dort eingeladen wurde, um die Festpredigt zu halten. Wie sehr das Gnadenbild damals in Ehren stand, zeigt auch die Tatsache, daß Abt Maria Reuter das Hochamt hielt.

Über das 100-Jahr-Jubiläum 1847/48 hingegen lesen wir nichts in der Pfarrchronik. Immerhin gab es in dieser Zeit eine Wallfahrt der Gemeinden Sparbach und Gaaden nach Sulz wegen der anhaltenden Dürre. 1848 opferte ein gewisses Fräulein Anna Eberwein einen mit Silberborten gestickten Mantel für das Gnadenbild. Pfarrer P. Dr. Hermann Umdasch (1845-1852) war eigentlich ein sehr rühriger Pfarrer, dürfte es sich jedoch mit der Bevölkerung verscherzt haben, da sich die Dorfbewohner weigerten, ihm einen neuen Stadl zu bauen (Chronik I, 32f.), als der alte durch einen Sturm einstürzt. Vielleicht wurde das 100-Jahr-Jubiläum aufgrund dieser Mißstimmung nicht feierlich begangen?

Ebenso dürfte das 150-Jahr Jubiläum 1897/98 nur im kleinen Rahmen gefeiert worden sein. Damals war die Marienfrömmigkeit freilich sehr in Mode, es gab vielbesuchte Maiandachten, der Rosenkranz wurde regelmäßig gebetet usw. Leider wurde der damalige Pfarrer P. Peter Huber gerade im Jubiläumsjahr 1898 schwer krank und mußte für einige Wochen nach Karlsbad. Erst am 2. Dezember war er soweit gesund, daß er in die Öffentlichkeit konnte, um an den Feierlichkeiten zum 50jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. teilzunehmen. In dieser Zeit wurde das Gnadenbild immer wieder mit gestifteten Kränzen aus Kunstblumen geschmückt.

Schließlich begeht Pfarrer P. Eberhard Steinbauer, der ein großer Marienverehrer ist, das 200-Jahr-Jubiläum des Gnadenbildes im Jahre 1948 besonders feierlich, soweit es eben die an sich traurigen Umstände der Nachkriegszeit erlauben. Die Kirche ist zu dieser Zeit noch ohne Glocken, da diese dem Krieg zum Opfer fielen. Das Maria-Namens-Fest, 12. September, fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag, und Abt Karl Braunstorfer von Heiligenkreuz hält unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Festmesse. Sogar eine eigene kleine Festschrift erscheint aus diesem Anlaß. In Ihr findet sich eine kurze Darstellung der Pfarrgeschichte, auch die Festlichkeiten - geprägt durch musikalische Vorführungen der Steinbauer-Schwestern - werden genau geschildert (Chronik II,35).

Eine richtige Wallfahrerkirche war Sulz nie. Dazu ist nicht nur der Kirchenbau von Philipp Schlucker viel zu bescheiden, sondern es fehlt auch die Infrastruktur. Das Gnadenbild war deshalb immer nur Gegenstand privater Verehrung. Bartl hängte es 1748 auf dem wilden Birnbaum auf der hohen Rahm auf, wo er durch die milde Fürsprache der Gottesmutter gerettet worden war. Von einem "Rummel" um das Bild ist nur in den ersten Jahren die Rede: so heißt es in der Chronik, daß viel Volk herbeiströmte, sogar in Prozessionen. Es wurden Steine herbeigetragen für den Bau einer Kapelle, ebenso hinterließen die Wallfahrer Geld und - dem Geschmack der Zeit entsprechend - silberne Opfergaben. Als dann die Kirche am 14. September 1783 eingeweiht wurde, befestigte man das Bild über dem Hochaltar, im Zentrum der Kirche. Und so wurde es auch immer genannt: "das Maria-Hilf Bild ober dem Tabernakel"

Die Frömmigkeit fühlte sich immer wieder dazu gedrängt, das Gnadenbild zu schmücken und mit Zierrat verschiedenster Art zu umgeben. Zunächst befanden sich nur zwei versilberte Engel neben dem Bild (Chronik I, 16), im Lauf der Zeit kamen wohl weitere Engelsfiguren hinzu, sodaß heute ein Kranz von 6 Engeln das Bild umgibt, denen man heute noch ansieht, daß sie von verschiedenen Künstlern stammen.

Von Anfang an war ein Baldachin über dem Bild gewesen, ebenso ist ein vergoldeter Rahmen schon von Anfang an bezeugt (Chronik I,9). Und später spendete 1860 ein Wiener Wohltäter namens Carl Bürger einen recht pompösen rotsamtenen Baldachin mit langen Goldborten, Fransen, Schnüren und Quasten versehen. (Chronik I, 45). Der Kleinhäusler Franz Kropf aus Vögelgraben N° 35 opferte 1858 das silberne Herz, das man in der Mitte des Bildes befestigte (Chronik I, 43).

Erstmals wird 1848 von einem "Mantel" für das Marienbild berichtet, ganz offensichtlich wurde das Gnadenbild, dem Brauch der Zeit entsprechend, bekleidet. Die Chronik nennt ein Fräulein Anna Eberwein aus Wien als Gönnerin. Der Mantel ist "aus blauem Taffet mit Silberborten". (Chronik I,29) 1865 kaufen die Mädchen der Pfarre einen weiß-seidenen Mantel (Chronik I,54), im darauffolgenden Jahr einen violetten (I,59). Aus dem Festkleid einer verunglückten Erzherzogin wird 1873 ein silberner Mantel für das Gnadenbild angefertigt (I,65), zehn Jahre später kommt ein weißer dazu (I,77). Die Gönner stammen - wie so oft - aus Wien. Von all diesen Mänteln ist heute kein einziger mehr erhalten; seit Anfang dieses Jahrhunderts kam der Brauch wieder ab, das Gnadenbild zu bekleiden. Dafür behängt man das Gnadenbild mit Ketten und ähnlichem Zierrat.

Im Jahre 1937 kommt es zu einem traurigen Zwischenfall:

"Am 28. Mai circa 1/2 3 nachm. drang ein unbekannter Täter in die Pfarrkirche, indem er das versperrte Eisengitter beim Eingangstor mit Gewalt eindrückte, sperrte sich mit dem Tabernakelschlüssel aus der Sakristei den Tabernakel auf, verschüttete die kl. hl. Hostien aus dem Speisekelch auf das Corporale im Tabernakel u. raubte diesen Kelch. Die Custodia mit der großen hl. Hostie lies er unberührt; den Rahmen des Gnadenbildes U. L. Frau von Sulz öffnete er von rückwärts u. stahl zwei kl. (wertlose) Ketten, die man dann am Maialtar, der Maienkönigin-Statue umgehängt fand, und ein silbernes Herzchen. Gott sei Dank!, war die Monstranz nicht im Tabernakel, raubte er nicht die hl. Hostien oder das berühmte Gnadenbild U. L. Frau v. Sulz. Den gewöhnlichen Meßkelch in der Sakristei ließ der Einbrecher als zu wenig wertvoll daselbst zurück, nachdem er vorher mit tiefen Kratzern den Gold- od. Silbergehalt des Kelches geprüft hatte. Anläßlich dieses ungeheuren Frevels fanden 2 Sühneandachten statt; am Herz Jesufest gleich nach der hl. Messe u. am Großen Herz Jesu Sonntag 5 h nachm. (zugleich Herz Jesu Andacht)." (Chronik I,229)

Dem "berühmten" Marienbild ist also nichts passiert, man war wohl sogar froh, die kitschigen Perlenketten, die man in das Bild um den Hals der Gottesmutter gesetzt hatte, los zu sein. Auf Photographien aus den 60er Jahren freilich sieht man noch die Löcher, welche durch das Herausreißen des Zierrates verursacht worden waren. Eine Restaurierung des Bildes wurde um 1983 durchgeführt, dabei wurde auch die Verglasung des Bildes entfernt, sodaß sich das schöne Bild jetzt dem Betrachter unmittelbar darbietet.

Die 1993 restaurierte Sulzer Kirche zieht auch immer wieder kleine Wallfahrergruppen an, auch Hochzeitspaare kommen in die Maria-Hilf-Kirche im Wienerwald, um hier das Jawort zu sprechen.

Das "berühmte Gnadenbild" von Sulz, wie schon P. Eberhard es 1937 nannte, hätte eigentlich verdient, "noch berühmter" zu werden. Doch dazu muß jene auch mitspielen, die auf diesem Bild mit ihrem göttlichen Sohn dargestellt wird als "Hilfe der Christen". Immer wieder hat sie die Bitten frommer Verehrer erhört, wenn es Gottes Wille ist, so möge auch weiterhin das Vertrauen sovieler Beter nicht ohne Antwort bleiben.

P. Dr. Karl Wallner OCist
Pfarrer von Sulz  1991-98

6. Literatur

J. D. HAMMINGER, Das Gnadenbild Maria Türkenhülfe in der k. k. Leopoldi Schloß Capelln am Kallenberg, in: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 29 (1988) 27-30.

J. D. HAMMINGER, Maria Türkenhülfe. Ein historisches Gnadenbild in der kaiserlich-königlichen Leopoldi Schloss-Capelln am Kallenberg, Privatdruck der Wiener Katholischen Akademie, Wien 1988. (Literatur!)

T. FALK, Art. Cranach Lukas d. Ä, in: Marienlexikon Bd. 2,105-107.

G. GUGITZ, Art. Innsbruck, in: Marienlexikon Bd. 3, 308-309

W. HARTINGER, Art. Mariahilf-Verehrung, in: Marienlexikon Bd. 4, 300-301

W. HARTINGER, Mariahilf ob Passau, Passau 1985.

K. KOLB, Mariahilf. Mariengnadenstätten heute, 1974.

K. MINDERA, Maria Hilf. Ein Beitrag zur religiösen Volkskunde, 1961.

F.-H. HYE, Von der Wiltener Filialkirche zum Bischofsdom St. Jakob, in: Der Dom zu Sankt Jakob. Festschrift herausgegeben anläßlich des 350-Jahre-Jubiläums der Errichtung als selbständige Pfarre St. Jakob und des Abschlusses der Renovierungsarbeiten am Dom am Sonntag, den 24. Oktober 1993, Innsbruck 1993. 
  
 

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