Predigt 3.Fastensonntag, 7.03.2021
Liebe Schwestern und Brüder, ganz anders als vorigen Sonntag ist die Atmosphäre des heutigen Evangeliums. Auf dem Berg Tabor war es so ruhig, harmonisch und idyllisch und heute? „Jesus machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um…“ - Und diese Beschreibung geht von Johannes aus, der eher so sanft über die Liebe geschrieben hat. Was steckt hinter dem Benehmen Jesu? Warum reagiert er so? „Das Paschafest war nahe.“ Das bedeutet, viele Juden waren in Jerusalem und im Tempel. Stellen wir uns vor, jemand wirft den Zeitschriftentisch in unserer Kirche um und redet laut, dass ihm dies und das nicht passt. Was würde passieren? Alle würden laufen, um zu schauen, was da los ist. Natürlich würden wir den Täter zur Rede stellen. Und das Gleiche passiert auch im heutigen Evangelium. Vielleicht ist es Jesus darum gegangen. Vielleicht wollte er die Aufmerksamkeit der Menschen erwecken, um ihnen etwas Wichtiges zu sagen. Und was sagt er? „Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Was sagen die Juden darauf? „Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?“ Er aber meinte den Tempel seines Leibes. - sagt das Evangelium. Da merken wir, dass sie auf einer anderen Ebene als Jesus reden. Jesus geht es um den Tempel seines Leibes, den Juden aber um den Tempel, auf den sie so stolz waren. Manchmal haben wir den Eindruck, dass unser Gesprächspartner sich auf einer anderen Ebene befindet und er versteht uns nicht. Die Juden reden von dem Tempel, also von etwas Konkretem, etwas Begreiflichem, Jesus dagegen formuliert etwas Abstraktes. Ihm geht es um das, was einmal kommt, dass sie ihn töten werden, und dass er nach drei Tagen auferstehen wird. Er wollte sie auf das Geheimnis der Osternacht vorbereiten. Sie haben es leider nicht verstanden. Sogar die Jünger haben es erst nach der Auferstehung Jesu verstanden: „Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.“ Nach der Auferstehung war alles klar. Sie haben die zwei Fakten verbinden müssen, um zum Glauben zu kommen. Also der Glaube ist keine leichte Sache, man muss sich die Mühe geben und die Verbindung in manchen Geschehen finden. Auch in unserem Leben, manchmal muss man sich die Mühe geben, nachzudenken und sich zu fragen: Vielleicht wollte uns Gott durch dieses oder jenes Geschehen etwas sagen, besonders wenn es etwas Unangenehmes, etwas Schmerzhaftes ist. Im Glauben braucht man Geduld. Im Glauben braucht man ein souveränes Denken, nicht wie die Schafe, die die eingegebene Richtung laufen ohne nachzudenken. Der Glaube ist etwas Unkonventionelles und das muss man entdecken. Wie auch der hl. Paulus in der Lesung geschrieben hat: „Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ Als Gläubige muss uns bewusst sein, dass wir nicht immer zu dieser Welt passen, manchmal werden wir sogar ausgelacht und ausgegrenzt. Uns aber soll immer eines bewusst sein, dass Jesus Christus „die Gottes Kraft und Weisheit“ ist. Amen.