Predigt 5.Fastensonntag, 21.03.2021
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Ein schöner Vergleich aus unserer Natur. Versuchen wir, diesen Vergleich unter die Lupe zu nehmen und darüber nachzudenken. Diejenigen, die mit der Bauern- oder Gartenarbeit zu tun haben, wissen es: Wenn wir im Herbst eine Ernte haben wollen, müssen wir die Samen im Frühling in die Erde legen. Ab und zu beschweren sich aber die Gärtner, dass der Samen nicht aufgegangen ist. Es ist auch bekannt, dass nicht alle Samen aufgehen. Genau betrachtet kann der Samen eigentlich keine Früchte bringen, wenn er wirklich stirbt. Der Samen, der Früchte bringt, stirbt nur teilweise ab, ein Teil von ihm ist in der Pflanze. Vielleicht sollen wir das Sterben so verstehen, dass wir den Samen nicht aufheben um ihn zu schonen, sondern opfern, indem wir ihn in die Erde legen und sich von ihm trennen. Das würde auch zum nächsten Satz aus dem Evangelium passen: „Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“ Es geht nicht darum, dass man um jeden Preis den Samen bewahrt, ganz im Gegenteil, wenn man Früchte ernten will, muss man das Risiko eingehen und sich trauen, den Samen in die Erde zu legen und in dem Sinne zu verlieren. Ein Teil von dem Samen wird in der neuen Pflanze weiterleben, z. B. seine DNA. Es ist auch ein schönes Bild, das uns hilft, die Auferstehung zu verstehen. Den Vergleich hat Jesus vor allem auf sich selbst bezogen. Es nähert sich der Tag seines Leidens und Sterbens und ihm ist das bewusst. Er drückt es so aus: „Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.“ Obwohl das Leiden und der Tod eine sehr schwere Erfahrung waren, wusste Jesus, dass es notwendig war, selbst zur Auferstehung zu gelangen, um auch uns Menschen die Auferstehung und das Heil zu ermöglichen. Das heutige Evangelium hat mit einem Wunsch einiger Griechen begonnen, die Jesus sehen wollten. Anstatt sich den Griechen zu zeigen, spricht er von seinem Tod und von seiner Auferstehung. Es ist für mich ein wichtiger Hinweis: Anstatt sich an Oberflächlichem zu konzentrieren, soll man in die Tiefe gehen. Wir nähern uns der Karwoche und dem Fest der Auferstehung Jesu, wo wir in das Geheimnis unserer Erlösung hineingehen werden. Wir haben eine wertvolle Liturgie in diesen Tagen, wir haben auch schöne Bräuche. Sie sollen uns helfen, das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Jesu zu verstehen. Wir sollen uns aber die Mühe geben und nicht nur an der Oberfläche unserer Bräuche hängenbleiben, sondern wir sollen versuchen, in das Geheimnis dieser Tage einzutreten und hinter den Zeichen in der Liturgie das Wesentliche zu sehen, nämlich das Geheimnis und die Bedeutung des Leidens, des Todes und der Auferstehung. Das ist das Mysterium (Geheimnis) unserer Erlösung. Das hat auch der Prophet im letzten Satz der heutigen Lesung im Namen Gottes ausgedrückt: „Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.“ Am Tod und an der Auferstehung Jesu beruht unsere Hoffnung, dass Gott uns alle Schuld vergibt und uns in sein Himmelreich aufnimmt.