Dienstag 5. November 2024

Predigt 13. Sonntag, 27.06.2021

 

Liebe Schwestern und Brüder, wie die Liebe hat auch der Glaube viele Gesichter und Stufen. Heute erleben wir im Evangelium zwei Personen, die mit vollem Glauben zu Jesus gekommen sind, weil sie überzeugt waren, dass Jesus die einzige und letzte Chance für sie ist. Eigentlich berichtet das Evangelium nachher nichts mehr von den genannten Personen. Wir wissen nicht, ob sie mit Jesus weitergegangen sind und sich der Schar der Jünger Jesu angeschlossen haben oder ob sie sich nur von Jesus das geholt haben, was sie brauchten und dann sich ihre Wege getrennt haben, was eigentlich nach so einem Erlebnis sehr merkwürdig wäre. An diesem Beispiel versuche ich euch, liebe Schwestern und Brüder zu erklären, was ich durch verschiedene Gesichter und Stufen des Glaubens meine. Ab und zu höre ich von den Menschen: „Herr Pfarrer, ich glaube an Gott. Er hat mich geheilt. Ich war so krank und Gott hat mir geholfen.“ Eine ähnliche Situation wie im heutigen Evangelium. Schön, wenn man das im Leben erfahren darf. Nicht alle Menschen haben so eine Erfahrung. Sehr hilfreich aber ist es, wenn man solche Erfahrung hatte. Vielleicht werde ich jetzt manche enttäuschen, wenn ich sage, dass es nur der erste Schritt im Glauben war. Man muss weitergehen. Es ist ähnlich, wenn man sich verliebt und sagt: „Das ist die Liebe meines Lebens“ Wie viele Menschen haben das in ihrem Leben erlebt und gesagt und wie viele von ihnen haben die Liebe weiterentwickelt und so mit ihrem Partner 50, 60 oder mehr Jahre in einer vollkommenen Liebe gelebt? Hätte es jemand untersucht, würde ich gerne die Ergebnisse sehen. Wenn man die Liebe weiterentwickelt, dann ist sie ein harmonisches Miteinander, wo man immer weniger nehmen will und stattdessen mehr dem anderen geben will. Manchmal trifft man ein älteres Ehepaar, wo man wirklich auch nach außen die harmonische Liebe spürt. Ähnlich ist es mit dem Glauben. Glaube ist ein Prozess. Der erste Schritt wäre, eine Erfahrung mit Gott zu haben, wo ich an Gott wirklich glaube. Dann soll der Glaube zu einem Miteinander mit Gott wachsen, wo mir die Zeit mit Gott im Gebet schon so viel Kraft gibt, dass ich nicht aufhören will, bis man ganz vereint mit Gott ist und nichts von ihm erwartet und gleichzeitig alles bekommt. Das ist den heiligen Mystikern gelungen, die den Eindruck gehabt haben, quasi mit Gott verschmolzen zu sein. Vielleicht ist es heute für uns eine Gelegenheit, nachzudenken und sich zu fragen, auf welcher Etappe des Glaubens stehe ich im Moment. Habe ich schon echt begonnen? Habe ich eine Erfahrung mit Gott gemacht? Komme ich zu Gott nur, um mir die Gesundheit, den Segen und alles, was ich brauche zu holen und sage dann „Tschüs“ oder verbringe ich gerne meine Zeit mit Gott im Gebet, in der hl. Messe, auch wenn ich nichts von ihm brauche oder erwarte?

Pfarre Oberaspang
Pfarre Oberaspang
Kirchenpl. 6
2870 Aspang Markt

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