Montag 23. Dezember 2024

Predigt 12. Sonntag

Liebe Schwestern und Brüder, es gibt verschiedene Phasen in unserem Leben, manchmal gehen wir durchs Leben wie beflügelt, alles läuft nach unserem Plan, alle in der Familie sind gesund, die anderen Menschen freundlich. Ab und zu kommt aber eine Krise. Wir hören eine schreckliche Diagnose, es passiert ein Unfall und unser Leben steht auf dem Kopf. Sowohl in unserem Leben als auch in unserem Glauben kommt ab und zu ein Tief, manchmal eine Niederlage, wo wir eine Enttäuschung von Menschen erfahren müssen oder wenn unser Glaube wankt und wir die Nähe Gottes nicht mehr spüren können. Manchmal fühlen wir uns so am Boden zerstört, als ob die ganze Welt gegen uns wäre. Da geht es uns wie dem Propheten aus der ersten Lesung heute: „Ich hörte die Verleumdung der Vielen: Grauen ringsum! Meine nächsten Bekannten warten alle darauf, dass ich stürze: Vielleicht lässt er sich betören, dass wir ihn überwältigen und an ihm Rache nehmen können.“ Manchmal haben wir sogar den Eindruck, dass uns gläubige Menschen das Leiden sogar mehr betrifft als die anderen. Da kommen natürlich Fragen wie: Warum? Warum ich? Wie soll man eine solche Situation mit dem vereinbaren, dass wir als Gläubige von Gott eigentlich Hilfe erwarten können, und dass es uns besser gehen soll als den anderen. Wenn schon nicht eine Antwort, dann wenigstens einen Hinweis haben wir in unserer Lesung: „Doch der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und können mich nicht überwältigen… Singt dem Herrn, rühmt den Herrn; denn er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter.“ Auch das Evangelium gibt uns tröstende Worte: „Fürchtet euch nicht vor den Menschen!... Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!... Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht!“ Unser Evangelium von heute kann man natürlich auch im übertragenen Sinne nehmen, auch wenn es nicht 100 % zu unserer Situation passt. Diese tröstenden Worte lösen unsere Probleme nicht. Sie ändern die schlechte Diagnose vom Arzt nicht, sie bringen uns auch unsere Verstorbenen nicht zurück, aber das Gefühl zu haben, dass wir nicht allein sind, dass es jemanden gibt, der uns in den Schwierigkeiten beisteht, ist schon etwas Großartiges. Darauf sollen wir auf keinen Fall verzichten, egal wie die dramatisch die Situation ist./// Das erinnert mich an eine Geschichte: Es war einmal eine Spinne. Wie jeden Tag hat sie an diesem nassen, kalten Morgen ihr Netz durchsucht, in der Hoffnung eine Beute zu finden. Leider hat sie nichts gefunden. Da war sie noch schlechter gelaunt als beim Aufstehen. Noch einmal hat sie das ganze Netz durchlaufen und ganz oben einen Faden gefunden, der in die Höhe geragt hat. „Jetzt weiß ich, warum ich nichts gefunden habe“, hat die Spinne gedacht. „Ein Feind ist sicher von oben gekommen und hat meine Beute gestohlen.“ Mit einem Schnitt hat sie den Faden abgeschnitten und das Netz ist zusammengebrochen, weil es der Faden war, der das ganze Netz auf dem Ast gehalten hat./// Vielleicht kommt auch bei uns ab und zu eine Versuchung im Leben, den Glauben und die Hoffnung aufzugeben, weil die Schwierigkeiten so groß erscheinen. Wenn wir es aber so machen, was bleibt uns dann?

 

Pfarre Oberaspang
Pfarre Oberaspang
Kirchenpl. 6
2870 Aspang Markt

E-Mail schreiben
Datenschutzerklärung
Darstellung: Standard - Mobil