Liebe Biedermannsdorferinnen und Freunde!

Vor 4 Tagen haben wir mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit begonnen. Es erstaunt mich durchaus, wie viele Menschen in unserem Land und in der ganzen Welt der Fastenzeit etwas abgewinnen können. Ich habe den Eindruck, dass diese Zeit mehr Menschen bewegt, als das Osterfest, auf das uns diese Zeit vorbereitet.
Jedenfalls ist es gut, wenn viele bewusst auf etwas verzichten, und dabei den Schritt zu einem bewussteren Leben wagen. Denn diesen Schritt braucht die heutige Zeit: Derzeit beschäftigen den Vatikan "Fake News" von Meldungen über den Tod des Papstes, die offensichtlich schon einige Pfarrer bewegten, das Totengeläut für ihn zu aktivieren - und denen angeblich echt aussehende Bilder des bereits aufgebahrten Papstes angefügt wurden. Abgesehen davon, dass es Sinn macht, für Franziskus zu beten, brauchen wir "bewussteres Leben" - zu dem uns bewusster Verzicht verhelfen kann. Viele Infos, die auf uns einprasseln, können verwirrend und verstörend sein. Der Mensch, der sich seiner selbst bewusst ist, wird damit leichter umgehen können. Die Bibelstellen des 1. Fastensonntags können daraufhin "abgeklopft" werden:
https://schott.erzabtei-beuron.de/fastenzeit/woche1/SonntagC.htm?datum=2025-03-09&r=1

Das Glaubensbekenntnis des auserwählten Volkes in der 1. Lesung aus dem Buch Deuteronomium, dem 5. Buch Mose, zeigt das Selbstbewusstsein des wirklich kleinen und politisch zumeist eher unbedeutenden Volkes Israel auf, das wahrscheinlich gerade deshalb im 1. vorchristlichen Jahrtausend immer wieder Aufmerksamkeit erregte. Dieses Bewusstsein, das auch seiner Beziehung zum HERRN entstammt, begleitet dieses Volk bis heute. Wie eine schöne Erklärung dazu klingt der Antwortgesang mit den Auszügen aus Ps. 91.
In der zweiten Lesung begegnen wir der Botschaft des Paulus an die Christinnen und Christen Roms. Im Prinzip bestärkt Paulus das israelitische Selbstbewusstsein: Durch unsere Beziehung zu Christus können wir (selbst)bewusster leben. Und im Evangelium begegnen wir den Versuchungen Jesu: Schnell satt werden, Macht, Spektakel. Damit wirst du nicht zum bewussten Leben finden, sondern bloß zum eingeengten Leben in eine Blase, die dich heraushebt und andere z.T. brutal ausklammert. Derzeit erscheint die Welt voller wachsender Blasen, in denen man sich selbst bestätigt - und sich über "die anderen" aufregt. Ein bewussteres Leben kann dazu führen, diese Blasen platzen zu lassen und neu aufeinander zu zugehen. Vielleicht ist modernes Fasten auch, wenn man sich bei seinen "Beurteilungen und Verurteilungen" anderer zurückhält, im kleinen Umfeld und in der Welt. So unter dem Motto: Unsere jetzige Regierung hat eine Chance verdient, auch wenn sie nicht nach meinem Geschmack wäre - was auch für viele andere gilt.
Die kommenden 6 Wochen der Vorbereitung auf Ostern, das heuer gemeinsam von allen Christinnen und Christen gefeiert wird, was sehr selten vorkommt, mögen uns zu einem erneuten bewussten Leben führen, durch das wir "Pilger der Hoffnung" im österlichen Licht werden. Turbulente Zeiten brauchen diese Persönlichkeiten, die mit und wie Maria dankbar strahlende Leuchttürme und belebende Shooting-Stars werden, die der Welt die Hoffnung geben, das
wünscht Euch

mit lieben Grüßen
Euer Pfarrer
Bernhard Mucha