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Kirchen & Gebäude

Die Schatten der Vergangenheit

Um den alliierten Bombardierungen zu entgehen, errichtete man 1944 im Schaubergwerk Seegrotte in Hinterbrühl eine unterirdische Rüstungsfabrik, in der über 600 Häftlinge arbeiten mussten. 1989 wurde an der Stelle des Lagers eine KZ-Gedenkstätte errichtet.

KZ-Gedenkstätte Hinterbrühl

By Herzi Pinki - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11060935

 

Im „Gedenk- und Bedenkjahr" 1988 gaben Nachforschungen einer Gymnasialklasse aus Baden den Anstoß, sich näher mit der dramatischen Geschichte des Flugzeugwerkes in der Seegrotte zu befassen.

 

Ein Proponenten-Komitee engagierter Hinterbrühler gründete einen „Verein zur Errichtung einer KZ-Gedenkstätte Hinterbrühl". Dieser erwarb 1989 den noch nicht verbauten Teil (1.155 m2) des ursprünglichen KZ-Areals um rund 2,4 Mio. öS, die durch zahlreiche Spenden, aber auch durch den Verkauf von handsignierten Exemplaren der Druckgrafik „Adam hinter Gittern" des international renommierten Malers Rudolf Hausner† aufgebracht werden konnten. Am 1. November 1989 wurde die Gedenkstätte durch Bischof Florian Kuntner in Anwesenheit dreier KZ-Überlebender geweiht. Auf dem Platz wurden zwei Findlinge von einem Kultplatz bei Ybbs und ein Menhir (aufgerichteter Monolith) aus Hinterbrühl aufgestellt, sowie ein seinerzeit von den KZ-Gefangenen benutztes Betonwaschbecken. Eine Gedenktafel neben dem hölzernen Bildstock (Marterl) und eine mehrsprachige Hinweistafel an der Straße künden von dem Geschehen. Im September 1994 erhielt die katholische Pfarrgemeinde Hinterbrühl das Eigentumsrecht an dem Grundstück der KZ-Gedenkstätte.

 

Felsen im Fluss des Vergessens

Wuchtig ruhen sie, die großen Steinblöcke, die der Initiator der Hinterbrühler KZ-Gedenkstätte, Pfarrer Dr. Franz Jantsch, vor Jahren „gegen das Vergessen" hierher schaffen ließ. Kardinal Schönborn nannte sie bei der Einweihung der Gedenkstätte „Felsen im Fluss des Vergessens, die nicht weggeschwemmt werden können". Alljährlich kommen am Karfreitag, zu Allerheiligen und zu Silvester Dutzende Menschen von nah und fern zur KZ-Gedenkstätte – darunter lange auch die letzten lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter –, um hier, am Schauplatz der schrecklichen Geschehnisse von 1944/45 zu gedenken, zu trauern und zu beten.

 

Was war geschehen?

Im Mai 1944 bombardierten erstmals Flugzeuge der Alliierten nicht nur die „Flugmotorenwerke Ostmark" in Wr. Neudorf – am 24. Mai 1944 fielen über 250 Bomben auch auf Hinterbrühl und seine Umgebung. 36 Tote unter der Zivilbevölkerung waren zu beklagen. Um den alliierten Bombardierungen zu entgehen, errichtete man ab September 1944 im Schaubergwerk Seegrotte in Hinterbrühl eine unterirdische Rüstungsfabrik (Deckname „Languste") zur Herstellung der Rümpfe samt Einbauten des ersten einstrahligen Düsenjägers der Welt, des sog. „Volksjägers" Heinkel HE 162. An der Johannesstraße, auf dem Weg zwischen Maria Enzersdorf und Hinterbrühl, wurde nun das KZ „Lisa" errichtet – als Nebenlager des KZ Mauthausen. In den eiligst adaptierten Bergwerksstollen mussten bis zu 600 KZ-Häftlinge unter Anleitung von rund 170 Facharbeitern der Heinkelwerke in vier Abteilungen (Musterbau, Vorbereitung, Rumpfbau und Montage) die Vorserie der erträumten „Wunderwaffe" in Tag- und Nachtschichten produzieren. Der Erfolg war mäßig: Nicht einmal 50 Rümpfe verließen das Werk Seegrotte. Sie wurden anschließend im Montagewerk Schwechat-Heidfeld mit Triebwerk und Fahrgestell komplettiert. Dort erfolgte auch am 6. Dezember 1944 der erste Testflug.

 

Das KZ Hinterbrühl

Das KZ an der Johannesstraße 16–24 umfasste vier „Wohn"-Baracken, ein Krankenrevier inkl. „Desinfektion" und weitere Baracken für Küche, Verwaltung sowie eine Werkstätte samt Bad. Die SS-Bewacher waren in einem schon bestehenden Haus zwischen den beiden Lagerblöcken bzw. auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergebracht. Unsäglich waren die Leiden der vielen gehetzten und geschundenen Menschen, die - in miserablen Baracken auf mehrstöckigen Holzpritschen eingepfercht und hungernd – im Betrieb Übermenschliches leisten mussten. Immer wieder wurden sie geschlagen und von Wachhunden attackiert. Viele (185) starben hier noch vor Kriegsende an Seuchen und Entkräftung.

 

Die Todesnacht am Karsamstag 1945

Das nahende Kriegsende brachte dann den Gipfel an Grausamkeit. Das KZ sollte evakuiert, die Gefangenen ab Ostersonntag, es war der 1. April 1945, in mehreren Tagesmärschen, streng bewacht, nach Mauthausen gebracht werden. Um sich Schwierigkeiten mit den Gehunfähigen zu ersparen, befahl KZ-Kommandant SS-Untersturmführer Streitwieser die „möglichst geräuschlose" Tötung von 50 Männern mittels Benzininjektion in das Herz noch in der Nacht vor dem Abmarsch. Weil aber der vom Kapo des Krankenreviers beauftragte – und alkoholisierte – Sanitätsgehilfe die Spritzen meist in die Lungen anstatt in die Herzen der Opfer injizierte, starben viele der Opfer nur langsam und äußerst qualvoll. 51 Leichen (ein Kapo war am Vortag erschossen worden) wurden umgehend in ein Massengrab am KZ-Gelände geworfen. Am Morgen des Ostersonntags wurden – zusammen mit KZ-Häftlingen aus anderen Außenlagern – insgesamt 1.884 Männer in Marsch gesetzt. Diesen tagelangen Fußmarsch nach Mauthausen überlebten 204 nicht. Wenn sie zum Weitermarschieren nicht mehr fähig waren, wurden sie kaltblütig erschossen und von nachfolgenden Kommandos am Wegrand verscharrt. 56 gelang unterwegs die Flucht. Von den ursprünglichen 1.884 Männern kamen 1.624 im KZ Mauthausen an, das am 5. Mai 1945 durch amerikanische Truppen befreit wurde. Die Verantwortlichen für das KZ Hinterbrühl wurden nach dem Krieg ausgeforscht und verurteilt. Im Februar 1946 wurden am Hinterbrühler KZ-Platz 52 Leichen exhumiert und am Wiener Zentralfriedhof (Tor 2, Gruppe 40) beerdigt.

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