Sonntag 24. November 2024
Gottesdienste
Evangelium von heute Joh 18, 33b–37 Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. In jener...

Die Pfarrkirche St. Andreas

Ein virtueller Rundgang durch unsere Kirche
Kunst und Geschichte
Die Inneneinrichtung der Pfarrkirche Seebenstein wurde zum größten Teil in den Jahren 1849 bis 1851 angefertigt.

Dem damaligen Geschmack entsprechend, wollte die Fürstin Franziska de Paula von und zu Liechtenstein, die Gemahlin des Kirchenpatrons, der Kirche ihre ursprüngliche gotische Gestalt wieder zurückgeben. Sie gab dem akademischen Bildhauer Joseph Angeler aus Edlitz den Auftrag, unter Verwendung einzelner älterer Kunstwerke eine neue Inneneinrichtung im gotischen Stil zu schaffen.

Der neugotische Hochaltar

Der Hochaltar ist ein neugotischer Flügelaltar. Im Gesprenge sieht man unter und neben dem Kruzifix elf Statuen.

Es sind dies die Heiligen Namenspatrone der im Herbst 1850 aus zwölf Personen bestehenden Liechtenstein’schen Familie (zwei Familienmitglieder hatten denselben Namenspatron):

* Johannes Baptist, im Fellkleid und mit einem Lamm
* Ida, in einem Buch lesend dargestellt
* Carl Borromäus, Kardinal mit einem Kelch auf geschlossenem Buch
* Kaiser Heinrich II, als Kaiser im Reichsornat zu erkennen (darüber)
* Franz de Paula, ein Franziskanermönch mit Kapuze
* Anna, hier als Anna Selbtritt mit Maria und dem Jesuskind
* Alois, dargestellt als junger Jesuit mit goldenem Stab (ursprünglich mit Kreuz und Lilie)
* Franz Xaver, ein Jesuit mit vor der Brust gekreuzten Armen
* Theresa von Avila, eine Karmelitin mit flammendem Herzen als Attribut (darüber)
* Maria, die Mutter Gottes mit gefalteten Händen
* Sophie, sie hält ein geschlossenes Buch nach unten

Das Altarblatt und die beiden Flügel des Altares enthalten fünf Ölgemälde von Friedrich Ittenbach aus Düsseldorf, 1851 gemalt. Das mittlere Gemälde zeigt den Kirchenpatron, den Heiligen Apostel Andreas, sitzend mit einem Ölzweig in der Hand. Dahinter sind die oberen Balken des Andreas-Kreuzes als dessen Attribut zu sehen.

Die Altarflügel
Die vier in den Altarflügeln dargestellten Heiligen sind unter den Ölgemälden mit einem Schriftzug bezeichnet.

Es sind dies von links nach rechts:

* Die Heilige Büßerin Franziska Romana (gest. 1440)
* Der Heilige Nährvater Joseph
* Der junge Glaubensmärtyrer Rudolf von Bern (gest. 1294)
* Die Heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen (gest. 1231)
Die Rückseite der Flügel ist rohes Holz, die Altarflügel können deshalb nicht geschlossen werden;
Bis 1970 war vor dem Hochaltar ein Kommuniongitter aus Holz mit neugotischen Verzierungen. Als man dieses entfernte, wurden die Verzierungen bei der Neuanfertigung des Volksaltares und des Ambos verwendet.

Die Kanzel
Die Kanzel, ebenfalls von Joseph Angeler, besteht größtenteils aus Nussbaumholz.
Das Geländer des Aufganges und die Kanzel selbst, sind mit geschnitztem gotischem Maáwerk verziert. Auf kleinen Sockeln stehen die Statuen der Heiligen Evangelisten und dreier Kirchenväter.
Der Dreifaltigkeitsaltar
Der rechte Seitenaltar ist zwar ebenfalls in seinem Aufbau neugotisch und von Angeler, aber unter Verwendung alter Schnitzwerke aus der Zeit um 1500 gefertigt.

Das alte, spätgotische Holzrelief dient als Altarblatt. Die Anbetung des Kindes durch die drei Weisen als göttliche Person weicht von der üblichen Tradition ab. Die Tür des Tabernakels schmücken Szenen aus der Kreuzigung Jesu. Die zarten Figuren fallen auf. Sie sind fein und fast freistehend herausgearbeitet. Die Integration dieses alten Reliefs zeugt vom Kunstsinn des Schnitzers.

Die Figuren Gott Vater, der Heilige Geist als Taube und die beiden Engel auf den Säulchen links und rechts des Altarblattes sind neugotisch.

Der Marienaltar
Der linke Seitenaltar ist zum größten Teil ebenfalls neugotisch. Nur das Tabernakel ist ein altes steinernes Sakramentshäuschen. 
Darüber steht als Hauptbild eine größere Statue der seligsten Jungfrau Maria, die unbefleckte Empfängnis. Rechts und links stehen zwei kleinere Engelsstatuen und ganz oben die kleine Doppelstatue Maria Heimsuchung, Maria und Elisabeth sich umarmend.
Die Inneneinrichtung des Langhauses
Der Taufstein erhielt ebenfalls 1852 seine jetzige Gestalt. Der neugotische Aufsatz aus Holz ist von Angeler gefertigt, darin befindet sich die Doppelfigur Johannes der Täufer stehend und vor ihm kniend Jesus, die Taufe empfangend.
Auch die Kirchenbänke und die Orgel mit neun Registern stammen aus dieser Zeit.
Die Statuen auf Konsolen an den Mittelpfeilern stellen die Heilige Maria mit Jesuskind, um 1480 geschnitzt, und den Heiligen Joseph, ebenfalls mit Jesuskind dar. Die Statue neben dem mittleren Fenster an der rechten Seitenwand stellt den Heiligen Michael dar. Diese drei Statuen waren 1849 bereits vorhanden, sind also nicht wie die übrigen Statuen neugotisch, sondern älteren Datums. Das über dem Triumphbogen hängende Kreuzigungsbild war seit 1824 das Altarblatt des linken barocken Seitenaltares und erhielt seinen jetzigen Platz 1850, nachdem dieser Altar entfernt worden war. Es soll nach Van Dyck in Mailand gemalt worden sein. Die auf Papier gemalten Kreuzwegbilder wurden der Kirche 1866 vom Fürsten verehrt.
Die Grabdenkmäler
Besonderen Reiz und historischen Wert haben die an den Wänden der Kirche aufgestellten Grabdenkmäler. Im Langhaus und beim Seiteneingang befinden sich jene der Königsberger (und zwei andere), im Altarraum außer zwei Totenschildern der Königsberger die Grabsteine der Grafen von Pergen.

Vor dem Hochaltar, unter dem Altarraum, befindet sich die Gruft der Königsberger. Darauf lag bis zum Jahr 1890 die Gruftplatte des ersten in der Kirche begrabenen Königsbergers. Dieser Epitaph enthält eine lateinische Inschrift:

“A: anno dni. MCCCCXLVIII obiit conradus chunigsperger colatur huius ecclesie hic sepultus…”.

“Im Jahr des Herrn 1448 starb conradus chunisperger, der Patron dieser Kirche, hier begraben…”.

Da sie dort am Boden der allmählichen Abnutzung ausgesetzt war, hat man sie gehoben und neben dem Seitenaltar an die rechte Seitenwand gestellt. Die übrigen Grabmäler der Königsberger lagen bis zur Kirchenrenovierung von 1733 am Boden des Langhauses unter den Kirchenbänken verborgen. Sie wurden bereits damals gehoben. Daher sind sie wesentlich besser erhalten als die Gruftplatte Conrads von Königsberg.

Die Totenschilde, aus Holz geschnitzt, erinnern an Christof von Khinigsperg (gest. 1602) an der Südseite und an Ulrich von Künnigsperg (gest. 1601) an der Nordseite der Apsis. Ihre Lebensdaten und -taten sind in zwei bzw. drei Rundzeilen beschrieben. Symbolhaft wird das irdische Leben als vergänglich und die Welt des ewigen Lebens als vollendete Erfüllung dargestellt. 

Das Lapidarium (am Ostgiebel des Pfarrhauses)
Bei der Sanierung der Kirchhofmauer im Jahre 2003 kamen etliche Fragmente von historischen Grabdenkmälern zu Tage. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um Überreste von zwei Grabplatten handelt (Maria von Kunigsberg – gest. 1566 und Wolff von Kunigsberg – gest. 1582).

Das Epitaphfragment von Wolff von Kunigsberg stammt von der Grabplatte, die an der Mauer hinter der Kanzel angebracht war.

Auf einem Architrav aus dem Jahre 1733 präsentiert sich Johann Baptist Graf und Herr von Pergen mit all seinen Auszeichnungen als Lehensherr dieser Pfarrkirche.
In einem Lapidarium gegenüber dem Westeingang unter dem Turm sind diese Fragmente zu sehen. 

 

Literatur: (Joseph Feil, Seebenstein, 1855, II. Die Dorfkirche, Seite 45 – 69)

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