Wie alles begann
Das Gründungsjahr der Pfarre Großrußbach wird mit 1050 angegeben und darf als realistische Annahme bezeichnet werden, da Mitte des 11. Jahrhunderts, mit der Gründung der sogenannten Babenbergermark, das heutige Weinviertel in Pfarren organisiert wurde.
Diese großflächigen Mutterpfarren reichten weit nach Osten und standen unter dem Einfluss des Landesfürsten. 1135 wird Großrußbach erstmals urkundlich erwähnt, und zwar im Greifensteiner Zehentvertrag. In diesem Vertrag verzichtete Markgraf Leopold III. auf den Zehent von 13 Eigenpfarren, darunter Großrußbach, zugunsten des Bischofs von Passau. Obwohl die Pfarre zur Diözese Passau gehörte, hatte der Landesfürst durch das Patronatsrecht doch weiterhin großen Einfluss und vergab die Pfarre an hohe Beamte oder Mitarbeiter, die alle Geistliche waren, als Kanzleipfründe zu deren Besoldung. Diese Pfarrherren waren in der Regel nur selten vor Ort und delegierten die seelsorglichen Aufgaben an bezahlte Vikare.
Begehrte Pfründe
Als erster genannter Pfarrherr scheint 1201 ein Konrad (Chunradus plebanus de Ruspach) auf, dessen manchmal vermutete Identität mit dem Autor Konrad des Nibelungenlieds heute als unwahrscheinlich gilt. Von 1615 bis 1630 war Kardinal Melchior Klesl, gleichzeitig auch Bischof von Wien, der Inhaber der begehrten Pfründe und somit Pfarrherr von Großrußbach.
Kirchenneubau im 15. Jahrhundert
Wohl in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts begann man den romanischen Bau abzubrechen. An seine Stelle trat eine neue, vergrößerte gotische Kirche. Dabei verwendete man Sandsteinbruch und ließ das Mauerwerk außen unverputzt.
1560 wurden die Filial-Pfarren im Osten ausgegliedert und die Pfarre Großrußbach auf das heutige Gebiet verkleinert, ein Kirchenbrand 1623 trug zum weiteren Niedergang der reichen Pfarre bei.
Trennung zwischen Schlossverwaltung und Pfarrbereich
1750 wurde das Gut Großrußbach von Kaiserin Maria Theresia dem Theresianum in Wien einverleibt, und damit auch eine Trennung zwischen der weltlichen Schlossverwaltung und dem Pfarrbereich eingeleitet. Das Theresianum vernachlässigte die Gebäude, verkaufte im Laufe der Jahre große Teile der Besitzungen, und entzog sich schlussendlich der Patronatsverpflichtung gegenüber der Pfarre durch Verkauf des abgewirtschafteten Gutes 1894. Neuer Schlossherr wurde 1897 Hofrat Lothar Pfisterer von Auhof, der auch als Patron gutes Einvernehmen mit der Pfarre pflegte. 1945, kurz vor seinem Tod, vermachte er das Schloss mit allem Besitz dem Erzbistum Wien, das 1953 hier das Bildungshaus Großrußbach eröffnete. Der Pfarre blieb der Teil im Nordosten als Pfarrhof, sie war aber durch den Verlust des Patrons und den Kirchenbrand 1947 vor große Probleme gestellt. Nur durch großen Einsatz der Bevölkerung, finanziell und bei großartigen Theateraufführungen, konnte die Kirche bald wieder hergestellt werden. Glocken und Orgel wurden neu angeschafft und schlussendlich 1970 der neue Pfarrhof eröffnet. Die letzte große Kirchenrenovierung wurde 1983 abgeschlossen.