1972 wurde sie aus der versperrten Pfarrkiche gestohlen, 2004 kehrte sie nach Leobendorf zurück: Die von Jakob Kaschauer geschaffene spätgotische Madonna.

Es ist ein "Kunstkrimi" par excellence: Mehr als 30 Jahre lang galt die Leobendorfer Madonna – eine der bedeutendsten Plastiken aus dem zweiten Drittel des 15. Jahrunderts – als verschwunden, bis sie im Oktober 2003 auf der Münchner Kunstmesse bei einer Routinekontrolle vom dortigen Landeskriminalamt entdeckt wurde. Und dies, obwohl die Figur nach dem Diebstahl abgelaugt wurde, und alle Farbspuren getilgt sind.

 Johann Pointner, ein früherer Pfarrer von Leobendorf, konnte in München die Statue als Leobendorfer Madonna identifizieren, die ein Antiquitätenhändler aus Amsterdam 1998 bei Sotheby’s in New York um 50.000 Dollar gekauft hatte.

Von der Kripo sichergestellt

Um die von der Kripo einstweilen sichergestellte Madonna zu erwerben, setzte Diozösankonservator Hildegund Schreiber alles in Bewegung: "Die Erzdiözese Wien, das Land Niederösterreich und die Gemeinde Leobendorf trugen je ein Drittel zum Rückkauf dieser Statue um 50.000 Euro bei."

Die Kirchenzeitung verriet in einem ausführlichen Artikel weitere Details: Um Kosten für den Rücktransport zu sparen, fuhr Schreiber mit ihrem Gatten, HR DI Gerhard Schreiber, am 16. Dezember nach München und brachte die Madonna am Tag danach im Kofferraum des Autos nach Österreich zurück. Schreiber: "Unser Dank gilt insbesondere Kriminaloberkommissar Dieter Sölch für die Hilfe und Begleitung bei der Übergabe."

Wertvolles Kunstwerk

Die Leobendorfer Madonna, laut Schreiber das wertvollste Kunstwerk, das nach einem Diebstahl wieder zurück in kirchlichen Besitz gelangte, ist ein Werk von Jakob Kaschauer (gestorben 1463). Er hatte seine Werkstatt in Wien, schuf u.a. auch die Pieta in der Wiener Michaelerkirche, sowie die lebensgroße Bittstatue Friedrichs III. in der Burg in Wiener Neustadt.

Die spätgotische Madonna von Leobendorf, aus Nussholz geschnitzt, ist 111,8 Zentimeter groß und war mit einem langen blauen Kleid mit goldener Kapuze bekleidet. Maria hält das nackte Jesuskind in den Armen, dieses hatte einen roten Apfel in der Hand. Der "Apfel" erinnert an den Sündenfall durch Eva. Christus hält den Apfel: Er nimmt durch seinen Kreuzestod diese Sünde zurück.

Die feierliche Heimholung der Leobendorfer Madonna in die Pfarrkirche fand am 12. Juni 2004 um 18.00 Uhr statt.